Stirb, Schätzchen, Stirb
Arschloch bin.«
Er tätschelte ihr gut gelaunt das Knie. »Okay«, erklärte er, stand auf und reichte ihr eine Hand.
In einem Hotel in der Zehnten stand Trudy Lombard in ihrem kleinen Zimmer und betrachtete ihr Spiegelbild. Er bildete sich ein, er hätte sie erschreckt, doch auch wenn ihm das vielleicht gelungen war, hieß das noch lange nicht, dass sie den Schwanz einkniff und wie ein geprügelter Hund nach Texas zurückschlich.
Sie hatte eine Entschädigung dafür verdient, dass sie dieses widerliche Mädchen bei sich aufgenommen hatte und fast ein halbes Jahr lang für die Kleine zuständig gewesen war. Dafür, dass sie dieses Gör fast sechs Monate lang unter ihrem Dach ertragen, es ernährt und anständig gekleidet hatte, einfach gut zu ihm gewesen war.
Und der mächtige Roarke würde auch dafür bezahlen, wie er mit ihr umgesprungen war. Und zwar deutlich mehr als die lächerlichen zwei Millionen, derentwegen sie bei ihm gewesen war.
Sie hatte ihr Kostüm gegen ihr Nachthemd eingetauscht. Es war wichtig, gut vorbereitet zu sein, erinnerte sie sich und spülte eine Schmerztablette mit dem guten französischen Wein herunter, den sie so gerne trank.
Weshalb sollte sie unnötig leiden? Damit wäre niemandem gedient. Auch wenn ihr ein leichter Schmerz, weil er die Sinne schärfte, durchaus nicht ungelegen kam.
Sie machte langsame und gleichmäßige Atemzüge, als sie nach der mit Münzen gefüllten Socke griff, sie in Richtung ihres Kopfes schwang und ihren Wangenknochen und den Kiefer traf. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr Schädel platzte, eine Woge der Übelkeit stieg in ihrem Innern auf, doch sie biss die Zähne aufeinander und schlug noch einmal zu.
Sie ließ sich auf den Boden sinken, denn ihr wurde schwindelig, und ihre Beine gaben nach. Sie hätte nicht gedacht, dass es so wehtun würde, doch sie hielte es auch weiter aus. Sie hielt jede Menge aus.
Als ihre Hände nicht mehr zitterten, griff sie abermals nach ihrer selbst gemachten Waffe, ließ sie gegen ihre Hüfte krachen, biss sich auf die Lippe, bis sie blutete, und schlug zweimal auf ihren Oberschenkel ein.
Es war noch immer nicht genug, dachte sie, obwohl bereits die ersten heißen Tränen aus ihren Augen quollen, in denen ein bösartiges Glitzern lag. Es war noch immer nicht genug, dachte sie erneut, und genoss beinahe den Schmerz, der durch ihren Körper zog. Jeder Schlag war Geld.
Mit einem lauten Heulen schlug sie sich mit dem prall gefüllten Strumpf mehrmals auf den Bauch. Beim dritten Mal jedoch machte ihr Magen nicht mehr mit. Sie übergab sich über der geöffneten Toilette und richtete sich stöhnend wieder auf, bevor sie ohnmächtig in sich zusammensank.
Es war deutlich schwieriger, als sie vermutet hatte, merkte Eve. Das Haus war voller Menschen und Droiden, und es sah so aus, als hätte Roarke einen ganzen Wald im Ballsaal pflanzen lassen, der sich auch noch auf die Terrasse zu erstrecken schien. Kilometerlange Girlanden, mehrere Tonnen bunter Kugeln und genügend Lichterketten, um die ganze Stadt in hellem Glanz erstrahlen zu lassen, warteten darauf, dass endlich besprochen würde, wie und wo jedes dieser Teile am besten zur Geltung kam.
Überall standen Leitern, Tische, Stühle, lagen Abdeckplanen, Kerzen und Stoffbahnen herum. Der Typ, der das Podium für das Orchester oder vielleicht auch die Band errichten sollte, stritt mit dem Typen herum, der für die Dekoration zuständig war.
Hoffentlich gingen die beiden gleich noch aufeinander los. Denn mit solchen Dingen kannte sie sich aus.
Roarke hatte sie beim Wort genommen und damit beauftragt, das Schmücken des Ballsaales zu überwachen.
Was in aller Welt hatte sich der Kerl dabei gedacht?
Ständig wollte irgendjemand von ihr wissen, was sie dachte, was sie wollte, ob ihr diese oder jene oder eine dritte Variante lieber war.
Einer der Dekorateure war bereits in Tränen ausgebrochen, als Eve zum dritten Mal verkündet hatte, er sollte einfach machen, was er wollte, ihr wären diese Dinge vollkommen egal.
Okay, sie hatte gesagt, es würde sie einen feuchten Kehricht interessieren, wo welche Girlande hing, aber musste er so empfindlich sein?
Sie spürte, dass der altbekannte Stress-Kopfschmerz im Anzug war, und wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er die Oberhand über ihr Hirn und ihre Denkfähigkeit gewann.
Am liebsten hätte sie sich einfach hingelegt. Oder hätte einen Anruf vom Revier bekommen mit der Bitte, sich sofort an den Tatort zu begeben,
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