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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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– wobei sie bisweilen so weit gingen, dass sie mit den Ermittlern ihre Spielchen trieben.
    Oftmals hinterließ der Mörder eine Botschaft, so als wollte er sagen: Hier ist der Schlüssel, nun fang mich, wenn du kannst!
    Grace sah auf die Uhr. Es gab einen Menschen, der ihm vermutlich spontan den Namen des Käfers nennen konnte. Er wusste nicht, ob es hilfreich wäre, aber ein Versuch würde nicht schaden.
    »Wir müssen das aus der Presse heraushalten«, sagte er. »Absolutes Stillschweigen, okay?«
    Alle nickten. Sie verstanden seine Gründe. Anhand eines so ungewöhnlichen Indizes könnten sie sofort prüfen, ob jemand, der sich als Mörder ausgab, tatsächlich auch der Täter war. Das würde ihnen stunden-, wenn nicht tagelange Ermittlungsarbeit ersparen.
    Grace wies Branson an, ein Teammitglied in der Soko-Zentrale auf Morde innerhalb Großbritanniens anzusetzen, bei denen ein Käfer am Tatort gefunden wurde. Dann stellte er dem Pathologen doch noch eine Frage. Er wusste, dass sie dumm war, konnte aber nicht anders. »War der Käfer definitiv tot, als er eingeführt wurde?«
    »Ich bezweifle, dass irgendjemand einen Vorrat an Formaldehyd im Rektum aufbewahrt«, entgegnete der Pathologie mit leichtem Sarkasmus. Er deutete auf eine kleine Phiole mit trüber Flüssigkeit. »Die Darmschleimhaut, darin sind keine Spuren zu finden.«
    Grace nickte und rechnete rasch im Kopf. Wenn er sofort nach der Pressekonferenz losfuhr, konnte er den Käfer einem Mann zeigen, der ihn mit großer Sicherheit erkennen würde.

20
    » VIKING NORDWEST , Südost schwenkend 5 oder 6, später wechselhaft bei 3 oder 4. Schauer. Gut. Utsira-Nord, Utsira-Süd, Nordwest, zunächst 4 oder 5 in Utsira-Süd, ansonsten wechselhaft bei 3 oder 4«, brabbelte der Wetterfrosch.
    Er fuhr in seinem schäbigen weißen Fiat Panda, der unter Durchrostung im Endstadium litt. Im Radio quatschte ein Ignorant darüber, wie einfach es sei, jemandem die Identität zu stehlen. Die Tatsache, dass er die Straße von Shoreham Harbour, dem Handelshafen von Brighton and Hove, entlangfuhr, machte den Seewetterbericht eindeutig erforderlich.
    Zu seiner Linken lag der Sussex Motor Jacht Club, dahinter ein Lagerhaus. Rechts Reihenhäuser. Er war wieder einmal unterwegs zu Jonas Smith – besser gesagt Carl Venner –, und der fette Typ kotzte ihn allmählich an. Eigentlich hatte er sich nur mit ihm eingelassen, um sich an den Leuten zu rächen, für die er arbeitete und die ihn noch viel mehr ankotzten. Jetzt musste er springen, wenn Venner es wollte, da dieser sich weigerte, wie normale Menschen per Telefon oder E-Mail zu kommunizieren. Es folgte immer eine lächerliche Scharade, bei der sie sich wie letztens in einem Hotelzimmer oder in seltenen Fällen, so wie heute, in Venners Büro trafen.
    Am Ende der Häuserreihe kam er an einem Jachtausstatter vorbei, betätigte den rechten Blinker und wartete auf eine Lücke im Verkehr. Er gab Gas und rollte ins Portslade Units Gewerbegebiet. Das Gebäude war leicht zu finden, da auf dem Dach gleich einem mutierten Rieseninsekt Venners schwarzer Privathubschrauber hockte.
    Er fuhr an einem Antiquitätenlager vorbei und parkte vor einem modernen Lagerhaus. Der große schwarze Mercedes neben ihm gehörte Venner. Auf dem Schild an der Wand stand: OCEANIC & OCCIDENTAL IMPORT/EXPORT.
    Er stellte den Motor ab, hörte aber weiter Radio 5 Live und fragte sich, ob er anrufen und den Ignoranten bloßstellen sollte. Leider war er spät dran und musste wieder ins Büro. Als er ausstieg, murmelte er: »Forties, Cromarty, Tyne, Dogger, Nordwest 7 bis schwerer Sturm Stärke 9« vor sich hin. Er schloss ab, überprüfte sämtliche Türen, ging zum Seiteneingang, wo er sein Gesicht vor die Linse der Sicherheitskamera hielt, und betätigte die Klingel.
    Das Schloss sprang mit einem heiseren Schnarren auf. Er drückte gegen die schwere Tür und betrat das Erdgeschoss, das die Ausmaße eines Fußballplatzes hatte und mit großen grauen Seecontainern zugestellt war. Zwei mürrische Typen in Overalls nickten kurz und wandten sich einem Container zu, der gerade von einem Mobilkran emporgehievt wurde.
    Der Wetterfrosch hatte sich ins Computersystem der Firma gehackt und die Ladungsverzeichnisse gelesen. Er wusste, was in den Containern war. Zur Hälfte legale Ware, vor allem Maschinenteile und landwirtschaftliche Chemikalien. Die andere Hälfte enthielt gestohlene Luxusautos für Russland und den Nahen Osten, Rüstungsgüter für Syrien und Nordkorea

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