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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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begreifen, dass ihn diese Tatsache zum Hauptverdächtigen machte.
    Es wurde höchste Zeit für einen Plan.
    Er musste sich etwas einfallen lassen. Hier! Jetzt! Sofort!
    ***
    Rügen. Heute …
    Es war wenige Stunden vor Sonnenaufgang, und im Haus war alles still. Lara wälzte sich auf Franks leere Bettseite, und noch bevor die Ziffern des Radioweckers zur nächsten vollen Stunde umsprangen, stieg sie aus dem Bett und schlurfte im Morgenmantel in die Küche.
    Ohne Licht zu machen, ging sie zum Kühlschrank, als sie plötzlich hörte, dass sie nicht allein war. Lara spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Blitzschnell nahm sie das Brotmesser von der Ablage, tastete nach dem Lichtschalter, fand ihn und wandte sich mit dem Messer in der Hand um.
    »Herrgott noch mal!« Erleichtert senkte sie die Schultern und nahm das Messer herunter. »Du hast es wirklich raus, Leute zu Tode zu erschrecken!«
    Arne saß schweigend am Küchentisch; vor ihm ein Glas Rotwein und ein Teller Ziegenkäse. Etwas stimmte nicht mit ihm. Er blickte mit blutunterlaufenen Augen auf. Lara sah, wie er seine Hände knetete.
    »Warum sitzt du hier im Dunkeln?« Sie legte das Messer weg, wandte sich wieder zum Kühlschrank und nahm einen großen Schluck aus einem Tetrapack Orangensaft.
    »Konnte nicht schlafen«, hörte sie Arne in ihrem Rücken sagen und spürte förmlich, wie sie seine Blicke taxierten. Sie stellte den Saft zurück ins Seitenfach und ließ die Kühlschranktür zufallen. Als sie sich umdrehte, fuhr sie abrupt zusammen. Arne stand plötzlich dicht hinter ihr und starrte sie mit leuchtenden Augen an.
    »Tja, da wären wir ja schon zu zweit«, brachte Lara heraus, bemüht, ihre Befangenheit zu verbergen. »Ich konnte auch nicht schlafen.«
    »Karoline, bitte – du musst mir glauben! Das Ganze tut mir höllisch leid!«
    »Was tut dir leid? Dass ich Todesängste ausgestanden habe, weil meine Tochter mitten in der Nacht spurlos verschwunden ist? Weil du nicht mal eine Nachricht hinterlassen, geschweige denn angerufen hast?«
    Arne fuhr sich mit fahrigen Fingern durch die Haare. »Mensch, Karoline – ich hab doch nicht mal deine Nummer!« Er nahm ein zweites Glas aus dem Schrank und schenkte ihr etwas von dem Merlot ein, den er sich aufgemacht hatte. »Komm, setz dich doch wenigstens kurz«, bat er sie und schaute sie reumütig an.
    Seufzend zog Lara einen Stuhl zurück und ließ sich darauf nieder.
    »Ich habe einfach nicht nachgedacht, verstehst du?«, meinte Arne und setzte sich ihr gegenüber. Um seine Worte zu unterstreichen, machte er eine ausladende Geste und stieß dabei die Weinflasche um, die Lara gerade noch auffing.
    »Hör mal, Hendrik wollte unbedingt zu den Klippen, um das Feuerwerk über der Rennbahn zu sehen«, erklärte er kleinlaut, »und da du immer noch nicht zurück warst, da … da dachte ich, warum eigentlich nicht, und …«
    »Der Junge hat immer schon gewusst, wie er Leute um den Finger wickelt, die nicht von hier sind«, gab Lara zu, »er kennt die Insel wie seine Westentasche und weiß genau, dass man von hier aus keinesfalls nach Bad Doberan sehen kann. Ist die völlig falsche Richtung, er hat dich ausgetrickst.« Ihr Tonfall war nun nicht mehr ganz so schroff.
    »Verstehe«, gab Arne mit belegter Stimme zurück und schüttelte den Kopf. »Es ist alles meine Schuld … Da tauche ich hier auf und habe nichts Besseres zu tun, als meinem Ruf wieder mal alle Ehre zu machen.« Er stürzte seinen Rotwein in einem Zug hinunter und schenkte sich und Lara, deren Glas noch halb voll war, ein weiteres Mal nach. »Irgendwie habe ich’s wohl mächtig raus, die Leute vor den Kopf zu  stoßen. Hatte immer schon ein Talent dafür, alles kaputtzumachen …« Als er erneut zur Flasche griff, streifte er flüchtig Laras Hand. »Bitte glaub mir, Karoline, ich komme mir vor wie der allergrößte Idiot!«
    »Du bist der allergrößte Idiot«, gab sie zurück und verbarg ein Grinsen. Irgendwie tat er ihr inzwischen leid. Und mit einem Achselzucken sagte sie schließlich:
    »Ach, was soll’s.« Sie hob ihr Glas und streckte es ihm entgegen.
    »Auf …« – »Auf dich!«, sagte er schnell, und noch während sie miteinander anstießen, wich Arnes angespannte Miene einem Ausdruck der Erleichterung. Er stützte die Ellenbogen auf dem Tisch auf und musterte sie leicht vorgebeugt. »Du bist nicht von hier, oder?«
    Lara musterte ihn über den Rand ihres Weinglases hinweg. »Wie meinst du das?«
    Er breitete die Arme

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