Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
krampfartig zuckten und zappelten. Wie sterbende Tiere in einer Falle.
    Jemand hielt sie im Arm und strich ihr übers Gesicht.
    „Es tut mir leid“, raunte eine warme Stimme. „Es tut mir so leid , mein Engel, dass du so enden musst.“
    Engel? Was sind schon Engel?
    Laine spürte Tränen aufsteigen, die nichts mit körperlichen Schmerzen zu tun hatten und auch nichts mit dem Vampir, der sie hielt. Sie dachte an jemand anderen.
    Er würde kommen. Er kam doch immer, wenn sie in Gefahr war. Er würde auch diesmal kommen.
    Nein. Er durfte nicht kommen! Er würde nichts ausrichten können und er würde …
    Jamian würde sterben. Wie sie. Der schrecklichste aller ihrer Wünsche war wahr geworden, sie hatte Macht über ihn erlangt. Macht, die sie nun in den Wahnsinn trieb, weil sie ihm zur Gefahr wurde.
    Komm nicht , flehte sie in Gedanken, von denen sie wusste, dass sie zu schwach und zu leise waren, um ihn zu erreichen. Bleib, wo du bist!
    Sein Bild wurde vor ihren Augen unscharf und schwand. Es verlor seine Bedeutung. Die Dunkelheit kam zurück und deckte sie erneut mit wohligem Vergessen zu.
    Leider wachte sie wieder auf. Wieder und wieder.
    Da war spiegelglattes Weiß um sie herum. Eng und kalt wie ein Sarg. Sie lag auf dem Bauch. Ein Pochen am Hals und an den Armen. Das Weiß war plötzlich mit Blut besudelt, ganze Lachen davon sammelten sich unter ihrem Körper. Der Geruch war überall. Und er war köstlich, denn es war sein Blut, noch deutlich auszumachen in ihrem eigenen. Es war so viel, viel zu viel. Schwach drehte sie ihren Kopf, um es mit den Lippen zu erreichen, leckte es von ihrer Haut und von marmorglattem Stein. So viel sie bekommen konnte, denn der Durst brannte plötzlich mit einer Intensität in ihren Eingeweiden, wie sie ihn selten zuvor erlebt hatte.
    Dann kam Wasser. Ungewöhnlich stark prasselte es auf sie herab. Viel zu laut und es schmeckte falsch. Nicht nach Himmel, wie Regen schmeckte; und nicht nach Steinen, wie Quellwasser. Nicht wie das abgestandene Wasser eines Teiches und nicht salzig wie das Meer. Es schmeckte … leer. Und wusch das Blut fort, das unablässig aus den Schnitten in ihrem Körper troff. Schemenhaft sah sie das Rot verlaufen, zu blassem Rosa werden und schließlich im Abfluss verschwinden.
    Ebenso schwand ihr Bewusstsein, wie vom Wasser weggewaschen.
    Später vernahm sie Stimmen. Die Dunkelheit umschloss sie nicht mehr angenehm, sie engte sie ein, ließ ihr keine Bewegungsfreiheit und wollte nicht weichen, obgleich Laine die Augen aufriss und versuchte, etwas zu erkennen. Nur Fetzen der gesprochenen Worte konnte sie verstehen, weit weg, wie durch Watte.
    „… sie jetzt weg, … Sonne wird bald untergehen. Beende es …“
    „Natürlich, Jonathan.“
    „Keine Spielchen mehr … schnell. Quäl sie nicht länger!“
    Ein enttäuschtes Seufzen. Erfüllt von Unwahrheit folgte das Wort: „Versprochen“.
    „Ich ruf ihn an.“
    Laines Versuche , zu schreien, ertranken in einem matten Stöhnen, als sie hochgehoben und weggetragen wurde. Sie ahnte mehr, als dass sie wusste, was geschah. Man hatte sie in eine Decke gewickelt und verschnürt. Für einen Moment überkam sie eine Erinnerung: Ein Vampir, in eine synthetische Wolldecke gerollt wie ein Bonbon. Benzin. Das Schnappen eines Feuerzeugs. Der Gestank von schmelzendem Polyester und brennendem Fleisch. Verebbende Schreie aus dem Inneren der zuckenden und sich windenden Rolle. Jonathans Stimme, sanft und kalt zugleich: „Armer Verräter.“
    Nein !, dachte sie voller Angst. Nein, bitte nicht! Nicht das. Bitte … nein!
    Er musste kommen! Er musste, sonst würden sie sie …
    Erneut verlor Laine das Bewusstsein und hoffte mit ihrem letzten Gedanken, es nie wiederzuerlangen.
    Und endlich … war es der Tod? Oder nur eine episch ausgeschmückte Fantasie ihres unsterblichen Geistes, der nicht wahrhaben wollte, dass sein Körper verging?
    Die Schwärze teilte sich. Um sie herum war alles grün. Grün und durchleuchtet von goldenen Sonnenstrahlen. Sie spielten mit den Bäumen, die sich rauschend im Wind wogen. Glitzerten auf den Blättern wie funkelnde Smaragde. Gemeinsam malten sie vergnügt tanzende Bilder aus Schatten und Licht ins Gras.
    Gold und Grün.
    Wie gern hätte Laine sie beobachtet und den Geschichten gelauscht, die sie erzählen wollten. Doch sie wurde gepackt und jemand zerrte sie aus der Sicherheit eines Schattens, den sie nun als Autoinnenraum erkannte. Sie wurde zu Boden geworfen und sah im gleichen Moment die

Weitere Kostenlose Bücher