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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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wunderschönen Sonnenstrahlen zu Bestien werden, die sich über ihren Körper hermachten. Sie spürte, wie sich ihre unbedeckte Haut zunächst nur rötete, brannte, dann winzige Blasen warf . Der Schmerz war vernichtend. Sie wollte schreien, doch ihre Kehle gab nur noch ein Wimmern her. Sie wollte die Arme vor die dünnhäutigen, zugepressten Augenlider werfen, doch sie wurden festgehalten.
    „Du verbrennst, spürst du es?“, flüsterte eine Frauenstimme nah an ihrem Gesicht. „Mein Gott, wie das stinkt. Seit Jahren sehne ich mich nach diesem Duft, aber dass er derart widerwärtig sein würde, hätte ich nicht gedacht. Jonathan gehört jetzt mir allein.“ Die Worte kamen von Tameth, und ihre Hände öffneten Laines nasse Bluse, um der Sonne mehr Haut darzubieten. Langsam und genüsslich, Knopf für Knopf.
    Es war ihr gleichgültig, was Tameth tat. Die Schmerzen ließen keinen Platz mehr für Wut. Sollte sie sich doch ergötzen an ihrer Qual, es machte keinen Unterschied. Ihr Wimmern wurde zu stimmlosem Stöhnen.
    Immer tiefer fraßen sich die Strahlen in ihr ausgeblutetes Fleisch. Überall. Sie hatte ihnen nichts mehr entgegenzusetzen und betete um eine erlösende Ohnmacht, die nicht eintrat.
    Die empfindliche Haut der Lider zog sich durch die Hitze zusammen und schützte ihre Augen nicht länger. Gleißendes Licht zerriss die Netzhäute, färbte die Welt mit gerinnendem Blut, ehe sie blind wurde. Ihre Lippen sprangen auf, als ihr Körper ohne ihr Zutun versuchte, einen Schrei auszustoßen. Immer mehr Haut verbrannte und verdorrte, bis der Schmerz dumpf wurde und bis auf die Knochen an ihr fraß. Laine spürte, wie ihr Herzschlag zu einem unregelmäßigen Verkrampfen abebbte.
    Jäh ließen alle Qualen nach. Ein Gnadenzustand in den finstersten Tiefen der Agonie. Für einen Moment fühlte Laine nichts mehr von ihrem befleckten Körper. Dafür waren ihre Gedanken plötzlich klar wie Kristall.
    Dass der erbärmliche Rest, der noch von ihr übrig war, in diesem Moment ohne die Regung eines einzigen Muskels zusammensackte und starb, kümmerte sie nicht weiter. Innerlich lächelte sie. Es war ein dankbares Lächeln, doch erfüllt von Abschiedsschmerz.
    Es war jetzt wieder dunkel. Still und dunkel.
    Ein letztes Mal dachte sie an Jamian. Er hatte sie einmal zu oft gerettet und sie damit in ein längst überfälliges Verderben geführt. Ihre Menschlichkeit hatte er wachgeküsst und sie damit sterblich gemacht.
    Laine entsann sich an das, was ihre Eltern ihr früher erzählt hatten.
    Die, die eine Seele retten, erinnerte sie sich, nannten die Narren Engel. Jene, die eine Seele verdammen, schimpften sie Dämonen.
    Doch niemand hatte ihr je gesagt, dass es da keinen Unterschied geben muss.

Jenseits von Gut & Böse

    Als das Handy zum gefühlt hundertvierundachtzigsten Mal klingelte, hätte Jamian es am liebsten vor eine Wand geworfen.
    Sinead rief im Dreißigminutentakt an und Tante Holly, der Junias definitiv zu viel verraten haben musste, war noch schlimmer. Dabei machte ihn das hilflose Warten auf den Sonnenuntergang schon nervös genug. Stundenlang war er durch Inverness getrottet, nach ihrem Auto Ausschau haltend. Er war an der Küste gewesen, in der Stadt, in den Wäldern ringsherum. Er hatte sich einen Sonnenbrand auf dem Nasenrücken sowie den Wangenknochen eingefangen und das T-Shirt klebte ihm schweißfeucht zwischen den Schulterblättern. Für schottische Verhältnisse war es abartig heiß, dabei war es erst Anfang Juni. Er drückte auf die kleine Taste mit dem grünen Hörer und raunte ein genervtes „Ja?“ ins Handy. Verfluchter Klimawandel, dachte er, und setzte ein bissiges „Was denn?“ hinterher, da sich nicht sofort jemand meldete.
    „Jamian Bryonts?“, fragte eine unbekannte, männliche Stimme gelassen.
    „Wer will das wissen?“
    „Das bedeutet, du bist es.“
    Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. Da hatte der Anrufer wohl recht . „Okay, Mister Superschlau, was kann ich für Sie tun?“
    „Nun, wir beide haben ein gewisses Problem miteinander“, sprach der Fremde mit tiefer, melodischer Stimme. Jamian schauderte. Er konnte sich vorstellen, mit wem er da sprach. „Du hast mir etwas weggenommen, Kienshi. Etwas sehr Wertvolles. Und du hast es kaputt gemacht.“
    „Würde ich nie tun“, antwortete Jamian möglichst unbekümmert. „Worum geht’s?“
    „Oh, das wirst du bald merken. Ich habe keine Verwendung mehr für das … Ding. Ich habe es dir zurück nach Hause

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