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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Schlaf bekommen hatte. „Dann gibt es keinen Weg hier raus.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. „Ich steh in einer Sackgasse. Und sie kommen. Ich muss mich ihnen stellen.“
    „Wir könnten immer noch verschwinden“, wisperte sie zögerlich und spürte im gleichen Moment seine Hände um ihr Gesicht und seine Lippen weich und warm auf ihren.
    „Nein“, flüsterte er nah an ihrem Mund. „Ich tu , was ich kann, um zu verhindern, dass der Plan des Obersten Senators aufgeht, Laine. Aber ich muss meinen Bruder da rausholen.“
    Laine zog sich ein winziges Stück zurück, um ihn anzusehen.
    Koste es , was es wolle? Sie brauchte ihre Gedanken nicht aus zu sprechen, damit er sie bestätigte. Die Worte standen ihm ins Gesicht geschrieben: Koste es , was es wolle.
    Das Problem war, dass sie das nicht zulassen würde.

Eine wirklich böse Erkenntnis

    Laine konnte nicht zählen, zum wievielten Male sie aus dem Fenster sah, doch endlich kam das Ende dieses Tages in greifbare Nähe.
    „Okay, es müsste jetzt gehen.“ Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, da war Jamian schon in der Diele und schlüpfte eilig in seine Schuhe. Sie folgte ihm, zog ihre Jacke an, schlug die Kapuze über den Kopf und schulterte ihren Rucksack. Prüfend fuhr sie an ihrem Stiefel entlang, wo ihr Dolch versteckt war. Jamian reichte ihr eine Sonnenbrille aus der Kommode.
    „Ist es wirklich okay für dich?“, fragte er.
    Die wahre Antwort lautete nein, aber das war nicht wichtig. Die Sonne stand bereits tief, es sollte ein Leichtes sein, im Schatten zu bleiben. Sie setzte die Sonnenbrille auf, ehe sie ihm nach draußen folgte und zum Auto lief.
    Auf der Fahrt nach Glen Mertha rief Jamian die Vampirin Rachel an. Laine verschränkte die Arme und grub sich die Fingernägel in die Oberarme, als sie sich erinnerte, wie die letzte Begegnung mit ihr abgelaufen war. Doch Jamian hielt Rachel für loyal und letztlich konnte Laine ihr auch kaum noch einen Vorwurf machen. Rachel hatte nichts von der Prophezeiung und der Gefahr gewusst, in der sie alle schwebten. Sie hatte Jamian beschützen wollen.
    Neid und Eifersucht machten die Luft stickig und ließen ihre Nase laufen, sodass sie sie hochziehen musste. Wie konnte Laine ihn beschützen, wenn er wissentlich in ein Unglück rannte? Wie konnte sie verhindern …
    „Achtung“, warnte er sie, ehe der Wagen ein Stück Straße passieren musste, das noch vom Licht der untergehenden Sonne durchflutet war. Rasch zog Laine die Kapuze tiefer ins Gesicht und die Hände in die Ärmel der Jacke. Verdammte Sonne. Oder besser: verdammte Angst vor ihr. Es war ewig her, dass Jonathan sie am helllichten Tag hinausgezerrt hatte, um sie für einen Fehler zu strafen. Sie hatte mit einem Fremden geflirtet. Darauf hatte Jonathan sie geküsst. Minutenlang. Im gleißenden, an ihrer Haut fressenden Licht der Mittagssonne, die ihm nichts anhaben konnte.
    Ewig war das her. Und nie würde sie es vergessen.
    Rachel hob endlich ab und Jamian vereinbarte in knappen Worten einen Treffpunkt, bog kurz darauf von der Straße ab, die ins Zentrum von Glen Mertha führte, und fuhr stattdessen Richtung Süden. Sie kurvten durch einen dichten Wald, dann lenkte Jamian den Wagen auf einen versteckt liegenden Parkplatz, der im Schatten der Bäume fast schon im Dunkeln lag. Mehrere Wanderrouten zweigten von diesem Parkplatz ab, doch jetzt, am Abend, waren kaum noch Menschen hier. Ein Wagen entfernte sich gerade, nur ein weiterer stand noch verlassen abgestellt in einer Parkbucht. Jamian hielt am anderen Ende und ließ den Motor absterben. Unangenehme Stille senkte sich herab wie eine Decke. Das Schweigen erschien Laine aggressiv, doch sie wagte nicht, es zu brechen. Jamian stand unter zu großer Spannung. Ihr war, als würde er bei einem falschen Wort in die Luft gehen und vollends die Nerven verlieren. Konnte diese dumme Vampirfrau sich nicht ein wenig beeilen?
    Immer mehr Zeit verging, immer weiter zog sich das Licht zurück und hüllte das Land in die angenehme Dämmerung, die Laine liebte. Jenes Licht, das ihr ungefährlich war. Sanft, nicht grell; warm, nicht heiß. So schmeichelnd wie ein lauer Windhauch auf nackter Haut. Wie ein keuscher Kuss zwischen Tag und Nacht. Eine Berührung nur, ehe beide wieder gezwungen waren, in unterschiedliche Richtungen zu gehen.
    An diesem Abend konnte Laine das Zwielicht nicht genießen. Die Anspannung verlieh allem einen bitteren Beigeschmack. Sie atmete erleichtert auf, als leise Geräusche aus dem

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