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Stirb, Schätzchen, Stirb

Stirb, Schätzchen, Stirb

Titel: Stirb, Schätzchen, Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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dahin ist die Sache sicher unter Dach und Fach.«
    »Okay.«
    Er wandte sich zum Gehen, blieb dann aber noch einmal stehen und sah sie fragend an. »Eve? Wirst du sie fragen, warum sie es getan hat? Spielt das für dich eine Rolle?«
    »Natürlich werde ich sie danach fragen. Weil es immer eine Rolle spielt.«
    Als sie wieder allein in ihrem Arbeitszimmer war, rief sie die Daten und Bilder sämtlicher ehemaligen Pflegekinder auf dem Bildschirm auf und versuchte noch einmal herauszufinden, ob es eine Verbindung zwischen zwei von ihnen gab. Durch die Schule, einen Job, einen Sozialarbeiter, eine Lehrerin. Aber Trudy war das einzig erkennbare Bindeglied.
    »Eine von ihnen ist tot«, murmelte sie leise vor sich hin. »Alle anderen leben und haben für die Tatzeit Alibis.«
    Also sähe sie sich am besten die Tote noch einmal genauer an.
    Marnie Ralston, Mutter tot, Vater unbekannt. Auch Zanas Mutter war angeblich verstorben und der Vater unbekannt. Es war clever, möglichst dicht bei der Wahrheit zu bleiben, wenn man eine neue Identität annahm. Sie rief Marnies Akte auf.
    Sie hatte diverse Jugendstrafen abgesessen, merkte Eve. Wegen Laden- und Taschendiebstahls, Vandalismus, Beschädigung von fremdem Eigentum und Drogenbesitz. Im zarten Alter von fünfzehn hatte sie den Einsatz dann erhöht und es mit schwerem Autodiebstahl versucht.
    Laut psychologischem Gutachten war sie eine aufsässige, pathologische Lügnerin mit soziopathischen Tendenzen und gleichzeitig einem überdurchschnittlich hohen IQ gewesen.
    Eve ging die Notizen des Psychologen durch.
    Die begutachtete Person ist extrem intelligent. Sie genießt es, diese Intelligenz zu nutzen, um sich gegen Autoritätspersonen aufzulehnen. Sie denkt sehr strukturiert und eignet sich problemlos sämtliche Fähigkeiten an, die ihrer Meinung nach für die Erreichung ihrer Ziele wichtig sind.
    »Sie muss es einfach sein«, murmelte Eve.
    Die Kooperationsbereitschaft und-fähigkeit, die sie phasenweise zeigt, hat sich als vorsätzliche und bewusste Anpassung ihres Verhaltens herausgestellt, von der sie sich gewisse Vorteile verspricht. Obwohl sie Richtiges von Falschem unterscheiden kann, entscheidet sie sich immer für den Weg, von dem sie denkt, dass er ihr die größte Aufmerksamkeit, die meisten Privilegien oder sonstigen Vorteile beschert. Wenn sie andere Menschen täuscht, tut sie das zum einen, weil sie sich einen Gewinn davon verspricht, und zum anderen, weil sie Menschen, die vermeintlich Macht über sie haben, ihre Überlegenheit beweisen will. Ursache dafür sind sicher der Missbrauch und die Vernachlässigung, die sie als Kind erlitten hat.
    »Ja, vielleicht. Oder vielleicht lügt sie einfach gern.« Es gab viele Menschen, denen es richtiggehend Freude machte, Polizisten zu belügen, erinnerte sie sich. Bei einigen war es einfach eine spontane Reaktion.
    Eve rief Marnies Lebenslauf und ihre Krankenakte auf.
    »Gebrochene Hand, gebrochene Nase, Abschürfungen, Prellungen, blaue Augen, Gehirnerschütterung.« All das hatte ihr, den Berichten der Ärzte, der Polizei und des Jugendamts zufolge, die eigene Mutter zugefügt. All diese Verletzungen hatte sie also davongetragen, bevor sie ihre schlimmsten Straftaten begangen hatte und bei dem Seelenklempner gelandet war.
    Die Mutter war für diese Taten in den Knast gewandert und die Tochter in ein Heim, ehe sie in Trudys Haus gelandet war. Sie war fast ein Jahr dort geblieben, bis sie mit dreizehn weggelaufen war. Danach hatte sie es geschafft, fast zwei Jahre im Untergrund zu leben, bevor sie wegen schweren Autodiebstahls aufgegriffen worden war. Ja, sie war wirklich clever. Aber ein junges Mädchen brauchte schließlich auch Cleverness und Witz sowie jede Menge Glück, damit es, wenn es so lange auf der Straße lebte, nicht vollkommen unterging.
    Als sie erwischt worden war, hatte man sie - trotz des Gutachtens des Psychologen - abermals in eine Pflegefamilie gesteckt. Aus der sie bereits ein paar Wochen später fortgelaufen war.
    Danach hatte sie bis zu ihrer Volljährigkeit erneut im Untergrund gelebt. Hatte sich entweder aus Schwierigkeiten rausgehalten oder es so clever angestellt, dass sie nicht noch einmal aufgefallen war. Hatte mehrere kurzfristige Jobs gehabt. Als Stripperin und Tänzerin in irgendwelchen Clubs und Bars. Bevor sie, ihrer Akte nach, in die Luft geflogen war.
    »Ich glaube einfach nicht, dass es so war.«
    Eve rief die letzten bekannten Passfotos von Marnie neben einem Bild von Zana auf dem

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