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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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schlug das Magazin auf und zeigte ihm eine doppelseitige Fotostrecke mit Models in verschiedenen Outfits.
    Branson schaute ihn misstrauisch an. »Bist du schwul geworden oder wie?«
    »Ich bin verabredet.«
    »Mit einem von denen?«
    »Sehr komisch. Heute Abend, es ist was Ernstes. Und da du der Stil-Guru der Sussex Police zu sein scheinst, brauche ich deinen Rat.«
    Branson betrachtete die Fotos. »Ich hab dir ja schon mal gesagt, du sollst was mit deinen Haaren machen.«
    »Du hast gut reden, du hast ja keine.«
    »Ich rasiere mir den Kopf, Mann, das ist total cool.«
    »Vergiss es.«
    »Ich kenne einen tollen Friseur, Ian Habbin bei The Point. Ein paar Highlights färben, die Seiten kürzer, oben etwas länger und dann mit Gel stylen.«
    »Ich kann sie ja wohl kaum bis heute Abend um acht wachsen lassen. Aber Klamotten kann ich mir kaufen.«
    Branson schenkte ihm ein wohlmeinendes Lächeln. »Du meinst es wirklich ernst, Mann, du hast ein heißes Date! Freut mich für dich.« Er drückte Roys Schulter. »Wird auch Zeit, dass du wieder unter Menschen kommst. Wer ist sie? Kenne ich sie?«
    »Mag sein.« Grace war gerührt über die Reaktion seines Freundes.
    »Tu nicht so geheimnisvoll, wer ist sie? Emma-Jane? Die hat Klasse!«
    »Nein, sie ist ohnehin zu jung für mich.«
    »Wer dann? Bella?«
    »Sag mir einfach, was ich anziehen soll.«
    »Jedenfalls nicht den dämlichen Anzug, den du gerade trägst.«
    »Na los, was meinst du?«
    »Wo geht ihr denn hin?«
    »Zum Italiener. ›Latin in the Lanes‹.«
    »Aris Lieblingsrestaurant, sie liebt den gemischten Meeresfrüchteteller«, strahlte Branson. »Mensch, du legst dich ja richtig ins Zeug!«
    »Hast du etwa geglaubt, ich lade sie zu McDonald’s ein?«
    »Pass auf, wie sie isst.«
    »Wieso das?«
    »Daran kannst du erkennen, wie eine Frau im Bett ist.«
    »Ich werd’s mir merken.«
    Branson schwieg einen Moment und blätterte im Magazin. »An deiner Stelle würde ich mich nicht zu sehr auf jung trimmen.«
    »Du kannst mich mal.«
    Branson zeigte auf ein Model, das eine lässige beigefarbene Jacke zu einem weißen T-Shirt, Jeans und braunen Slippern trug. »Das bist du, so sehe ich dich. Mr Cool. Geh zu Luigi’s in der Bond Street, die haben so was.«
    »Fährst du nach der Autopsie mit mir hin?«
    »Nur wenn ich mich danach mit dir verabreden darf.«
    Jemand hupte laut. Branson und Grace drehten sich um und sahen einen Bus, der das gesamte Rückfenster ausfüllte.
    Branson fuhr weiter. Kurz darauf rollten sie bergab in einen hektischen Kreisverkehr, vorbei an einem riesigen Sainsbury-Supermarkt, einem strategisch geschickt gelegenen Bestattungsinstitut und bogen scharf links durch ein schmiedeeisernes Tor, neben dem ein kleines Schild mit der Aufschrift STÄDTISCHES LEICHENSCHAUHAUS BRIGHTON AND HOVE prangte.
    Zweifellos gab es schlimmere Orte auf dieser Welt, aber dieser hier war schlimm genug. Jemand hatte einmal von der Banalität des Bösen gesprochen. Und dies hier war ein banaler Ort. Ein nichts sagendes Gebäude mit finsterer Aura. Lang gestreckt, mit grauem Rauputz und überdachter Einfahrt, in die ein Krankenwagen passte.
    Dieses Leichenschauhaus war der Zwischenstopp für Menschen, die plötzlich, gewaltsam oder auf unerklärliche Weise zu Tode gekommen waren, hierher wurden auch die Opfer ansteckender Krankheiten wie Meningitis, bei denen eine Autopsie für die öffentliche Sicherheit wichtig war, gebracht. Meist überlief Grace ein kalter Schauer, wenn er durch das Tor fuhr, doch heute war alles anders.
    Heute fühlte er sich geradezu beschwingt. Nicht wegen der Leiche, die er gleich betrachten würde, sondern wegen der Frau, die hier arbeitete. Seiner Verabredung von heute Abend.
    Aber das würde er Glenn Branson nicht auf die Nase binden.

17
    VORSICHTIG ROLLTE TOM RÜCKWÄRTS vom Parkplatz der Gravytrain Distributing, weil er fürchtete, Ron Spacks’ Ferrari zu rammen, steckte sein Handy in die Freisprechanlage und wählte Kellies Nummer.
    Das Bild der abgeschlachteten Frau verfolgte ihn noch immer. Sicher, es konnte nur ein Film gewesen sein, irgendein Thriller, den er nicht kannte. Oder ein Werbetrailer. Heutzutage gab es die verrücktesten Spezialeffekte. Klar, es war ein Film.
    Alles andere wäre undenkbar.
    Aber er wusste, dass er sich etwas vormachte. Seine gelöschte Festplatte, der dubiose Anruf, die bedrohliche Mail – er schauderte, als hätte sich eine dunkle Wolke vor seine Seele geschoben. Was zum Teufel hatte er am Dienstagabend

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