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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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stellen; wenn es ganz schlimm kam, würde sie Pewe den Fall übertragen. Doch zu seiner Überraschung tat sie keins von beidem.
    Vosper nahm einen schmalen schwarzen Füller aus dem Ammoniten, der ihr als Stifthalter diente, und tippte damit nachdenklich auf ihre Schreibtischunterlage. »Realistisch betrachtet läuft Ihre Frist morgen Abend um Viertel nach neun ab, oder? Falls diese Leute Mr und Mrs Bryce wirklich töten und den Film um diese Uhrzeit an ihre so genannten Kunden versenden wollen, müssten sie es allerdings schon früher tun. Die beiden könnten also bereits tot sein.«
    »Ich weiß.«
    Kurzes Schweigen. Grace schaute zu Boden, weil er Vospers durchdringenden Blick auf sich spürte. Doch als er hochsah, las er Verständnis in ihren Augen. Obwohl sie ihn nicht mochte, war sie immerhin so kollegial, ihm nicht die Schuld an dieser Zwangslage zu geben. Verwundert stellte er fest, dass sie Cassian Pewe noch gar nicht erwähnt hatte.
    »Ist – hm – bleibt es bei dem Termin mit Cassian?«, fragte er zögernd. »Ich sollte mich doch heute Morgen mit ihm treffen.«
    »Nein, bleibt es nicht.« Sie tippte zunehmend heftiger auf die Unterlage.
    »Okay.« Grace war ein bisschen erleichtert, fragte sich aber, weshalb sie ihre Meinung geändert hatte.
    »Detective Superintendent Cassian Pewe liegt mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus.«
    Grace traute seinen Ohren nicht. Und seinen Augen. Denn Vosper lächelte, ganz schwach nur, aber sie lächelte, obwohl sie ihm gerade mitgeteilt hatte, dass ihr Protegé außer Gefecht gesetzt war.
    »Das tut mir Leid. Wie ist es passiert?«
    »Er saß in einem Taxi, das gestern Abend im Zentrum von Brighton in einen Unfall verwickelt wurde. Genauer gesagt, es wurde von einem Lieferwagen gerammt, den ein Polizeifahrzeug verfolgte.«
    Jetzt musste er ebenfalls lächeln. Galgenhumor. Eine Berufskrankheit.
     
    Vom Auto aus rief er im Royal Sussex County Hospital an, um sich nach dem Fahrer des Lieferwagens zu erkundigen. Er war im Augenblick die einzige Spur zu Tom und Kellie Bryce.
    Die letzte verzweifelte Hoffnung.
    Nein, es gab noch eine Möglichkeit. Abwegig, aber immerhin.
    Grace fuhr zum Haus der Bryces, wo DC Linda Buckley Chris Willingham abgelöst hatte und sich erkundigte, ob es überhaupt Sinn hätte zu bleiben. Nun, da die Kinder weg waren, hatte sie nichts anderes zu tun als den Hund zu füttern. Er schlug vor, sie solle noch einige Stunden warten, falls Tom Bryce auftauchte, was er allerdings für ausgesprochen unwahrscheinlich hielt.
    Er ging nach oben ins Schlafzimmer und eilte kurz darauf wieder nach unten. Die Schäferhündin schaute ihn seltsam an, als wüsste sie, dass er es war, der Herrchen und Frauchen zurückholen konnte.
    Trotz der Eile kniete Grace sich hin und kraulte ihren Kopf. »Keine Sorge, ich bring sie dir zurück. Irgendwie. Abgemacht?« Einen Moment lang blickten ihn die großen braunen Hundeaugen so vertrauensvoll an, als hätte die Hündin seine Worte tatsächlich verstanden.
    Vielleicht lag es an der Müdigkeit oder am Stress, denn als er das Haus verließ und ans östliche Ende der Stadt fuhr, ließ ihn der Blick der Hundeaugen einfach nicht los. Sie hatten so traurig ausgesehen. Und plötzlich war ihm, als täte er das alles nicht nur für Mr und Mrs Bryce und deren Kinder, sondern auch für Lady.

74
    TOM ERWACHTE MIT EINEM RUCK . Er hatte rasende Kopfschmerzen, musste dringend pinkeln, tippte zunächst auf einen Stromausfall. So dunkel war es sonst nie, man sah im Schlafzimmer immer den orangefarbenen Schein der Straßenlaternen.
    Worauf zum Teufel lag er bloß? Das war ja steinhart.
    Und dann, als hätte sich eine Schleuse in seinem Inneren geöffnet, überfiel ihn die Erinnerung an etwas Entsetzliches.
    Sein rechter Arm tat weh. Er versuchte, ihn anzuheben, nichts rührte sich. Muss drauf gelegen haben, sodass er eingeschlafen ist, dachte Tom. Er versuchte es wieder. Und begriff, dass er auch den linken Arm nicht bewegen konnte.
    Ebenso wenig seine Beine.
    Etwas bohrte sich in seinen rechten Oberschenkel. Sein Kiefer schmerzte, sein Mund war ausgedörrt. Er wollte sprechen und konnte es nicht. Er hörte nur ein gedämpftes Summen, als vibriere sein Gaumen. Etwas verschloss seinen Mund, war fest um sein Gesicht gewickelt. Ein Zittern überlief ihn, als er sich an die Worte auf seinem Computerbildschirm erinnerte:
     
    … jetzt geh raus, nimm Kellies Auto, fahr auf der A23 nach Norden und warte auf ihren Anruf …
     
    Genau das hatte

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