Stirb, Schätzchen, Stirb
Gott, was habe ich getan?
Roarke wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, griff nach einer Flasche Wasser und erwog, noch eine Runde auf dem Laufband nachzuschieben, weil er immer noch verletzt und zornig war.
Er trank einen großen Sc hluck und überlegte, ob er viel leicht lieber schwimmen gehen sollte. Als sie den Raum betrat.
Seine Rückenwirbel richteten sich spürbar einer nach dem anderen auf.
»Wenn du trainieren willst, musst du noch etwas warten. Ich bin nämlich noch nicht fertig, und ich habe augenblicklich kein Interesse an deiner Gesellschaft.«
Sie hätte ihm gern erklärt, dass er es mit dem Training übertrieb. Dass seine Schulterwunde dafür noch nicht geschlossen genug war. Aber für diesen Satz würde er sie fertigmachen. Und sie hätte es verdient.
»Ich brauche nur einen Moment, um zu sagen, dass mir mein Ausbruch eben leidtut. Furchtbar leid. Ich weiß nicht, woher die Sätze kamen, ich habe nicht einmal gewusst, dass ich zu solchen Sätzen fähig bin. Ich schäme mich dafür.« Ihre Stimme zitterte, aber sie würde die Sache zu Ende bringen, und sie bräche dabei nicht in Tränen aus. »Deine Familie. Ich bin froh, dass du sie gefunden hast. Das schwöre ich. Die Erkenntnis, dass ich irgendwo in meinem Inneren so kleinmütig sein kann, darauf neidisch oder eifersüchtig zu sein, macht mich richtiggehend krank. Ich hoffe, dass du mir mein Verhalten irgendwann verzeihen kannst. Das ist alles.«
Als sie sich wieder zum Gehen wandte, fluchte er leise auf: »Warte. Warte einen Augenblick.« Er schnappte sich ein Handtuch und fuhr sich damit über das Haar und durchs Gesicht. »Ich schwöre dir, du kannst mich so fertigmachen wie niemand anderes sonst. Jetzt muss ich überlegen, jetzt muss ich mich fragen, wie ich empfinden würde, wäre unsere familiäre Situation genau anders herum. Ich kann es nicht sagen, aber wenn dann auch in meinem Inneren ein paar gehässige Gedanken keimen würden, wäre ich nicht im Geringsten überrascht.«
»Es war hässlich und schrecklich, das ich so etwas gesagt habe. Dass ich dazu in der Lage war. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Oh Gott, Roarke, ich wünschte, ich hätte es nicht getan.«
»Wir haben beide irgendwann mal Dinge von uns gegeben, von denen wir uns wünschen, wir hätten sie nie gesagt. Damit kommen wir zurecht.« Er warf das Handtuch über eine Bank. »Und was die andere Sache angeht...«
»Was ich dazu gesagt habe, war ebenfalls verkehrt.«
Seine Brauen schössen hoch. »Entweder ist* Weihnachten in diesem Jahr ein bisschen früher oder wir haben einen neuen Feiertag.«
»Ich weiß, dass ich mich wie eine Idiotin benommen habe. Dass ich so dämlich war, dass ich mir am liebsten selbst dafür in den Hintern treten würde.«
»Das kann ich gerne für dich tun.«
Sie behielt auch weiter ihre ernste Miene bei. »Sie hatte es auf deine Kohle abgesehen, und du hast dich gewehrt. So einfach. Ich habe es erst kompliziert gemacht, ich habe es auf mich bezogen, nur, dass es nie um mich gegangen ist.«
»Das ist nicht ganz richtig. Ich habe ihr erheblich stärker zugesetzt, als erforderlich gewesen wäre, weil es für mich die ganze Zeit um dich gegangen ist.«
Ihr Hals und ihre Augen brannten, als sie ihm erklärte: »Ich hasse es ... ich hasse es - nein, nicht.« Als er einen Schritt in ihre Richtung machen wollte, hielt sie ihn zurück. »Ich muss selbst dahinterkommen, wie ich es am besten formuliere. Ich hasse es, dass nicht ich das blöde Weib vertrieben habe. Dass ich noch nicht mal ansatzweise dazu in der Lage war. Und ich bin auf dir herumgetrampelt, weil ich es nicht konnte und weil du es deshalb übernommen hast.«
Sie atmete hörbar ein. »Und ich bin deshalb auf dir herumgetrampelt, weil ich wusste, dass ich es mir leisten kann. Weil ich bei aller Dummheit wusste, dass du mir verzeihst. Du hast nichts hinter meinem Rücken unternommen, hast mein Vertrauen nicht missbraucht und auch nichts von den anderen Dingen getan, die ich mir eingeredet habe. Du hast einfach getan, was getan werden musste. Weiter nichts.«
»Lob mich besser nicht zu sehr.« Jetzt setzte er sich auf die Bank. »Ich hätte sie nämlich liebend gerne umgebracht. Ich glaube, das hätte mir richtig Spaß gemacht. Aber das wolltest du ganz sicher nicht. Also habe ich mich damit begnügt, sie davon zu überzeugen, dass ich sie umbringen werde - und zwar auf eine möglichst unangenehme Art -, wenn sie je noch einmal eine ihrer klebrigen Pfoten an einen von
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