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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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zurück auf die Station sinken. Als es erneut klingelte, fuhr Lara panisch zusammen und starrte das Telefon an, als säße eine giftige Spinne vor ihr. Nach einigem Zögern ging sie ran. Zu ihrer Erleichterung meldete sich Magnus Kern.
    »Hallo, Herr Kern, Ihre Kollegin hat mich bereits informiert, ich bin so froh, dass …« Doch Lara sollte nicht mehr dazu kommen, den Satz zu beenden.
    »Ich verlasse soeben das Amtsgericht und muss Sie bitten, umgehend zu einer Gegenüberstellung auf das Revier in Sassnitz zu kommen.«
    Sein Tonfall machte Lara Angst.
    »Es gibt Neuigkeiten. Zivilfahnder der Rügener Polizei haben einen Mann festgenommen, auf den die Beschreibung des Anhalters exakt zu passen scheint«, fuhr Kern fort, und Lara hörte, dass er außer Atem war. »Und seine DNA stimmt zweifellos mit dem Blut an der RedSox -Kappe aus dem Schuppen überein.«
    Lara spürte, wie sich ihr plötzlich die Nackenhaare aufstellten und sich ihre verfrühte Vorfreude in Luft auflöste.
    Es war noch lange nicht vorbei.
    ***
    Als Lara ihren Saab in der Bahnhofstraße abstellte, war sie bereits spät dran. Mit einem flauen Gefühl im Magen betrat sie zügig das Revier. Sie hatte keinen Blick für Bernd Petzold und seine Kollegen, die ihr aus den offenen Bürotüren argwöhnisch hinterherstarrten, lief schnurstracks zum Besprechungszimmer und trat ohne anzuklopfen ein.
    Sylvia Hausmann und Magnus Kern, offenbar in ein angeregtes Gespräch vertieft, verstummten abrupt.
    »Entschuldigung«, hüstelte Lara und zog die Tür wieder zu.
    »Nein, nein – kommen Sie rein!«, rief Kern und kam ihr entgegen. »Danke, dass Sie gekommen sind.« Er schloss die Tür zum Besprechungszimmer hinter ihr und kam gleich zur Sache: »Bei dem Mann handelt es sich um einen gewissen Jannik Kruse. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, noch nie von ihm gehört.«
    Kern musterte sie.
    »Der Mann hat sich in einer Ruine im Koloss von Prora versteckt. Es ist so, dass beim Durchsuchen seiner Sachen ein Zugticket sichergestellt wurde, das an dem Tag abgestempelt wurde, an dem Sie Ihren Mann zum Hafen gefahren haben.« Er legte den Kopf schräg. »Dreimal dürfen Sie raten, wo der Bursche losgefahren ist.«
    Laras Herz schlug schneller.
    »In Berlin?«
    Der Kommissar nickte.
    Sich räuspernd erhob sich Sylvia Hausmann hinter dem Konferenztisch und kam mit angespannter Miene auf Lara zu.
    »Können wir?«
    Lara klemmte sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
    »Natürlich …« Sie folgte den Polizisten in einen Raum am Ende des Flurs. Eine Wand aus Monitoren. Auf der schmalen Ablage davor befanden sich ein Steuerpult und ein Mikrofon. Kaum hatten sie auf den unbequemen Metallstühlen Platz genommen, schaltete Kern mit einer Fernbedienung die Monitore ein, die mit einem kurzen Flackern angingen.
    Sie zeigten unterschiedliche Perspektiven des Vernehmungsraums, in dem ein älterer Beamter mit Schnauzbart einen dunkelhaarigen Mann in die Mangel nahm, der ihm in Handschellen und zerrissenen Jeans breitbeinig gegenübersaß.
    »Bisher war aus diesem Kerl noch nicht viel rauszukriegen, aber das wird sich hoffentlich bald ändern«, erklärte Kern.
    Lara schluckte und starrte weiter auf die Bildschirme.
    »Ja, er ist es. Das ist der Anhalter, den ich neulich mitgenommen habe.«
    Die Kommissare warfen sich Blicke zu.
    »Sind Sie sicher?«, fragte Hausmann von der Seite.
    Lara hatte nicht den geringsten Zweifel, dennoch empfand sie nichts dabei – da war nichts als Leere in ihr, gerade so, als versperre die Anspannung jeglichen Zugang zu ihren Emotionen.
    Lara erschrak, als Kern plötzlich den Ton zuschaltete.
    »Scheiße, Mann, bloß weil ick ma in dem Scheißschuppen gepennt hab, meine Kappe da verloren hab und zufällig och aus Berlin komm, bin ick noch lange keen Irrer, der Weiber abmetzelt«, drang die Stimme des Mannes aus den Lautsprechern. Er kippelte nervös auf seinem Stuhl, war sich aber durchaus bewusst, dass sie ihn die ganze Zeit beobachteten. Schließlich sah er auf und schenkte einer der Kameras ein dreckiges Grinsen.
    Magnus Kern schaltete den Ton wieder ab und stand von seinem Stuhl auf.
    »Der Kerl lügt doch wie gedruckt!« Er schlug mit der Faust auf die Ablage, als es in der nächsten Sekunde an der Tür pochte.
    Hausmann sah zu Kern und holte tief Luft.
    »Herein.«
    Es war Bernd Petzold, der mit hochrotem Kopf und einem Aktenordner unter dem Arm in der Tür stand.
    »Na bravo, das haben die Herrschaften der Mordkommission

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