Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
sein. Ein paar Meter vor ihm, kurz vor seiner eigenen Haustür, lag eine Gestalt auf der Wiese im Vorgarten. Sie lag auf dem Bauch, das Gesicht im Gras verborgen. Es sah aus, als hätte sie versucht, zur Tür zu kriechen. Fast wurde sie bereits von dem langen Schatten berührt, den Jamian warf. Lauer Wind und die letzten Sonnenstrahlen spielten mit langem, lockigem Haar und ließen es in allen Schattierungen zwischen Kastanie und Kupfer schimmern. Auch sein eigenes Haar flatterte im Wind und die Sonne wärmte ihm Rücken und Schulter.
    Was ihm selbst noch unbegreiflich schien, hatte sein Körper begriffen, denn Jamian spürte, wie er zurücktaumelte, mit der Hand nach der geöffneten Autotür griff und sich daran festhielt. Aus irgendeinem Grund musste er nach Luft schnappen. Der plötzliche Geruch verbrannter Haut ließ ihn augenblicklich zusammensacken. Er fiel auf die Knie und übergab sich neben dem Autoreifen. Dann schüttelte er mühsam den Kopf und kämpfte sich auf die Füße. Nicht wahr. Nicht wahr. Nicht …
    Er stolperte in ihre Richtung. Sie konnte doch nicht hier in der Sonne liegen. Zu gefährlich!
    „Laine?“ Seine Stimme klang krächzend und viel zu hoch. Er räusperte sich und versuchte es ein weiteres Mal. Diesmal ruhiger, tiefer und leise, um sie nicht zu erschrecken. „Laine!“ Ganz vorsichtig ließ er sich neben ihr nieder, verharrte für einen Moment hilflos und wusste nicht, was zu tun war. Ihre Bluse war am Rücken voll von verkrustetem Blut. Ein großer Riss klaffte im Stoff. Darunter war etwas seltsam Papierartiges. Von trockenem Blut verschmiert. Aber da musste doch ihre Haut sein. Er streckte die Hand aus und zog sie wieder zurück.
    Nicht wahr. Nicht echt!
    Ihr Gesicht war nicht zu sehen, ihr Haar lag dicht darüber und bewegte sich sanft und lebendig bei jeder Brise. Er atmete nicht und trotzdem vergiftete ein schrecklicher Gestank seinen Körper, ließ ihm Sterne vor den Augen tanzen. Neben ihr blitze die Klinge ihres Dolches im Gras auf.
    „Laine?“, flüsterte er und strich ihr durch die Haare. Ein Keuchen entfuhr ihm, als sie strähnenweise zwischen seinen Fingern hängen blieben, als würde ihre Kopfhaut sie nicht mehr halten wollen.
    „Laine, komm schon.“
    Nicht wahr … Nicht echt … Nicht Laine!
    Er stöhnte wie von einem Fausthieb getroffen auf, als sein Blick auf ihre Hand fiel. Nichts mehr erinnerte an blasse, weiche Haut. Nur noch rötlich-braun verbranntes, blutleeres Fleisch, bedeckt von einer durchsichtigen Hautschicht, die wie aus uraltem, ausgetrocknetem Leder wirkte. Hauchdünn und von tiefen Rissen durchzogen. Jamian würgte, der Magen wollte ihm erneut hochkommen, doch er schluckte mühsam dagegen an und riss sich zusammen.
    „Es wird alles wieder gut.“ Er hob den leblosen Körper mit aller Vorsicht hoch, zu der seine zitternden Hände in der Lage waren. Ihr Kopf wollte schwer nach hinten fallen, er presste ihn sacht an sich, ihr Gesicht an seine Halsbeuge.
    „Ich bin da, es wird alles gut! Aber bitte, komm schon, Laine. Du musst aus der Sonne raus.“ Das Gefühl von ihrem Gesicht an seiner Haut drohte , ihm das Bewusstsein zu rauben. Da war nichts mehr zart und kühl. Rau und rissig kratzen ihre Lippen und Wangen an seinem Hals, wo sein Puls einen höhnischen Rhythmus schlug, der in seinem ganzen Körper widerhallte. Laines Körper war still. Vollkommen still. „Ich bin da, Laine. Spürst du es? Bitte sag was.”
    Taumelnd trug er sie zum Haus, trat die Tür ein und kämpfte sich , ohne zu atmen , in sein Zimmer, wo er sie aufs Bett legte, bis zum Hals mit einem Laken zudeckte und dann panisch nach einer Klinge suchte. Zitternd und mit verschwommenem Blick durchwühlte er Schubladen und fegte den Inhalt von Schränken und Regalen auf den Boden. Da musste doch irgendwo etwas sein. Ein Messer, eine Schere oder … scheißegal, aber irgendetwas!
    Schließlich hielt er eine benutz t e Kaffeetasse in der Hand, zerbrach sie an der Kante des Schreibtisches und schlitze sich mit einer Scherbe die linke Handfläche auf.
    „Komm schon, Laine, bitte komm schon!“, flehte er, warf sich vor dem Bett auf die Knie und legte seine Hand über ihre Lippen, um das Blut in ihren Mund rinnen zu lassen. Der Anblick ihres Gesichts ließ ihn erneut vor Entsetzen würgen, keuchen und schluchzend erzittern. Es war, als wäre ihr ganzes Gesicht eine verharschte Wunde. Wundschorf über Knochen. Aber kein lebendiges Fleisch mehr. Unter verdorrten, halb geöffneten Lidern lagen

Weitere Kostenlose Bücher