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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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aus.
    »Na, jedenfalls bist du nicht ursprünglich von hier – das habe ich dir von der ersten Sekunde an angesehen …«
    » Was angesehen?«, fragte sie nach, verunsichert lächelnd.
    Arne hob die Hand und ließ sie auf den Tisch fallen.
    »Ach, vergiss es …«
    Lara nippte an ihrem Glas und schaute ihn neugierig an. »Nein, nein, nur raus mit der Sprache, worauf willst du hinaus?«
    Er legte den Kopf schräg in den Nacken und schwenkte versonnen sein Weinglas, um seinen Worten eine größere Bedeutung zu verleihen.
    »Dass du eine Frau bist, die mehr vom Leben erwartet als das hier – als diesen ganzen öden Trott auf dieser Insel und so.« Er lachte kurz auf. »Und, korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber mein werter Cousin ist wohl auch nicht gerade das, was man eine Stimmungskanone nennt, oder?« Erneut startete er einen Versuch, ihre Hand mit seiner zu berühren, doch Lara zog ihre zurück. »Und wenn es mir hier nun mal gefällt?« In ihren Augen flackerte Wut darüber auf, dass Arne wieder einmal versuchte, sie aus der Reserve zu locken.
    In seinem Gesicht breitete sich ein ironisches Grinsen aus. »Sicher, wenn du das sagst …«
    Allmählich fragte Lara sich, ob er einfach nur dreist oder ob er betrunken war. Sie leerte ihr Weinglas und erwiderte nichts. Und noch während sie sich in Erinnerung rief, dass Frank sie vor seinem Cousin gewarnt hatte, öffnete Arne mit einer beiläufigen Handbewegung die oberen Knöpfe seines Hemds. Seine gekräuselten Brusthaare stachen wie dünne Drähte hervor.
    »Noch einen Schluck Wein?«, fragte er, nachdem sie sich eine Weile angeschwiegen hatten.
    »Nein, danke«, lehnte Lara ab und unterdrückte ein Gähnen. Sie hatte ohnehin schon viel zu lange mit Arne in der Küche gesessen, und der Alkohol zeigte bei ihr bereits Wirkung. Lara überkam ein plötzliches Unwohlsein, das mit einer bleiernen Müdigkeit einherging.
    Anstatt ihrer Aufforderung zu folgen, goss Arne ihr den letzten Schluck Wein aus der Flasche ein und beugte sich dabei so weit über den Tisch, dass sich ihre Nasenspitzen um ein Haar berührten. Von weitem musste es aussehen, als ob sie sich küssten. Sich räuspernd, wich Lara zurück.
    »Täusche ich mich, oder versuchst du gerade, mit mir zu flirten?«
    Er lehnte sich im Stuhl zurück und rieb seine Fingerspitzen aneinander.
    »Würde sich das denn lohnen?«
    Lara musste lachen.
    »Du scheinst dir deiner ja ziemlich sicher zu sein …«
    »Schockiert?«
    Sie verdrehte nur die Augen, als ihr zum ersten Mal auffiel, wie leuchtend blau seine waren. Fast schon unnatürlich, als trage er Kontaktlinsen.
    Er zwinkerte.
    »Jede Wette, dass du schon lange nicht mehr so viel gelacht hast wie in den vergangenen Tagen.«
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zog ihren Bademantel enger zusammen, als ihr unwillkürlich bewusst wurde, wie schrecklich sie augenblicklich aussehen musste. Ihre zerzausten Haare, ihr blasses, ungeschminktes Gesicht. Auf einmal bemerkte sie, wie sich das seltsame Gefühl in ihrem Bauch schlagartig verstärkte und ihre Lider ganz schwer wurden.
    »Karoline …?«, hörte sie Arne von weit entfernt fragen. Lara wischte sich die Augen. Allmählich sah sie wieder etwas klarer, und sie ertappte sich dabei, auf Arnes Brust zu starren. Er hatte eine verblichene Tätowierung über der linken Brustwarze. Sie sah aus wie ein Totenkopf. Daneben stand etwas, was sie nicht entziffern konnte. Ein Name? Ebenso rasch, wie Arne sein Hemd wieder zuknöpfte, wandte Lara den Blick ab.
    »Ich glaube, ich gehe jetzt besser ins Bett.« Sie erhob sich.
    »Sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Na dann, gute Nacht …« Er beugte sich vor, um ihr einen Kuss auf den Mund zu drücken. Lara hatte zu spät geschaltet, wich aber gerade noch rechtzeitig zurück.
    Sie hörte Arne leise schnauben, als sie die Küchentür hinter sich zuzog. Noch auf der Treppe spürte sie, wie ihr Mund ganz trocken wurde. Ihr war, als klebe ihre Zunge an ihrem Gaumen fest. Der Wein. Mein Gott, dieser Wein … Plötzlich wurde ihr fiebrig heiß. Sie schaffte es kaum noch, sich auf den Beinen zu halten, geschweige denn irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Schwankend schleppte sich Lara ins Schlafzimmer, sackte rücklings auf das Ehebett und fiel für die noch wenigen verbleibenden Stunden jener Nacht in einen tiefen Schlaf.
    ***
    Samstagnachmittag, 21. Mai …
    Lara saß auf der Hollywoodschaukel im Schatten der Veranda und blätterte in den überregionalen Seiten der

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