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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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wirklich gesehen?
    Dann hörte er Kellies Stimme, die nun ein wenig munterer klang.
    »Hi.«
    »Liebes? Tut mir Leid, war ein schwieriger Kunde.«
    »Schon gut, vielleicht rege ich mich auch zu sehr auf. Es war nur – irgendwie unheimlich.«
    Während Tom an Fabriken und Lagerhäusern vorbeifuhr, setzte der nächste Jet zur Landung an, und er musste lauter sprechen, um ihn zu übertönen. »Erzähl mal, was genau passiert ist.«
    »Es war nur ein Anruf, der Mann fragte, ob hier Familie Bryce wohne und ob ich Mrs Kellie Bryce sei, und als ich ja sagte, hängte er ein.«
    »Weißt du was, das war bestimmt so ein Telefonbetrüger. Ich hab darüber gelesen, das ist eine ganze Bande. Sie rufen Leute an und geben sich als Mitarbeiter einer Bank aus. Sicherheitsprüfung und so weiter, und dabei horchen sie einen über Haus, Passwörter, Bankverbindungen und Kreditkarten aus. Könnte sein, dass er mitten drin unterbrochen wurde.«
    »Kann sein.« Sie klang ebenso unsicher, wie er sich fühlte. »Er hatte einen komischen Akzent.«
    »Was für einen?«
    »Irgendwie ausländisch, der war nicht von hier.«
    »Und sonst hat er nichts gesagt?«
    »Nein.«
    »Erwartest du irgendwelche Lieferungen?«
    Unbehagliches Schweigen. »Nicht direkt.«
    Scheiße, sie hatte wieder was gekauft. »Was meinst du mit nicht direkt , Liebes?«
    »Das Angebot läuft noch.«
    Tom wollte gar nicht wissen, um welches extravagante Teil es diesmal ging. »Hör zu, ich versuche, früh nach Hause zu kommen. Ich muss noch in die Stadt, meinen Laptop abholen, er ist wieder in Reparatur.«
    »Immer noch kaputt?«
    »Ja, irgendein Fehler, der sich nicht so leicht beheben lässt. Wie ist das Wetter bei euch?«
    »Es wird schöner.«
    »Wenn ich es schaffe, können wir vielleicht noch mit den Kindern grillen.«
    »Ja, okay, mal sehen.«
    Als er auf die Hauptstraße bog und nach einem Hinweisschild Richtung Innenstadt suchte, dachte er bei sich, dass ihre Antwort seltsam ausweichend geklungen hatte.
    Beim Stop-and-go auf der M4, der nur Ken Livingstones verfluchter Busspur zu verdanken war (und für den er den Bürgermeister am liebsten mit den Eiern in siedendes Öl getaucht hätte), ging er im Geiste alle Gründe durch, aus denen jemand einen solchen Anruf getätigt haben könnte. Wahrscheinlich ein Fahrer, der etwas anliefern wollte und im Gespräch unterbrochen worden war. Kein Grund zur Sorge.
    Aber er machte sich Sorgen, weil er Kellie, Max und Jessica über alles liebte.
    Als er zwanzig war, starben seine Eltern im Nebel bei einem Autounfall auf der M1, und sein einziger Bruder Zack, fünf Jahre jünger als er, hatte den Verlust nie richtig verwunden. Er lebte heute als zugekiffter Aussteiger in Bondi Beach, Sydney, und hielt sich mit Aushilfsarbeiten und Surfunterricht über Wasser. Außer Zack und einem Onkel mütterlicherseits, der in Melbourne lebte und sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, zum Begräbnis von Toms Eltern zu kommen, hatte er nur Kellie, Max und Jessica.
    Als die Autobahn in die Cromwell Road überging, klingelte sein Handy. Keine Nummer im Display.
    Tom drückte den Knopf. »Hallo?«
    Eine Männerstimme mit starkem osteuropäischen Akzent fragte: »Spreche ich mit Tom Bryce?«
    »Ja«, sagte er vorsichtig.
    Der Mann hängte ein.

18
    DIE ÜBERRESTE DER TOTEN FRAU lagen im sterilen Autopsieraum auf einem Seziertisch aus Edelstahl, in durchsichtiges Plastik gehüllt wie Tiefkühlfleisch aus dem Supermarkt.
    Der Torso war in eine separate Folie gewickelt; die Beine und die eine Hand ebenfalls. Die Hand befand sich in einer kleinen Tüte, und über jeden Fuß war ebenfalls eine separate Tüte gestülpt, um Fasern oder Erdpartikel zu sichern, die sich womöglich auf der Haut oder unter den Nägeln befanden. Dann hatte man alles noch einmal in eine große Plane gewickelt.
    Diese entfernte Dr. Frazer Theobald nun mit äußerster Vorsicht, um keine noch so kleinen Spuren an Haaren oder Haut zu übersehen, die vom Mörder stammen konnten.
    Grace war schon oft in diesem Raum gewesen, zum ersten Mal vor etwa zwanzig Jahren, als er seine erste Autopsie erlebte. Er konnte sich lebhaft an den Sechzigjährigen erinnern, der von einer Leiter gefallen war und splitternackt und bar aller menschlichen Würde mit zwei Namensschildern am Zeh auf dem Tisch gelegen hatte.
    Als der Leichenbeschauer die Kopfhaut rundherum am Haaransatz entlang eingeschnitten und nach vorn gerollt hatte, sodass sie übers Gesicht hing, und der Pathologe zur Kreissäge

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