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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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viele Warnschilder trugen. Es war kalt. In der Luft hing ein säuerlicher Geruch.
    Wo zum Teufel sind wir?
    »Tom, bitte tu doch was!«
    »Wollen Sie Geld? Ist es das, was Sie wollen? Ich gebe Ihnen alles, was ich auftreiben kann.«
    »Du meinst, du willst Mitglied werden?«
    »Mitglied?«, fragte Tom hoffnungsvoll, da der Mann endlich auf eine Frage reagiert hatte. Ein Gespräch führen, argumentieren, nach einer Lösung …
    »Du willst also Mitglied im Club werden, damit du dir und deiner Frau zusehen kannst«, meinte der Amerikaner lachend. »Das ist wirklich der Hammer!«
    Tom griff nach dem Strohhalm. »Ja, egal was es kostet!«
    Wieder traf ihn der Lichtstrahl direkt in die Augen. »Du kapierst es immer noch nicht, du Blödmann. Wie wollt ihr euch denn selber zusehen?«
    »Ich – ich weiß nicht.«
    »Du bist doch tatsächlich noch dämlicher, als ich dachte. Willst du wirklich dafür bezahlen, wie schön du und deine aufgeblasene versoffene Frau als Leichen aussehen werdet?«

75
    IM AUTO TELEFONIERTE ROY GRACE PAUSENLOS , erkundigte sich nach Emma-Jane und den Fortschritten sämtlicher Teammitglieder, die er zu Höchstleistungen antrieb.
    Er fuhr auf der Küstenstraße nach Osten, ließ die eleganten Regency-Fassaden von Kemp Town hinter sich und gelangte ins offene Gelände, wo die Straße an den Klippen entlangführte. Vorbei am neogotischen Gebäudekomplex der exklusiven Mädchenschule Roedean und dem Art-Déco-Bauwerk des St. Dunstan-Blindenheims.
    Morgen Abend, Viertel nach neun.
    Die Uhrzeit hatte sich förmlich in sein Gehirn eingebrannt; er konnte an nichts anderes mehr denken. Jetzt war es Montagmorgen, Viertel nach zehn. Nur noch fünfunddreißig Stunden bis zur Ausstrahlung – wie viel Zeit blieb Tom und Kellie Bryce?
    Janie Stretton war noch um halb sieben mit ihrer Katze beim Tierarzt gewesen und hatte die Praxis erst gegen zwanzig vor acht verlassen. Um circa Viertel nach neun hatte Tom Bryce den Mord angeblich in seinem Computer gesehen, also war sie zu diesem Zeitpunkt schon getötet und das Video versendet worden. Übertrug man dies auf den vorliegenden Fall, würden die Morde etwa gegen halb acht abends stattfinden. Also in knapp dreiunddreißig Stunden.
    Dreiunddreißig Stunden, das war so gut wie gar nichts.
    Und sie hatten noch immer keine heiße Spur.
    Grace dachte an Cassian Pewe im Krankenhaus und gestattete sich ein flüchtiges Lächeln. Ironie des Schicksals. Und ein unglaublicher Zufall. Die Tatsache, dass Alison Vosper die Sache von der komischen Seite betrachtet hatte, ließ sie geradezu menschlich erscheinen. Grace musste sich eingestehen, dass er keinen Funken Mitleid mit dem Kollegen empfand.
    Der unschuldige Taxifahrer tat ihm Leid, nicht aber dieser Scheißkerl Pewe, der frisch befördert in Brighton auftauchte, um ihm den Job wegzunehmen. Das Problem war damit zwar nicht gelöst, immerhin war Pewe aber vorerst außer Gefecht gesetzt.
    Er fuhr durch das schmucke Dörfchen Rottingdean, das hoch auf den Klippen thronte, eine steile Anhöhe hinauf bis in die Vororte von Saltdean und nach Peacehaven, wo Glenn Branson wohnte und Janie Stretton gestorben war.
    Grace bog von der Küstenstraße in ein Labyrinth hügeliger Sträßchen, in denen sich Bungalows und kleine freistehende Häuser drängten. Er parkte vor einem schäbigen Bungalow mit einem klapprigen Campingwagen in der Einfahrt.
    Er beendete sein Telefonat mit Norman Potting, der mit den Nachforschungen in Sachen Schwefelsäurelieferanten recht weit gekommen zu sein schien, trank noch eine Dose Red Bull und stieg aus. Der Weg zur Tür wurde von Gartenzwergen gesäumt. Unter dem Vordach hing ein Windspiel, das kein Lufthauch bewegte. Er klingelte.
    Ein winziger, drahtiger Mann Mitte siebzig, der eine auffallende Ähnlichkeit mit den Gartenzwergen besaß, öffnete die Tür. Er trug ein Ziegenbärtchen, einen langen grauen Pferdeschwanz, Kaftan und Arbeitshose und ein Medaillon mit dem ägyptischen Ankh-Symbol. Er schüttelte Grace überschwänglich die Hand, als hätte er einen lang vermissten Freund wieder gefunden. Seine Stimme klang ziemlich hoch und schrill. »Detective Superintendent Grace! Wie schön, Sie so rasch wiederzusehen.«
    »Geht mir genauso, mein Freund. Tut mir Leid, dass ich so spät dran bin.«
    »Tee?«
    »Nein, danke, ich hab’s supereilig.« Dabei hätte er eine Tasse Tee gut gebrauchen können.
    »Detective Superintendent Grace, das Leben ist kein Wettrennen, sondern ein Tanz«, schalt ihn Harry

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