Stirb, Schätzchen, Stirb
und kam zu dem Ergebnis, dass es eins von diesen Teilen war, in die man sich hineinwand wie ein Aal. Als sie damit fertig war, trug sie die Sandalen, die sie erst zur Stunde null anziehen würde, zur Kommode, baute sich dort vor dem Spiegel auf und kämpfte mit dem Schmuck.
Das Armband war zu groß, bemerkte sie. Sie würde es bestimmt verlieren, der Finder würde es verkaufen und bekäme so viel Geld dafür, dass er sich eine nette, kleine Insel im Südpazifik davon kaufen könnte. Doch das wäre ihm gegönnt.
»Du musst es anders tragen«, meinte Roarke aus Richtung Tür. »Hie r.« Elegant in einem schwarzen Smoking trat er neben sie und schob das glitzernde Band über ihren Ellenbogen bis zu ihrem Oberarm hinauf. »Der dezente Kriegerinnen-Look steht dir wirklich gut.«
Er trat einen Schritt zurück. »Du siehst aus wie eine Flamme. Eine lange, goldene Flamme in einer kalten Nacht.«
Wenn er sie so ansah, schmolz sie unweigerlich dahin, deshalb wandte sie sich eilig ab und blickte auf ihr Spiegelbild. Das Kleid sah aus wie eine schlanke, weich fließende Säule, aber da es keine Träger hatte, wollte sie von ihrem Gatten wissen: »Meinst du, dass es oben bleibt?«
»Auf jeden Fall, bis unsere Gäste gehen«, versicherte er ihr, beugte sich ein wenig vor, glitt mit seinen Lippen über eine ihrer nackten Schultern, schlang ihr die Arme um die Taille und betrachtete ebenfalls ihr Spiegelbild.
»Das ist unser zweites gemeinsames Weihnachten«, stellte er versonnen fest. »Und die Erinnerungsbox, die uns Mavis und Leonardo letztes Jahr geschenkt haben, ist schon ziemlich voll.«
»Ja.« Auch sie blickte noch einmal in den Spiegel und sah ihn, da sie ein wirklich tolles Bild abgaben, lächelnd an. »Das stimmt. Vielleicht bleibt es dieses Jahr ja etwas ruhiger, und wir können weitere Erinnerungen sammeln, statt einen durchgedrehten Weihnachtsmann zu jagen wie im letzten Jahr.«
»Das können wir nur hoffen«, antwortete Roarke und fügte, als das Link auf ihrem Nachttisch klingelte, hinzu: »Anscheinend kommen gerade die ersten Gäste an. Ziehst du auch noch Schuhe an?«
»Ja, ja.« Sie stieg in eine der Sandalen und kniff die Augen zusammen, als sie die glitzernde Schnalle sah. »Oh, Gott, erzähl mir bloß nicht, dass das echte Diamanten sind.«
»Also gut. Ich erzähle es dir nicht. Beeil dich, Lieutenant. Die Gastgeber sollten pünktlich sein.«
Diamanten an den Schuhen. Er war einfach verrückt.
Eins aber musste sie dem Verrückten lassen. Seine Partys waren toll. Bereits nach einer Stunde drängten sich zahlreiche Menschen in dem großen Saal. Die Lichter funkelten wie teurer Wein, das Orchester spielte leise Hintergrundmusik, und neben echten Trüffeln gab es feinste Kanapees, Pasteten, Mousses und andere verführerische Köstlichkeiten aus der ganzen Welt.
Das Personal wirkte genauso elegant wie die Champagnerflöten auf den silbernen Tabletts, und obwohl vier Weihnachtssterne fehlten, sah der Baum einfach fantastisch aus. Ebenso fantastisch wie der Tannenwald, aus dem dank der vielen kleinen Lämpchen und der unzähligen bunten Kugeln ein regelrechter Zauberhain geworden war.
Oh ja, seine Partys waren einfach toll.
»Was für eine megacoole Fete!« Fröhlich kam die hochschwangere Mavis Freestone auf sie zugerannt und bremste ihren Lauf, indem sie wenig sanft mit ihrem dicken Bauch gegen die Freundin stieß. »Keiner schmeißt so tolle Partys wie ihr zwei!«
Die Haare trug sie heute Abend silbrig, lang und wild zerzaust. Ihr rotes Kleid war derart eng, dass Eve befürchtete, ihr dicker Bauch quölle jeden Augenblick heraus, als Zugeständnis an die fortgeschrittene Schwangerschaft hatten ihre Silberstiefel flache, breite Absätze in der Form von Weihnachtsbäumen, und die Augenbrauen sahen wie zwei Reihen kleiner Silbersterne aus.
Eve fragte lieber nicht, wie sie das hinbekommen hatte, Roarke aber nahm Mavis bei der Hand und erklärte: »Du siehst wieder mal fantastisch aus«, und blickte lächelnd auf den in Silber und Rot gehüllten Hünen, der direkt neben ihr stand. »Und du auch.«
Leonardo strich mit einer seiner großen Hände über Mavis' Rücken und erklärte stolz: »Bald fängt der Countdown an.«
»Der große Tag steht sozusagen unmittelbar bevor. Hm, was ist denn das? Kann ich das essen?« Mavis schnappte sich drei Kanapees von einem Tablett und schob sie sich wie Bonbons in den Mund. »Wenn es so weit ist, werden wir Tag und Nacht nur noch miteinander schlafen, weil man
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