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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Petzold außer Hörweite war.
    »Klang aber anders.«
    »Oh, wie unhöflich von mir« – er streckte ihr die Hand entgegen –, »Boris Lerchien.«
    Lara erwiderte seinen Händedruck. »Karoline Wöhler.«
    Er grinste.
    »Ich weiß. Nehmen Sie sich das mit dem Petzold nicht zu Herzen, dem ist die Frau abgehauen, vor vielen Jahren schon, aber manche behaupten, er hat das nie richtig weggesteckt.«
    Lara fragte sich, weshalb er ausgerechnet ihr das alles erzählte, behielt die Frage aber für sich.
    »Hat sich wegen dieser Frauengeschichte hierher nach Rügen versetzen lassen, trotzdem hat er sich seither … wie soll ich sagen … einfach nicht im Griff, wenn Sie so wollen.«
    Hellhörig geworden, blickte Lara auf. »Versetzen lassen – aus welcher Stadt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Mensch, Grünschnabel, wenn du da Wurzeln schlägst, kannst du nach Hause laufen!«, blaffte Petzold, der mit verschränkten Armen am Kotflügel seines Wagens lehnte.
    Boris Albrecht nickte Lara zum Abschied zu und eilte zum Wagen.
    Die Türen des Opels schlugen etwas zu fest zu.
    Lara sah dem Wagen mit gemischten Gefühlen hinterher. Noch ehe er in der Dunkelheit verschwand, trat Arne mit einem langen Seufzer auf sie zu.
    »Karoline, es …« 
    »Ach, lass mich!« Wütend hinkte sie ins Haus.
    ***
    Berlin, in einer klirrend kalten Nacht im November 1979 …
    Andreas von Bülow hasste Geburtstage. Seinen achtzehnten sollte er in besonders schlechter Erinnerung behalten. Da Ronnie, Mücke und Ben in letzter Zeit stets aufgehört hatten zu reden, sobald er in ihre Nähe kam, hatte er längst bemerkt, dass sie für seinen großen Tag etwas geplant hatten. Dabei konnte Andreas Überraschungen nicht ausstehen, unerwartete Situationen, denen er weder ausweichen noch entkommen konnte und über die er keinerlei Kontrolle besaß.
    Sicherlich hatten es die Jungs nur gut gemeint, als sie ihm in dem schummrigen Lokal zusammen mit einer Flasche Sekt und der obligatorischen Tüte Gras feierlich sein Geschenk überreichten. Eine rotblaue RedSox-Baseballkappe. Sie gefiel ihm. Doch er ahnte bereits, dass dies nicht das einzige Geschenk sein sollte, und der Gedanke daran, was als Nächstes kommen würde, schnürte ihm die Kehle zu.
    Breit grinsend verkündeten die Jungs, es gebe noch eine Überraschung. Eine, die auf den Namen Marie höre.
    Marie Strittmeier war eine typische Oberstufenschönheit. Sie war groß, hatte ein ansprechendes Lächeln und lange blonde Haare, die über ihr üppiges Dekolleté fielen. Hätte es eine Wahl zur Abschlussballkönigin gegeben, sie hätte sicher gewonnen.
    Dennoch entsprach sie keineswegs dem Frauenbild, das sich seit frühester Kindheit in Andreas’ Phantasie eingebrannt hatte. Anders als seine Klassenkameraden hatte Andreas schlichtweg kein Interesse an Frauen seines Alters. Auch deponierte er weder Pornoheftchen unter seinem Bett, noch konnte er sich dafür begeistern, Mädchen auf Kellerpartys unter die Bluse zu greifen.
    Ehe er etwas entgegensetzen konnte, kam Marie bereits hinter dem roten Glitzervorhang auf der Bühne zum Vorschein. Behangen mit einer Perlenkette und einem schwarzen Stück Stoff, das ein Kleid darstellen sollte und kaum die nötigsten Stellen ihres Körpers bedeckte, gab sie für Andreas vor grölender Menge ein Happy-Birthday-Ständchen zum Besten.
    Andreas’ Ohren liefen feuerrot an.
    Und während Ronnie, Ben und Mücke sich jubelnd von ihren Plätzen erhoben, stöckelte Marie bereits zielstrebig und mit einem verruchten Lächeln auf den bedrohlich rotbemalten Lippen auf Andreas zu.
    Da Marie zu jenen Frauen gehörte, die sich nicht vorstellen konnten, dass sich irgendein männliches Wesen nicht für sie interessierte, stand Andreas nun buchstäblich mit dem Rücken an der Wand. Und während Marie sich unter den Zurufen der Jungs katzenhaft an ihn schmiegte, stieß Ronnie ihm in die Rippen.
    »Andy, was machst du denn für ein Gesicht? Heute wird gefeiert!« Ronnie streckte ihm einen Joint entgegen. »Hier, nimm mal ’n kräftigen Zug!«
    Das ließ sich Andreas nicht zweimal sagen. Erst recht, als Marie ihren Hausschlüssel aus ihrer mit Strass besetzten Handtasche zog und damit vielsagend vor seiner Nase wedelte.
    »Meine Eltern sind im Urlaub«, hauchte sie. »Wir haben also sturmfrei heute Nacht …«
    Andreas schluckte nur, während die Jungs grölten und pfiffen und Ronnie ihm mit einem diabolischen Zwinkern leise ins Ohr raunte: »Erzähl mir in der Schule bloß nicht, du hast sie

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