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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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mir nicht«, meinte Branson. »So was seh ich mir nicht an.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass wir alle potenzielle Mörder sind?«, erkundigte sich Nick Nicholas.
    Grace erinnerte sich an einen Profiler, der bei einer Tagung in den Vereinigten Staaten einen Vortrag über Snuff-Filme gehalten und mit dem er abends an der Bar gesessen hatte. »Wir alle haben die Fähigkeit zu töten, aber nur wenige können mit der Tatsache leben, dass sie getötet haben. Es gibt viele, die neugierig sind und es aus zweiter Hand erleben möchten. Und genau diese Erfahrung bieten Snuff-Filme – man erlebt, wie ein Mensch getötet wird. Überlegen Sie doch mal, normale Leute haben kaum je die Gelegenheit mitzuerleben, wie jemand umgebracht wird.«
    »Bei meiner Schwiegermutter hätte ich eine Ausnahme gemacht«, warf Potting ein.
    »Danke für den Beitrag, Norman«, unterbrach ihn Grace. Er wandte sich an Glenn Branson. »Tom Bryce hat mitten in der Nacht das Haus verlassen und ist mit dem Espace weggefahren. Um diese Zeit herrscht wenig Verkehr. Wir wissen nicht, wohin er wollte oder wie viel Benzin er noch hatte. Ich möchte, dass ihr die Suche nach Janie Strettons Kopf abbrecht und alle verfügbaren Kräfte einsetzt, um sämtliche Überwachungskameras im Umkreis von fünfzig Kilometern zu überprüfen – Polizeiwachen, städtische Einrichtungen, Tankstellen und so weiter.«
    »Wird gemacht.«
    »Don, Sie sorgen bitte dafür, dass jemand die persönlichen Unterlagen von Reggie D’Eath durchforstet – Kontoauszüge, Kreditkartenabrechnungen …«
    »Das läuft schon.«
    »Gut.«
    Grace sah auf die Uhr. Um halb zehn musste er zu Alison Vosper und es bis zehn irgendwie ans andere Ende der Stadt schaffen, wo schon der nächste Termin wartete. »Wir treffen uns um halb sieben hier. Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Noch Fragen?«
    Meist gab es eine Menge Fragen, doch diesmal herrschte Schweigen.
    Dann klingelte ein Telefon. Die Sekretärin meldete sich und reichte Glenn Branson den Hörer. Alle schauten ihn an, als spürten sie, dass es wichtige Neuigkeiten gab.
    Branson bat den Anrufer um Geduld, hielt den Hörer zu und sagte: »Der Espace von Bryce wurde auf einem Feldweg bei Bolney nahe der A23 gefunden.«
    »Verlassen?«, fragte Grace, obwohl er die Antwort schon ahnte.
    »Ausgebrannt.«

73
    ALISON VOSPER TRUG ihren durchgestylten Businesslook, als sie Grace um Punkt halb zehn in ihrem Büro empfing. Die eckigen Schultern der schwarzen Kostümjacke wirkten zu breit und passten nicht recht zu der elfenbeinfarbenen Bluse mit dem Spitzenkragen.
    Wie üblich überkam Grace eine gewisse Nervosität. Er konnte nichts dafür, sie machte ihm Angst; er kam mit ihrer ätzenden Art und der Macht, die sie über ihn ausübte, einfach nicht klar. Zudem war es nicht gerade hilfreich, dass sie ihm einen Konkurrenten in Gestalt von Cassian Pewe auf den Hals hetzen wollte.
    Sie saß an ihrem makellos aufgeräumten Schreibtisch und verströmte einen Parfumduft, der eher stechend als erotisch wirkte. Zu seiner Überraschung begrüßte sie ihn mit einem Lächeln, schraubte eine Wasserflasche auf und trank ein winziges Schlückchen. »Guten Morgen, Roy.« Ihre Stimme war noch herzlicher als ihr Lächeln. Sie deutete auf einen der hübschen gedrechselten Stühle im georgianischen Stil. »Bitte.«
    Sollte das ein weiteres gutes Omen sein? Meist bot sie ihm nämlich keinen Platz an. Oder handelte es sich nur um eine List?
    Noch immer lächelnd sagte sie: »Bislang scheint die Soko Nightingale auf keinen grünen Zweig zu kommen.«
    »Ich – so würde ich es nicht …«
    Vosper hob die Hand. »Sie haben noch immer keinen Verdächtigen. Der Kopf des Opfers fehlt nach wie vor. Ein potenzieller Zeuge wurde ermordet, zwei andere werden vermisst. Und letzte Nacht war Ihr Team erneut an einer Verfolgungsjagd beteiligt, die in einem schweren Unfall endete.« Wie durch ein Wunder lächelte sie noch immer, wenngleich die Herzlichkeit einer spürbaren Belustigung gewichen war.
    Grace nickte. »Es läuft nicht gut für uns. Ohne ein bisschen Glück geht es eben nicht.«
    Sie schraubte die Flasche zu. Es war ein schöner Sommermorgen, doch das Büro wirkte dunkel und bedrückend. »Sie beanspruchen eine Menge Personal. Wenn Sie mir Ergebnisse liefern, kann ich das rechtfertigen, aber bislang produzieren Sie nur Ärger. Wo stehen wir?«
    Grace brachte sie auf den neuesten Stand und harrte der Dinge, die da kommen würden. Mit etwas Glück würde sie ihm Pewe zur Seite

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