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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Kuh?«
    »Könnte sein. Einige der Leute aus der extremen Körperschmuckszene stehen auch auf solche Sachen. Mal was anderes als ein langweiliges Tattoo, so was hat ja jeder. Und sehr viel schmerzhafter, versteht sich.«
    »Glauben Sie, dass sie zu der Szene gehört hat?«
    Er runzelte die Stirn. »Schwer zu sagen. Wenn es am Arm oder sonst wo am Körper gewesen wäre, dann könnte man es vielleicht glauben. Schließlich soll es doch jeder sehen. Aber an der Fußsohle? Ich bin skeptisch.«
    »Ist Ihnen so was schon mal begegnet?«
    »Noch nie. Jedenfalls nicht in dieser Art.«
    Sie hatte sich für seine Zeit bedankt und um ein Foto des Brandzeichens gebeten. Dann hatte sie sich zum zweiten Mal auf den Weg zu Donna Warren gemacht.
    Jetzt schaltete sie den Motor aus und saß eine Zeitlang schweigend im Auto. Zählte ihre Atemzüge. Langsam ein, zwei, drei, vier – langsam aus, zwei, drei, vier. Selbstbeherrschung. So wie Marina es ihr geraten hatte. Es war ihr zuwider, der Frau für irgendetwas dankbar sein zu müssen, aber das hatte wirklich geholfen. Eigentlich ganz simpel; sie hätte von selbst darauf kommen können. Sich ein paar Sekunden Auszeit nehmen, atmen, runterkommen. Und wenn danach immer noch ein Rest Wut übrig war, ihn in das kanalisieren, was immer man als Nächstes tun wollte. Kinderspiel.
    Erst recht, wenn es um Donna Warren ging. Wut in ihre Richtung zu kanalisieren würde das reinste Vergnügen werden.
    Rose hasste es, wenn man sie für dumm verkaufte. Das war immer schon so gewesen. So was ließ sie niemandem durchgehen. Auf der Polizeischule in Hendon hatte sie von Anfang an dafür gesorgt, dass sie nie zur Zielscheibe irgendwelcher Witze wurde. Dass man sie nie schikanierte oder ihr dumm kam. Sie hatte sich immer zu verteidigen gewusst und genauso viel ausgeteilt wie eingesteckt. Manchmal noch mehr. Allerdings war ihr Verhalten nicht unbemerkt geblieben, und als es irgendwann ihre Zukunftspläne zu gefährden begann, war ihr klargeworden, dass sie sich zurückhalten und neue Bewältigungsmechanismen finden musste. Und genau das hatte sie getan. Eigentlich lag es auf der Hand. Die Wut sublimieren, umleiten. In ihre Karriereplanung. In das Ziel, in allem besser zu sein als der Rest ihres Jahrgangs. Der jüngste Detective Inspector der Met zu werden. Die Überfliegerin.
    Leider war es etwas anders gekommen.
    Und nichts davon war ihre Schuld.
    Im Seitenspiegel warf sie einen Blick auf Donnas Haus. Saß mehrere Minuten lang da und beobachtete es. Zu sehen gab es nichts. Niemand ging hinein oder kam heraus; niemand erschien am Fenster oder an der Tür. Nichts rührte sich.
    Sie nickte. Stieg aus dem Wagen, schloss ihn ab und machte sich auf den Weg die Straße hinunter. Höchste Wachsamkeit.
    Das allerdings erwies sich als überflüssig. Niemand sah ihr hinterher, näherte sich ihr oder wich ihr demonstrativ aus. Die einzigen Menschen weit und breit waren ein junges Pärchen. Sie trugen Jogginganzüge, aber ihren speckigen, un­förmigen Leibern nach zu urteilen, hatten sie nicht vor, sich auch nur in die Nähe eines Fitnessstudios zu begeben. Sie kamen ihr entgegen und schoben einen Buggy mit einem Kleinkind vor sich her. An den Griffen baumelten prall gefüllte Aldi-Tüten.
    Rose lächelte in sich hinein. Mag sein, dass ich ein paar Probleme habe , dachte sie. Aber so fertig wie die beiden bin ich noch nicht.
    Sie ging auf Donnas Haustür zu. Blieb davor stehen. Noch ehe sie die Hand heben konnte, um zu klopfen, spürte sie erneut die altbekannte Wut in ihrem Innern hochkochen. Sie sah auf ihre Hand. Sie zitterte. Sie steckte sie in die Tasche ihrer Jeans und atmete noch einmal langsam ein. Und langsam aus.
    Als sie sich wieder unter Kontrolle hatte, klopfte sie.
    Kaum hatte sie die Hand von der Tür weggezogen, veränderte sich ihre Körperhaltung. Sie war kampfbereit. Sobald diese billige Nutte die Tür aufmachte, würde Rose sie packen. Rein ins Haus, Tür zu, und dann würde sie ihr eine Lektion erteilen. Sie sollte merken, was passierte, wenn man versuchte, Rose Martin übers Ohr zu hauen. Das würde sie bestimmt so schnell nicht noch mal versuchen. Oh nein. Sie würde winseln und betteln und jammern, wie leid es ihr tue und ob sie nicht noch mal von vorne anfangen könnten. Dass sie so was nie wieder machen würde. Genau. Wart’s ab. Wart’s nur ab.
    Nichts. Keine Reaktion.
    Rose seufzte verärgert und klopfte erneut. Wartete.
    Nichts.
    Noch ein wütender Seufzer. Niemand da. Die ganze

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