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Stoer die feinen Leute nicht

Titel: Stoer die feinen Leute nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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zwischen beiden sei es aus.
    Daß Kossack in dieser Zeit mit dem alten Birth in München gewesen sein sollte, war durch nichts bewiesen. Und wenn: Er konnte ja zwischendurch mal wieder nach Bramme gekommen sein.
    Vielleicht klärte sich alles auf, wenn man das Protokoll des Arztes wiederfand, der ihre Mutter nach dem angeblichen Überfall untersucht hatte. Aber Corzelius hatte sich von Kämena sagen lassen, die Akte sei nicht mehr da. Kein Wunder bei dieser Zeitspanne. Und wenn schon. Wer’s darauf anlegte, konnte da schon ein bißchen nachhelfen.
    Für sie war Kossack ihr Vater, und er war ein netter Kerl. Auch mit seiner Frau kam sie glänzend aus. Was wollte sie mehr? Die Sache war gelaufen.
    Es war ein grauer, naßkalter Juniabend. In dem Gebiet, in dem sich ansonsten Tausende von Ausflüglern tummelten, war weit und breit kein Mensch zu sehen; höchstens mal ein Bauer, der vom Melken kam.
    Am Westfriedhof schlossen sie gerade die schmiedeeisernen Tore. Ein Bus fuhr ab; sie mußte bremsen, weil ein älteres Ehepaar über die Straße rannte. Doch vergeblich, sie schafften den Bus nicht mehr. Fluchend ging der Mann zur Telefonzelle, um sich ein Taxi zu rufen.
    Katja bog links ab und erreichte nach etwa vierhundert Metern den Fluß.
    Am Ufer standen zwei Häuser, ein reetgedecktes Stallgebäude, das leer zu sein schien, und, von Birken umgeben, ein weißer Bungalow. An einem mannshohen Findling waren, wie bei einem Grabstein, metallene Buchstaben angebracht: TREY. Sie wußte von Corzelius, daß dies Treys Refugium war, wo er seine Leitartikel schreiben und seine Manuskripte redigieren konnte, ohne von seiner lebensfrohen Frau und deren lautem Kreis gestört zu werden.
    In einem Zimmer brannte Licht; Trey war also da.
    Wenn sie sich nicht täuschte, stand dieser Bungalow hier im Lieferprogramm der BUTH KG. Sehr viel Glas, edles Holz und eloxiertes Aluminium; auf dem flachen Dach, wie drei große Blasen, Tageslichtkuppeln. Vor dem Haus dichter Rasen, unterbrochen von weißen Kieswegen; dazwischen exotische Sträucher. Der Gesamteindruck war so, daß man sich über Barock-Putten aus Plastik auch nicht mehr gewundert hätte.
    Sie ging, irritiert vom Gedanken an Fußangeln, Lichtschranken und sonstige bondähnlichen elektronischen Fallen, auf den Eingang zu und klingelte. Das heißt, sie erwartete, nachdem sie auf den Knopf gedrückt hatte, daß drinnen im Haus eine Klingel schrillte, doch statt dessen ertönte ein sanft-melodischer Gong. Ein bißchen buddhistischer Tempel.
    Plastikjalousetten versperrten ihr die Sicht ins Innere des Bungalows, aber sie hörte Geräusche und Schritte. Ein Schlüssel wurde herumgedreht, und in der Tür stand…
    Buth.
    Sie war nicht wenig erstaunt.
    „Machensen Mund zu, komm Fliejen rinn!“ lachte Buth, gekonnt berlinernd.
    „Ich wollte Herrn Dr. Trey…“
    „Der hatte noch in Oldenburg zu tun, müßte aber bald hier sein. Und seine Frau ist in Bremen, soviel ich weiß.“
    Sie sah ihn zögernd an.
    Buth lächelte. „Ich leiste Ihnen gerne Gesellschaft, bis er kommt… Ich bin nämlich an der Bramme spazierengegangen und von diesem blödsinnigen Wolkenbruch eben überrascht worden. Jetzt muß ich warten, bis meine Sachen wieder trocken sind.“ Er zeigte auf das Hemd und die Hose, die er trug. „Viel zu klein alles, das sind Treys Sachen. So kann ich mit keinem Bus fahren, und auch die Taxifahrer würden später dumme Geschichten erzählen…“
    „Ich kann Sie ja nachher im Auto mitnehmen“, sagte Katja, nur um etwas zu sagen.
    „Reizend von Ihnen… Aber was sollte nicht reizend sein, das von Ihnen kommt?“
    Sie wurde ein bißchen verlegen. „Darf ich… Es regnet noch immer ein bißchen.“
    „Aber ja! Treten Sie, und zwar näher.“
    Er führte Katja in das wohl größte der vier, fünf Zimmer. Wie im Film, dachte sie. Die Wände in Apfelgrün und gedecktem Weiß, rotbraun und im Schiffsmöbelstil der Mahagoni-Schreibtisch und die Schrankwand. Der Raum wurde von einem Backstein-Kamin und einer üppig bepflanzten Blumenbank in zwei Hälften geteilt. Kuschlig-weich und mit weißem Knautschleder bezogen ein Sessel und eine dreisitzige Sofaecke. Links vor der Fensterfront ein Flügel, auf dem sie Noten entdeckte, die Mondschein-Sonate. An den Wänden hingen ein paar gute Impressionisten, die Katja nicht einordnen konnte. Teppichboden, Wandbespannung und Vorhänge entzückten durch ihre ungewohnten Muster, die an ein Korbgeflecht erinnerten. Überall afrikanische

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