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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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er getan. Plötzlich fiel ihm alles wieder ein. Die Fahrt auf der A23. Der Anruf, der ihn auf den Rastplatz lenkte.
    Und hierher geführt hatte.
    Mein Gott, wo war er bloß? Wo steckte Kellie? Was hatte er nur getan? Wer zum Teufel hatte …
    Plötzlich ein Licht. Ein gelbes Rechteck, eine offene Tür. Eine Gestalt trat herein, in der Hand eine starke Taschenlampe, deren Strahl wie ein Spiegel glitzerte.
    Tom hielt die Luft an, als die Gestalt näher kam. Der Strahl schwang mit, und er konnte sehen, dass er sich in einer Art Lagerraum befand, der mit großen Kunststoff- und Metallfässern voll gestellt war, die Benzin oder Chemikalien zu enthalten schienen.
    Ein ausgesprochen fetter Mann, loses Hemd, offener Kragen, das Haar mit Gel zurückgekämmt und zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden. Um seinen Hals trug er eine Kette mit einem großen Medaillon. Es war zu dunkel, um sein Gesicht genau zu erkennen, doch Tom schätzte ihn auf Ende fünfzig, Anfang sechzig.
    Dann traf ihn der Lichtstrahl brutal ins Gesicht, schien sich in seine Netzhaut zu brennen. Er kniff die Augen zu.
    »Sie wollen also den Helden spielen, Mr Bryce?« Ein Südstaatenakzent, vermutlich Louisiana.
    Selbst wenn er hätte sprechen können, wäre Tom keine Antwort eingefallen.
    Der Strahl bewegte sich von ihm fort, er öffnete wieder die Augen. Der Mann hockte sich vor ihn hin und streckte die Hände aus, bis er Toms Gesicht berührte. Riss unvermittelt. Tom schrie auf. Der Schmerz war unerträglich. Ein paar Sekunden lang glaubte er, man habe ihm die Haut vom Gesicht gerissen.
    Das Klebeband baumelte vor seinen Augen. Er konnte den Kiefer wieder bewegen, den Mund öffnen und sprechen. »Wo ist meine Frau? Wo ist Kellie? Bitte sagen Sie mir, wo sie ist.«
    Der Mann leuchtete mit der Lampe. Tom brach fast das Herz, als er entdeckte, dass Kellie nur wenige Meter von ihm entfernt lag. Sie war komplett verschnürt, mit einem Fuß an eine Kette gefesselt, die von einem Metallring in der Wand hing, war mit Klebeband geknebelt und schaute ihn flehend an.
    Sein erster Instinkt war, den fetten Kerl wütend anzubrüllen, doch er konnte sich gerade noch beherrschen. Er musste klar denken, musste herausfinden, was geschehen war und was dieser Albtraum zu bedeuten hatte. »Wer sind Sie?«
    »Du stellst zu viele Fragen«, meinte der Mann verächtlich. »Wasser?«
    »Ich will wissen, wo ich bin. Warum ist meine Frau hier?«
    Statt einer Antwort tauchte der Mann in den Schatten.
    »Kellie!«, rief Tom. »Alles in Ordnung?«
    »Schnauze«, blaffte der fette Mann.
    Nein, ich werde nicht die Schnauze halten!, hätte er um ein Haar gebrüllt. Angst und blinder Zorn tobten in seinem Inneren. Wie konnte dieses Schwein es wagen, sie so zu behandeln?
    Ich habe morgen die wichtigste Präsentation meiner gesamten Karriere, sie könnte meine Firma retten. Und ich verpasse sie wegen einer fetten Sau wie dir …
    Morgen?
    War denn schon Morgen?
    Plötzlich fiel ihm der genaue Ablauf der Ereignisse wieder ein. Kellie war weggefahren. Ihr Wagen ausgebrannt. Er hatte auf die E-Mail geantwortet. Und nun lag sie verschnürt dort …
    Er erinnerte sich an die junge Frau im Abendkleid, den Mann mit dem Stilett.
    Seine Blase schmerzte. »Bitte, ich muss mal pinkeln.«
    »Wer hindert dich dran?«, fragte der Amerikaner aus der Dunkelheit.
    Tom wand sich am Boden. Der Mann beugte sich über Kellie. Riss ihr das Band vom Mund. Tom zuckte zusammen.
    Sofort schrie sie los. »Du Arsch, du dreckiges Schwein!«
    »Weiter so, kleine Lady, so möchten dich die Leute sehen. Noch einen Schluck Wodka?«
    »Fick dich!«
    Oh Gott, Kellie! Trotz allem tat es gut, ihre Stimme zu hören, dass sie am Leben war und noch kämpfen konnte. Und doch war es nicht der richtige Weg, um mit dieser Situation umzugehen.
    Tom presste die Beine zusammen und spannte die Bauchmuskeln an, um den Schmerz in seiner Blase zu unterdrücken. Der Mann wollte doch wohl nicht, dass er in die Hose machte!
    »Kellie, Liebes!«
    »Der Scheißkerl soll uns rauslassen! Ich will zu Max und Jessica. Ich will zu meinen Kindern. Lass mich gehen, du Arsch!«
    »Soll ich dir den Mund wieder zukleben, Kellie?«
    Sie rollte sich auf den Bauch und blieb hysterisch schluchzend liegen. Tom kam sich nutzlos vor, so unglaublich nutzlos. Irgendetwas musste er doch tun.
    Der Schmerz in der Blase hinderte ihn am Denken, sein Kopf drohte zu platzen. Wieder bewegte sich der Lichtstrahl. Wanderte über die zahllosen aufgestapelten Fässer, von denen

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