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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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alles.
    »Übrigens, schickes Kleid«, bemerkte Arne, der sie mit den Augen fixierte, als eine leichte Böe durch Laras kinnlange Haare streifte und ihr rotes Sommerkleid, das sie seit Ewigkeiten nicht mehr getragen hatte, ein Stück hochflattern ließ. »Solltest öfter mal so was Frauliches tragen.«
    Doch Lara hörte gar nicht hin. »Ich … ich muss telefonieren.« Verstört rannte sie mit der Kappe in der Hand ins Haus.
    Auch auf die Gefahr, einen Riesenfehler zu begehen, griff sie zum Telefon und brach erstmals nach sechs Jahren die ihr vom Zeugenschutzprogramm auferlegte Kontaktsperre.
    ***
    Berlin. In jener Novembernacht 1979 in Grunewald …
    Nervös blickte Andreas auf seine mit Blutspritzern besprenkelte Armbanduhr. Maries Bruder würde, wenn er gut durchkäme, bereits in weniger als einer viertel Stunde hier sein.
    Andreas wusste, er musste sich verdammt noch mal beeilen! Denk nach, Junge – denk schon nach!
    Seine Augen sprangen abwechselnd zwischen der leblosen Marie Strittmeier und der blutverschmierten Bronzestatue hin und her, als ihm plötzlich eine Idee kam. In Windeseile holte er eine Plastiktüte aus der Küche und packte die Statue aus dem Wohnzimmer zusammen mit einer herumliegenden Schweizer Taschenuhr, einem goldenen Zippo-Feuerzeug und teuer aussehenden Manschettenknöpfen hinein. Zuletzt war da noch Maries Kette, die er ihr ruckartig vom Hals riss, so dass sich ein Großteil der Perlen über den Flokatiteppich verstreute. Alles sollte nach einem Raubmord aussehen.
    Nachdem er seine Fingerabdrücke so gut wie möglich verwischt hatte, nahm er seine Baseballkappe, blies die Kerzen im Wohnzimmer aus und trat hinaus in die Nacht. Er lief zum Wagen, legte die Tüte auf den Rücksitz und zog sich seine Lederhandschuhe an. Anschließend nahm er ein Brecheisen aus dem Kofferraum und eilte damit zurück zum Haus, um die Tür so zu bearbeiten, dass man später von einem Einbruch ausginge. Ein weiterer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass Maries Bruder nun jeden Moment eintreffen müsste.
    Wenig später saß er hinter dem Steuer seines Mustangs. Ohne die Scheinwerfer anzuschalten, fuhr er über die unbeleuchtete, mit Schlaglöchern durchzogene Gasse zum Ufer hinunter und parkte in sicherer Entfernung zur Brücke. Wie Andreas vermutet hatte, stieß er dort auf das Nachtquartier des Penners, der dort in seinem provisorischen Unterschlupf seelenruhig seinen Rausch ausschlief. Andreas versteckte das Brecheisen zwischen den siffigen Tüten, Dosen und Bierflaschen in dem rostigen Einkaufswagen. Dann trat er an den schnarchenden älteren Mann heran, der mehrere Lagen zerrissener Pullover und Jacken übereinander trug.
    Während Andreas ihm die Schweizer Taschenuhr, die Manschettenknöpfe und das, was von Maries Perlenkette übrig geblieben war, mit spitzen Fingern in die Taschen steckte, kroch ihm neben einer gewaltigen Schnapsfahne der Mief von Abfall, Urin und Schweiß in die Nase.
    Dann machte er einen Schritt auf das Ufer zu und warf die Bronzestatue in die Havel. Gerade so weit vom Ufer entfernt, dass die Polizei die Tatwaffe in jedem Fall finden würde. Lediglich das goldene Zippo-Feuerzeug behielt Andreas für sich.
    Anschließend stieg er mit einem selbstzufriedenen Grinsen im Gesicht zurück in seinen Mustang und machte sich auf den Heimweg.
    Als er einige Kreuzungen weiter an einer Tankstelle vorbeifuhr, registrierte er einen Wagen mit Münchner Kennzeichen. Daneben ein kräftiger junger Mann, der aussah wie ein Sportstudent. Zielstrebig fuhr Andreas weiter geradeaus, erleichtert und zugleich berauscht von den Geschehnissen dieser Nacht. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass ihm der Mord an Marie Strittmeier solch eine Befriedigung und einen derartigen Kick verschaffen würde. Und schon jetzt war ihm klar, dass dies nicht sein letzter Mord sein würde.
    ***
    Rügen. 22. Mai. Am späten Sonntagnachmittag …
    Es brach Lara fast das Herz, Emma so zu sehen.
    »Schatz, nun mach doch nicht so ein Gesicht, ich meine das doch nicht böse. Ist doch auch nur für ein paar Tage«, seufzte sie, nachdem sie Emma vom Reitstall abgeholt hatte. Ihre Tochter sah traurig zum Beifahrerfenster hinaus und steckte sich die Stöpsel ihres iPods in die Ohren.
    »Sicher klärt sich das mit dieser Baseballkappe bald auf, danach kannst du wieder zu deinem Pferd gehen, in Ordnung?«
    Doch Emma zupfte trotzig an ihrem grünen Seidenschal und wollte ihr nicht mehr zuhören. Lara setzte den Blinker, bog in die

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