Stirb, Schätzchen, Stirb
einem Beutel muss man erst mal ausholen, selbst wenn man direkt vor ihr steht.«
Sie runzelte die Stirn und sah Morris aus zusammengekniffenen Augen an. »Um Himmels willen. Hat sie sich die Verletzungen etwa selber zugefügt?«
»Die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Hier, gucken Sie mal.« Er wählte ein anderes Programm. »Hier haben wir nur einen Menschen, der mit beiden Händen ausholt, wobei das Gewicht des Beutels in der Rechten liegt, als er von schräg unten auf ihre Wange trifft.«
»Dieses kranke Weib«, stieß Eve leise aus.
»Und hoch motiviert. Den Winkeln zufolge, in denen die Waffe an den anderen Stellen aufgekommen ist, hat sie sich möglicherweise alle Wunden außer denen am Schädel selber zugefügt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es so war, beträgt immerhin 99,8 Prozent.«
Sie musste sämtliche bisherigen Theorien über den Haufen werfen und sich darauf konzentrieren, dass Trudy vielleicht selbst die erste Täterin gewesen war. »Sie hat keine Abwehrverletzungen, und es gibt keine Anzeichen für einen Kampf oder dafür, dass sie gefesselt war.«
Während sich ihre Gedanken überschlugen, setzte Eve die Brille noch einmal auf, trat wieder vor die Leiche und sah sie sich von oben bis unten an. »Woher kommen die Abschürfungen an den Ellenbogen und den Knien?«
»Die stammen wahrscheinlich von einem Sturz. Vielleicht, nachdem sie den ersten Schlag über den Schädel bekommen hat.«
»Okay, okay. Wenn einen jemand derart übel zurichtet und dann noch mal zurückkommt, um einen weiter zu vermöbeln, läuft man entweder davon oder man gerät ins Stolpern, aber dann hebt man zumindest in dem Versuch, den Angreifer abzuwehren, die Hände vors Gesicht. Sie müsste also wenigstens ein paar blaue Flecke an den Unterarmen haben oder so. Aber da ist nichts, weil sie sich selbst geschlagen hat. Und unter ihren Nägeln war auch nichts?«
»Jetzt, wo Sie es erwähnen -« Morris sah sie lächelnd an. »Es gab ein paar Fasern unter den Nägeln des Zeige- und Ringfingers der rechten und unter dem Nagel des Zeigfingers ihrer linken Hand.«
»Sie stimmen sicher mit den Fasern aus den Kopfwunden überein.« Eve ballte die rechte Faust. »Sie hat sich in dem Stoff verkrallt und erst mal Mut gesammelt. Sie war wirklich total verrückt.«
»Dallas, Sie haben gesagt, Sie hätten sie gekannt. Warum hätte sie so etwas machen sollen?«
Eve warf ihre Brille fort. Jetzt hatte sie ihren Zorn gefunden, und er drang ihr bis ins Mark. »Damit sie behaupten kann, dass es jemand anderes war. Ich oder vielleicht auch Roarke. Vielleicht, um damit zu den Medien zu gehen«, erklärte sie und stapfte vor dem Stahltisch auf und ab. »Nein, nein, das bringt nicht genug Geld. Aufmerksamkeit, sicher, und bestimmt auch etwas Kies, aber eindeutig nicht genug. Sie wollte uns erpressen. Dachte, dass sie uns damit erpressen kann. Entweder, wir hätten bezahlt, oder sie wäre damit an die Öffentlichkeit gegangen und hätte aller Welt gezeigt, wie sie angeblich von uns zugerichtet worden ist. Aber dieser Plan hat sich gegen sie gewandt. Wer auch immer ihr Komplize war, kam anscheinend zu dem Schluss, dass er sie nicht mehr braucht. Oder vielleicht war sie auch zu gierig und hat versucht, die Sache alleine durchzuziehen.«
»Man muss wirklich dreist sein, wenn man versucht, einen Cop wie Sie oder einen Mann wie Roarke zu er pressen.« Er warf einen verächtlichen Blick auf die tote Frau. »Vor allem muss man wirklich krank sein, um sich selber so was anzutun, nur, weil man die Hoffnung hat, dass man damit was verdienen kann.«
»Dass sie zum Lohn für ihre Qualen letztendlich hier bei Ihnen liegen würde, hätte sie wahrscheinlich nicht gedacht.«
Auf dem Weg zurück an ihren Arbeitsplatz machte Peabody noch einen kurzen Umweg. Dallas würde ihr den Arsch aufreißen, wenn sie davon erführe, aber es würde ja nicht lange dauern. Außerdem hatte die Spurensicherung bisher nichts in dem Raum gefunden, den Bobby und Zana geräumt hatten.
Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie McNab überhaupt an seinem Schreibtisch fand. Vielleicht war er auch unterwegs. Da er sich nicht die Mühe gemacht hatte, ihr eine Nachricht zu hinterlassen, hatte sie keine Ahnung, wo er war.
Männer konnten wirklich ätzend sein. Weshalb hatte sie sich überhaupt mit einem Exemplar zusammengetan? Schließlich war ihr Leben als Single vollkommen okay gewesen. Schließlich hatte sie ganz sicher nicht extra nach einem Kerl wie ihm gesucht.
Wer würde schon nach
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