Stirb
draufgestarrt …« Und nach längerem Schweigen fügte er mit knirschenden Zähnen hinzu: »Die Mörderin meiner Eltern ist übrigens nie gefasst worden.«
Nachdenklich sah Isabelle auf.
»Was, wenn die Tat genau deshalb niemals aufgeklärt werden konnte?«
»Ich versteh’ nicht.«
»Na, weil du die Tatwaffe entwendet hast.«
Andreas starrte durch sie hindurch. Daran hatte er nie gedacht, dennoch machte es ihn unsagbar wütend, dass sich ausgerechnet Isabelle Kempitz diese Bemerkung erlaubte. »Halt’s Maul!«, entfuhr es ihm plötzlich.
Erschrocken wich sie zurück. Und mit der Hand am Türgriff zischte sie:
»Ich glaube, ich gehe jetzt besser.«
»Nein, tut mir leid«, raunte Andreas. »Es ist nur …« Isabelle legte den Kopf schräg und musterte ihn.
»Okay, schon gut«, flüsterte sie. »War sicher alles furchtbar schwer für dich«, schob sie verständnisvoll hinterher, während ihre Hand weiterhin am Türgriff ruhte.
Noch wusste sie nichts von der Kindersicherung …
»Nach der ganzen Sache bin ich bei Rosita aufgewachsen und habe mir damals geschworen, den Tod meiner Eltern zu rächen und die Schlampe zur Strecke zu bringen«, setzte er kopfnickend fort. »Noch Jahre später hatte ich kaum was anderes im Sinn«, gestand er, obgleich das reichlich untertrieben war.
»Wirklich?«, stammelte Isabelle.
»Leider kam ich zu spät.« Er rieb sich schnaufend den Nacken. »Als ich sie endlich ausfindig gemacht hatte, hat mir an ihrer Haustür so ’n schrulliger älterer Typ gesteckt, dass sie längst verstorben sei.«
»Woran ist sie gestorben?«, hakte Isabelle skeptisch nach.
»Ist in ’nem verdammten Hotel-Pool ersoffen!« Er brüllte die Worte förmlich heraus. »Das muss man sich mal vorstellen! Da läuft diese Mörderin jahrelang frei herum, amüsiert sich auf Partys, kippt sich ordentlich einen hinter die Binde und ersäuft dann in ’nem todschicken Dachpool – also bitte, einen glamouröseren Abgang kann man sich doch gar nicht wünschen!«
»Und woher weißt du das alles so genau?«, fragte Isabelle nach.
»Aus … der Zeitung«, gab Andreas vor. Er pfiff durch die Zähne und schüttelte den Kopf. »Und wie sind dagegen meine Eltern gestorben? Hä? Wie Vieh hat diese Drecksschlampe sie abgeschlachtet!« Mit Tränen in den Augen fuchtelte er in der Luft herum. »Wie Vieh!!! Das ist alles so unfair!«
Isabelle wagte den Versuch einer flüchtigen Umarmung, doch Andreas saß stocksteif da. Es war das erste Mal, dass er sich jemandem offenbart hatte, und nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte, fragte er sich, weshalb er ausgerechnet Isabelle Kempitz das alles erzählt hatte.
Doch noch ehe sie ihre Umarmung löste, war die Antwort zum Greifen nah: Zum einen war Isabelle der einzige Mensch, der ihm jemals zugehört hatte – und es tat gut, sich den Schmerz von der Seele zu reden –, zum anderen war ihm von vornherein klar gewesen, dass sie sein kleines Geheimnis niemandem verraten würde.
Schon aus dem einfachen Grund, da sie sein Auto nie wieder lebendig verlassen würde.
Abwesend spielte er mit dem Totenkopfanhänger, der am Zündschlüssel baumelte.
»Irgendwann habe ich dann angefangen, Frauen nachzustellen, die dieser Schlampe ähnelten«, fuhr er schließlich fort. »Mir war das erst gar nicht so klar«, sagte er, über sich selbst den Kopf schüttelnd. »Anfangs taten mir die Frauen auch irgendwie leid, im Grunde konnten die ja nichts dafür.«
Isabelle wich zurück, die Augen vor Angst geweitet.
Ein seltsames Lächeln spielte auf Andreas’ Lippen, als er seine Baseballkappe abnahm, sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte und sie wieder aufsetzte. »Es war wie auf ’nem verfluchten Trip – ich hab in den Fotzen nur noch die Mörderin meiner Eltern gesehen! Die hatten den Tod verdammt noch mal verdient!«
Isabelles Gesicht war totenblass. Ihre Unterlippe zitterte, während ihre Finger beinahe unmerklich weiter an der Beifahrertür rüttelten.
»Die Mühe kannst du dir sparen …«, raunte Andreas und blickte sie mit unbewegter Miene an. »Kindersicherung.«
Er griff ins Türfach und förderte ein etwa dreißig Zentimeter langes Messer zutage. Ganz sanft fuhr er mit dem Zeigefinger über den Rücken der Klinge, als wäre sie Teil seines eigenen Fleisch und Bluts.
» HILFEEE ! Nein!«, schrie Isabelle und hämmerte mit den Fäusten verzweifelt gegen die Scheibe. » HÖRT MICH DENN KEINER?! HIIIILFE! «
Andreas saß seelenruhig da, wohl
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