Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
der perfekte Tag dafür, nur hatte er absolut keine Zeit.
    Er wies Norman Potting an, auf der Straße zu warten, falls Reginald D’Eath die Nachricht nicht erhalten hatte und sich aus dem Staub machen wollte. Dann ging er mit DC Nicholas zur Haustür. Dass die Vorhänge im Wohnzimmer um Viertel vor elf noch geschlossen waren, gab ihm zu denken. Na ja, vielleicht war Mr D’Eath ja Langschläfer. Er drückte den Klingelknopf, eine Glocke erklang, dann herrschte wieder Stille.
    Grace klingelte erneut.
    Nichts.
    Er kniete sich und rief durch den Briefkasten: »Hallo, Mr D’Eath, hier ist Detective Superintendent Grace von der Kripo Brighton!«
    Noch immer nichts.
    Gefolgt von Nicholas ging er ums Haus herum, quetschte sich an den Mülltonnen vorbei und stieß ein hohes Holztor auf. Hier sah es noch schlimmer aus als im Vorgarten, der Rasen war vom Unkraut völlig zugewuchert, die Beete bildeten ein Dickicht aus Winden und Nesseln. Er trat über eine umgekippte Gießkanne. Eine der Milchglasscheiben der Küchentür war zerbrochen. Auf dem Ziegelweg lagen die Splitter.
    Er schaute zu Nicholas, dessen Stirnrunzeln seine eigenen Bedenken spiegelte. Er drückte die Klinke, die widerstandslos nachgab.
    Es war, als würden sie in eine andere Zeit versetzt. Ein uralter Kühlschrank, Schränke aus Holzimitat mit Resopalarbeitsflächen, ein klappriger Toaster und ein Wasserkocher aus Kunststoff. Auf einem schäbigen Tischchen befanden sich die Überreste einer Mahlzeit – Eier mit Bohnen, ein halb voller Becher Tee. An einer Servierschüssel lehnte ein aufgeschlagenes Magazin, das auf einer Doppelseite nackte Kinder präsentierte.
    »Jesus«, sagte Grace angewidert und tauchte einen Finger in den Tee, der eiskalt war. Er wischte ihn an einem Geschirrtuch ab und rief: »Hallo! Reginald D’Eath! Hier ist die Sussex Police! Sie können jetzt rauskommen! Wir wollen nur mit Ihnen reden! Wir brauchen bei unseren Ermittlungen Ihre Hilfe!«
    Stille.
    Eine Stille, die Grace nicht behagte, die eine Gänsehaut verursachte. Auch der Geruch behagte ihm nicht. Es war nicht der Geruch einer alten, abgenutzten Küche, sondern etwas Beißendes, das er kannte, aber nicht benennen konnte. Sein Gefühl sagte ihm, dass dieser Geruch definitiv nicht in ein „Wohnhaus gehörte.
    Er brauchte D’Eath dringend für die Ermittlungen, musste mit ihm über die Funde in seinem Computer sprechen. Reggie D’Eath war denselben Links wie Bryce gefolgt und Grace hatte keinen Zweifel daran, dass der Kinderschänder ihnen Informationen darüber geben konnte, was Tom Bryce gesehen hatte.
    Die bislang beste Spur im Fall Janie Stretton. Und er musste dauernd daran denken, dass seine Karriere von diesem Fall abhing.
    Er war praktisch zum Erfolg verurteilt.
    Grace bedeutete Nick Nicholas, sich im Haus umzusehen. Dieser verließ die Küche, und Grace begab sich in das kleine Wohnzimmer, in dem der Geruch noch stärker war. Eine billige Sitzgarnitur, ein alter Fernseher, schlecht gerahmte Turner-Drucke an den Wänden und ein einsames Foto auf dem Kaminsims, im Kamin selbst ein elektrisches Pseudofeuer.
    Grace betrachtete das steif posierende Paar, das vor einem Standesamt zu stehen schien: ein schwächlich wirkender Mann um die dreißig mit Babygesicht, schütterem Haar, grauem Anzug, farbenfroher Krawatte und zu hohem Hemdkragen, der den Arm um eine abgehalfterte Blondine gelegt hatte.
    Dann hörte er den Schrei. »Mein Gott, Roy!«
    Er rannte aus dem Zimmer. Der DC stand im Flur vor einer offenen Tür und hielt sich hustend die Hand vor dem Mund.
    Der saure, beißende Geruch setzte sich sofort in Roys Kehle fest. Er hielt die Luft an und trat an Nicholas vorbei in das avocadogrüne Bad. Im erstickenden Nebel sah er sich Reggie D’Eath gegenüber.
    Oder besser gesagt dem, was von ihm noch übrig war.

48
    JETZT WUSSTE GRACE AUCH , woher er den Geruch kannte. Ihm fiel eine gemeine Eselsbrücke seines ehemaligen Chemielehrers ein:
     
    Der arme Jim, nun liegt er hier
    sein Leben ist passé.
    Denn er trank H 2 SO 4
    Statt H 2 O, o weh.
     
    Grace’ Augen brannten, er spürte einen stechenden Schmerz im Gesicht. Er konnte nur wenige Sekunden in dem Raum bleiben, aber die reichten völlig aus.
    Reggie D’Eath lag bis zum Hals in der Badewanne, die mit einer wasserklaren Flüssigkeit gefüllt war, bei der es sich offenbar aber um Schwefelsäure handelte. Sie hatte vom Hals abwärts fast die ganze Haut, die Muskeln und inneren Organe aufgefressen und ein sauberes,

Weitere Kostenlose Bücher