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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Wald, um Leichen abzutransportieren. Sie bereitete die Toten für die Autopsie vor und flickte sie danach so gut wie möglich zusammen, damit die Verwandten sie identifizieren und sich ein wenig Hoffnung bewahren konnten, dass der Tod nicht ganz so grausam gewesen war.
    Dr. Theobald drückte ein Lineal gegen die fünfte Stichwunde, die sich unmittelbar über dem Bauchnabel befand. Um diesen Fall beneidete er Cleo nun wirklich nicht. Mit etwas Glück konnte man die Tote mit Hilfe der DNA identifizieren, Eltern sollte ein solcher Anblick erspart bleiben.
    Und doch wusste er nur zu gut, wie wichtig es manchmal war, das Opfer noch einmal zu sehen. Die Angehörigen bestanden oft darauf, sie zu sehen und sich von ihnen zu verabschieden.
    Damit sie einen Schlussstrich ziehen konnten.
    Genau das, was ihm selbst nicht vergönnt gewesen war. Ohne Schlussstrich konnte man nicht neu anfangen. Das war auch der Grund, warum er sich seit Sandys Verschwinden in einer Art Schwebezustand befand und der Lösung keinen Schritt näher gekommen war. Morgen sollte ein angesagtes neues Medium in Brighton vor kleinem Publikum in einem Zentrum für Ganzheitsmedizin auftreten. Er hatte sich eine Karte gekauft.
    Vermutlich eine weitere Niete, dachte Grace, doch was sollte er tun? Die britische Polizei und Interpol hatten alle Mittel ausgeschöpft.
    Cleo warf ihm einen liebevollen Blick zu, sie flirtete eindeutig mit ihm. Er sah zu Branson und zwinkerte dann zurück.
    Mein Gott, bist du wunderbar! Wenn er nur kein so verdammt schlechtes Gewissen wegen Sandy gehabt hätte. Doch nach all den Jahren kam er sich immer noch vor, als betrüge er sie.
    Sein Handy zeigte piepsend eine SMS an. Er schaute aufs Display. DC Nicholas aus der Soko-Zentrale.
    Teresa Wallington ausgeschieden.
    Sofort trat er zu Branson und winkte ihn nach hinten. »Hier, an deinen Ahnungen musst du wohl noch arbeiten.« Er hielt ihm das Handy hin.
    »Scheiße. Ich hatte so ein Gefühl – ganz ehrlich.« Der Detective Sergeant sah so niedergeschlagen aus, dass Grace Mitleid bekam.
    Er klopfte ihm ermutigend auf die Schulter. »Glenn, Morgan Freeman hatte im Film Sieben auch eine Ahnung, die sich nicht bestätigt hat.«
    »Willst du damit andeuten, dass das bei schwarzen Cops häufiger vorkommt?«, fragte er mit einem Seitenblick.
    »Nein, der ist doch nur Schauspieler«, meinte Grace mit einem Blick auf Cleo. Ihr blondes Haar hob sich auffällig von dem grünen Band der Schürze ab. »Aber vielleicht kommt es bei großen kahlen Gorillas häufiger vor.«
    Er rief Nick über das Telefon an, das auf der Arbeitsplatte stand. Die neuen Digitaltelefone der Polizei zerhackten alle Gespräche, doch die handelsüblichen Handys waren leicht abzuhören, und er vermied es, sie bei heiklen Anrufen zu benutzen.
    »Sie hat wegen der Hochzeit kalte Füße bekommen«, erklärte Nick Nicholas. »Ist einfach abgehauen. Und jetzt zerknirscht wieder aufgetaucht.«
    »Wie reizend«, meinte Grace sarkastisch. »Ich sag’s Glenn. Er steht auf Heulfilme mit Happy End.«
    Schweigen. DC Nicholas war klug, doch es fehlte ihm ein wenig an Humor.
    Sie gingen die verbleibenden Frauen durch, auf die die Beschreibung passte. Grace wies Nicholas an, von den vier Frauen Dinge zu beschaffen, denen die Polizei DNA-Proben entnehmen konnte.
    Nicholas berichtete, dass die Suche in der Umgebung des Fundorts fortgesetzt werde, man Kopf und zweite Hand bisher jedoch nicht gefunden habe. Insgeheim bezweifelte Grace ohnehin, dass man sie finden würde. Die Hand vielleicht schon, ein Hund oder ein Fuchs könnte sie weggeschleppt haben. Doch irgendwie glaubte er nicht, dass sie den Kopf finden würden.
    Dr. Theobald arbeitete sich langsam, aber gründlich vor. Der Mageninhalt wies darauf hin, dass das Opfer in den Stunden vor der Ermordung nichts zu sich genommen hatte, was bei der Feststellung der Todeszeit helfen würde. Kein Geruch von Alkohol, der auf den Besuch einer Kneipe hindeuten würde.
    Gegen zwölf war Grace noch einmal kurz beiseite getreten, um sich mit Dennis Ponds wegen der Pressekonferenz um zwei abzustimmen. Glenn Branson kam zu ihm herüber, er sah ungewohnt erschüttert und angewidert aus.
    »Roy, das solltest du dir besser ansehen.«
    Grace folgte ihm durch den Raum. Alle blickten betreten schweigend auf den Seziertisch. Es stank nach Exkrementen und Darmgasen.
    Man hatte den Oberkörper der Frau geöffnet, den Brustkorb freigelegt und die Organe entfernt, die nach der Autopsie in Plastiktüten

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