Stirb schön
an, wenn du Zeit hast. Ach ja, hoffentlich hast du heute keinen Rufdienst, ich habe da eine ausgesprochen unerfreuliche Leiche gefunden.«
Seine Kopfschmerzen kehrten mit neuer Wucht zurück, seine Kehle war rau wie Schmirgelpapier. Niedergeschlagen ging er zum Haus, wo Nicholas und Potting mit dem wachhabenden Polizisten sprachen. »Sollen wir einen trinken? Kann ich jetzt gebrauchen.«
»Solange es nicht Mr D’Eaths Badewasser ist«, meinte Potting.
Grace hätte beinahe gelächelt.
49
KELLIE WOLLTE SICH BEWEGEN , aber der Schmerz in den Armen wurde unerträglich. Der Draht, oder was immer es war, schnitt tiefer und tiefer ins Fleisch. Wenn sie zu schreien versuchte, vibrierte ihr ganzes Gesicht, und der Laut blieb in ihrem Mund gefangen.
Sie konnte nichts sehen, die Augen nicht öffnen. Außer den Bildern in ihrem Kopf herrschte um sie herum absolute Schwärze. Sie hörte nur das Rauschen ihres Blutes. Ihre eigene Angst.
Sie zitterte vor Kälte und Entsetzen. Und weil ihr der Alkohol fehlte.
Ihre Kehle war ausgedörrt. Sie brauchte was zu trinken. Sehnte sich verzweifelt nach einem Schluck Wodka. Und Wasser.
Der Stoff zwischen ihren Beinen war kalt und feucht, die Haut juckte. Vor einer Weile hatte sie nachgegeben und den Urin einfach laufen lassen. Für kurze Zeit war es angenehm warm gewesen, kühlte dann aber ab und begann unangenehm zu riechen. Ansonsten nahm sie nur den muffigen Kellergeruch wahr.
Kellie hatte keine Ahnung, wie spät es war. Oder wo sie sich befand. In ihrem Kopf hämmerte es. Kalte Angst kreiste in ihr wie in einem tiefen, schwarzen Brunnen, wirbelte durch ihre Adern. Vor lauter Angst konnte sie gar nicht klar denken.
Nur selten hörte sie von fern Verkehrsgeräusche. Eine Sirene. Die Rettung?
Ihr kamen die Tränen. Sie wollte zu Tom, Jessica und Max, wollte ihre Stimmen hören, sie in die Arme nehmen. Sie versuchte, sich an die verwirrenden Ereignisse zu erinnern.
Sie hatte Mandy Morrison nach Hause gefahren. Hatte vor deren Elternhaus in der schicken Tongdean Lane geparkt. Musik gehört und abgewartet, bis Mandy sicher im Haus verschwunden war.
Das Mädchen hatte ihr noch zugewinkt, bevor die Tür zufiel.
Dann ging die Beifahrertür auf.
Und die Tür hinter ihr.
Eine starke Hand zog sie zurück. Drückte ihr etwas Nasses, Beißendes aufs Gesicht.
Sie wimmerte, als sie daran dachte.
Und nun war sie hier.
Zitterte unkontrolliert.
Lag rücklings auf einem steinharten Boden.
Wieder wollte Kellie die Arme bewegen, doch der Schmerz war nicht auszuhalten. Sie versuchte, die Beine zu bewegen, sie klebten wie Zement aneinander. Ihr Atem ging schneller, ihre Brust schnürte sich zu.
Dann tauchte ein Licht auf. Die Dunkelheit vor ihren Augen verwandelte sich in einen roten Schleier.
Sie stieß einen gedämpften Schrei aus, als ihr jemand brutal das Klebeband von den Augen riss. Kellie blinzelte ins Licht. Ein gedrungener Mann mit öligem Grinsen, das graue Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, beugte sich über sie. Stark übergewichtig, das schlabberige Hemd bis zum Nabel aufgeknöpft.
Zuerst war sie erleichtert, der Mann würde ihr sicher helfen. Sie wollte etwas sagen, brachte aber nur ein Gurgeln zustande.
Er schaute sie weiter wortlos an, musterte sie nachdenklich. Dann endlich lächelte er. Kellies Herz machte einen Sprung. Er wollte ihr helfen, sie nach Hause bringen zu Tom, Jessica und Max!
Plötzlich schoss seine Zunge hervor wie die einer Schlange, er befeuchtete seine Lippen. »Du siehst aus wie eine Frau, dies gern von hinten hat.« Amerikanischer Akzent.
Er schob die Hand in die Tasche, Kellie hörte Metall klirren. Die Angst drohte sie zu ersticken, sie sah eine zarte Silberkette von seiner Hand baumeln.
»Ich hab ein Geschenk für dich, Kellie«, sagte er, als wäre er ihr bester Freund. Er hielt ihr die Kette vors Gesicht, an der ein kleiner Anhänger baumelte. Sie konnte die Gravur nicht genau erkennen, es schien eine Art Käfer zu sein.
»Entspann dich, wir machen nur ein paar Bilder fürs Familienalbum!«
Sie antwortete mit einem unartikulierten Laut.
»Wenn du ein braves Mädchen bist und genau tust, was ich dir sage, gebe ich dir vielleicht sogar was zu trinken. Stolichnaya-Wodka, das ist doch deine Lieblingssorte, oder?«
Er hielt eine Flasche hoch.
»Du sollst ja nicht verdursten, das wäre wirklich zu schade.«
50
» PASSENDER NAME «, sagte Norman Potting, der ihn Death aussprach.
Grace, Potting und Nicholas saßen in der eichengetäfelten
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