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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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glauben, Laine“, sagte er ruhig. „Ich will das wirklich nicht. Aber Fakt ist: Ich kann mich nicht mehr an meine Mutter erinnern. Und mein Vater …“ Er rieb sich über die Nase und sprach leiser weiter. „Mein Vater hat mir so viel verschwiegen, mich so lange belogen. Was er war. Was ich bin, was ich sein muss. All das hab ich erst erfahren, als ich schon mittendrin steckte.“
    „Er wollte dich sicher nur schützen.“ Laine legte ihre Hand auf seinen Unterarm. Wie wenig überzeugt ihre Stimme klang, merkte sie selbst, sein halbherziges Schulterzucken bestätigte dies noch.
    Was wusste sie schon von elterlichen Emotionen.

    *
    War das ein Abstellraum?
    Junias hielt sich die Rippen und rollte auf die Seite. Eher eine Ablage, schließlich konnte er nicht mehr stehen. Er grinste vor Erleichterung, noch am Leben zu sein, was ihm bewusst machte, wie sehr sein Kiefer wehtat. Wenn er die Zähne zusammenbiss , wurde der stechende Schmerz zu einem erträglichen Druckgefühl. Sein Kopf pochte weiter, in seinen Wangenknochen schien ein Schmied bei der Arbeit zu sein. Hitze und ein scheppernder Schlag straften jeden Herzschlag.
    Die Wände um ihn herum waren eng, der Raum dunkel und fensterlos. Nur unter der Tür schimmerte ein Hauch von Licht hindurch. Als sich seine Augen daran gewöhnt hatten, erkannte er links und rechts Regale, in denen sich Aktenordner befanden. Hunderte mussten das sein. Hinter ihm, gegenüber der Tür, stand ein altmodisches Kopiergerät, daneben ein paar Kisten, in denen vermutlich Druckerpapier gelagert wurde. Die Luft war trocken, stickig und erfüllt von Tonerstaub, der ihm ein Übelkeitsgefühl verursachte.
    Wie lange lag er schon hier? Einige Stunden vielleicht. Möglicherweise auch einen Tag. Oder nur ein paar Minuten? Alles Zeitgefühl war ihm im Zustand zwischen Wach s ein, Ohnmacht und dem seltsamen Delirium dazwischen verloren gegangen.
    Unter Schmerzen in den Rippen drehte er sich wieder auf den Rücken. So schien das Atmen zwar merkwürdig schwer – ein Gefühl, als säße ihm jemand auf der Brust -, aber in Seitenlage hing sein Gesicht in einer widerlichen, kalten Blutlache.
    Die Gier in seinem Körper hatte nachgelassen, das Zittern war verstummt. Zurückgeblieben war eine schwere Müdigkeit, die ihn trotz allem nicht einschlafen ließ, auch wenn er zwischenzeitlich immer wieder das Bewusstsein verlor. Sein Körper fühlte sich taub an. Vermutlich sollte er darüber dankbar sein, ansonsten würde ihm wohl jeder Knochen wehtun . Aber Junias hatte den Eindruck, dass das kein gutes Zeichen war. Es fühlte sich an, als hätte sein Körper … resigniert. Aus wie vielen Ohnmachten er wohl noch aufwachen würde?
    Am liebsten hätte er um Hilfe gebrüllt, aber beim Versuch kam nur ein Wimmern, das er sich sogleich wieder verkniff.
    Auf der anderen Seite der Tür vermutete er das Büro des Obersten Senators, in dem er vorhin niedergeschlagen worden war. Seit Stunden dudelte klassische Musik herüber, die CD schien in Endlosschleife zu laufen. Debussy, soviel wusste Junias. Bei Gott, was ging ihm das Geleier auf die Nerven. Es machte die beschissene Situation , in der er feststeckte , noch schlimmer. Er schimpfte lautlos auf die Musik und war gleichzeitig dankbar für die Ablenkung, die sie ihm bot. Nur nicht an Amy denken, die nun schon seit Stunden allein in dem fensterlosen Raum hocken musste. Sie hatten ihr gesagt, dass man ihn nach dem Telefonat zurückbringen würde, doch daraus war nichts geworden. Das musste er sich selbst zuschreiben, weil er Magnus angegriffen hatte. Wie überaus clever.
    Er gab sich ein paar zynischen Selbstkasteiungen hin, bis er spürte, dass ihm erneut schwarz vor Augen wurde.

    *
    An der Rückseite des Krankenhauses, wo sich ein Park die ganze Längsseite des Gebäudes entlang erstreckte, war kein Mensch mehr.
    Dafür zwei Gestalten, die sich in die Schatten hüllten.
    „Laine, kommst du da hoch?“ Jamian deutete zu einem Fenster im ersten Stock, bei dem jemand das Oberlicht auf Kippe gelassen hatte. Hinter diesen Fenstern befanden sich die Büroräume der Oberärzte. Fast alle waren dunkel. An einem Sonntagabend hielt sich wohl niemand in seinem Büro auf; die wenigen Ärzte, die Dienst hatten, waren vermutlich auf den Stationen.
    Laine zog selbstgefällig die Augenbrauen hoch. „Naturellement.“
    „Dann versuchen wir es.“ Er ging ein paar Schritte rückwärts und konzentrierte sich auf die Höhe. Dass es ihm ebenso gelingen würde, war nicht ganz

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