Stirb, Schätzchen, Stirb
ist. Dass ich sie selber klären muss.«
»Es ist - oder es war - nicht deine, sondern unsere Sa che, Eve. Und wir mussten sie gemeinsam klären, nicht du allein. Und das ist jetzt geschehen.«
»Ich will nicht, dass du meine Probleme für mich löst.« Sie fuhr zu ihm herum, u nd bevor sie beide wussten, was passieren würde, flog ih r Weinglas durch die Luft. »Das war alleine meine Angelegenheit.«
»Es gibt nichts mehr, was alleine deine Sache wäre, genauso, wie es nichts mehr gibt, was noch alleine meine Sache ist.«
»Ich habe es nicht nötig, dass du mich beschützt. Und ich lasse auch nicht zu, dass du das tust.«
»Oh, verstehe.« Seine Stimme wurde leise, was immer ein schlechtes Zeichen war. »Dann ist es also vollkommen in Ordnung, wenn ich m ich um irgendwelche lästigen De tails deiner Arbeit kümmere. Aber ich darf meine Nase nicht in Dinge stecken, die wirklich wichtig sind?«
»Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Ich weiß, ich bin eine schlechte Ehefrau.« Ihre Kehle war wie zu geschnürt, und sie br achte die Worte nur mit Mühe he raus. »Ich vergesse ständig irgendwelche Sachen, und es stört mich nicht einmal genug, um zu versuchen, etwas dagegen zu tun. Aber -«
»Du bist keine schlechte Ehefrau, was ich als dein Mann durchaus beurteilen kann. Aber du bist ein schwieriger Mensch. Sie ist zu mir gekommen, um mich zu erpressen, aber das wird sie sicher nicht noch einmal tun. Ich habe alles Recht der Welt, dich und meine eigenen Interessen zu schützen. Und wenn du deshalb einen Tobsuchtsanfall kriegen willst, kriegst du den besser allein.«
»Lass mich jetzt bloß nicht einfach stehen.« Es juckte ihr in den Fingern, mit irgendetwas Wertvollem nach ihm zu werfen, als er sich zum Gehen wandte. Aber das wäre einfach zu weiblich und zu blöde gewe s en, um es tatsächlich zu tun. »Lass mich bloß nicht einfach stehen, und tu vor allem nicht meine Gefühle einfach mit einem Schulterzucken ab.«
Er blieb stehen und sah sie aus zornblitzenden Augen an. »Meine geliebte Eve, wenn mir deine Gefühle nicht so wichtig wären, würden wir diese Unterhaltung gar nicht führen. Wenn ich dich jetzt alleine lasse, tue ich das nur, um nicht deinen Kopf so lange gegen die Wand krachen zu lassen, bis du wieder halbwegs zu Besinnung kommst.«
»Hättest du es mir überhaupt erzählt?«
»Ich weiß nicht. Es gab viele gute Gründe, es dir zu verschweigen, weshalb ich mir noch nicht ganz sicher war. Sie hat dich verletzt, und so etwas lasse ich nicht zu. So einfach ist das. Um Gottes willen, Eve, als ich die Sache mit meiner Mutter herausgefunden habe und deswegen fast verrückt geworden bin, hast du dich da nicht auch um mich gekümmert und dich sogar schützend vor mich gestellt?«
»Das ist nicht dasselbe.« Ihr Magen brannte, und die Galle, die in ihrer Kehle aufstieg, mischte sich mit ihrer Stimme, als sie von ihm wissen wollte: »Was hast du bekommen, Roarke? Was hast du anderes bekommen als Menschen, die dich lieben und so akzeptieren, wie du bist? Gute, anständige Menschen. Und was wollen sie von dir? Nichts, nicht einen gottverdammten Cent. Ja, du hast es schwer gehabt. Dein Vater hat deine Mutter umgebracht. Aber was hast du sonst noch rausgefunden? Dass sie dich geliebt hat. Dass sie ein junges, unschuldiges Mädchen war, das dich geliebt hat. So ist es bei mir nicht. Mich hat nie jemand geliebt. Nichts und niemand aus meiner Vergangenheit war anständig oder unschuldig oder gut.«
Ihre Stimme brach, aber sie spie auch noch die letzten Worte aus: »Also, ja, die Sache hat dir einen harten Schlag versetzt. Aber als du ins Taumeln gekommen bist, bist du dabei in eine echte Goldgrube gestürzt. Ein solches Glück hatte ich leider nicht.«
Er hielt sie nicht zurück, als sie aus dem Raum marschierte, und lief ihr auch nicht nach, als sie über die Treppe in ihr Arbeitszimmer floh. Denn ihm fiel ihm Augenblick einfach kein Grund für eine Versöhnung ein.
5
Um nicht zu explodieren, ging er in den Fitnessraum und ließ dort den Dampf in kleinen Dosen ab. Die Verletzung an der Schulter, die er sich vor ein paar Wochen zugezogen hatte, tat noch immer etwas weh.
Er hatte sich verletzt, als er mit Eve auf Verbrecher jagd gegangen war. Es war also offenbar okay, sein verdammtes Leben zu riskieren, so lange es um ihre Arbeit ging, aber wenn er sich einer verdammten Erpresserin entledigte, machte sie ihn deshalb an.
Vergiss es, sagte er sich streng. Denk einfach nicht mehr darüber
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