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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Hari schaute mit einem kleinen Lächeln zu Nore Brand. Er schüttelte den Kopf. »Herrgott, war das ungemütlich. Ich fühlte mich eiskalt, wie ein Fels, aber mittendrin hat mein Herz eine Höllenangst ausgestanden.«
    Das Geständnis dieses Riesen hatte zur Folge, dass sich ein verschluckter Schluchzer aus Ninos Brust befreite.
    »Ja, so ein Shit«, stöhnte er.
    »Du hast dich aber prächtig gehalten, Nino, keinen Mucks habe ich von dir gehört«, lobte Hene Hari.
    Nino brachte ein klägliches Lächeln zustande. »Ich musste meine Nase zuhalten und mir unablässig einreden, dass ich nichts rieche außer blauen Veilchen.«
    Nore hob ihre Flasche. »Auf dich!«
    »Ja, auf mich, dass ich noch lebe. Ich würde mich auch zu Tode langweilen in einer Welt ohne mich.«
    Hene Hari lachte. »Da geht’s mir doch genau wie dir! Prost!«
    Nore Brand schob sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht.
    »Hene, ich habe da drin einen Luftzug gespürt. Wohin führt diese Kaverne?«
    Hene Hari zögerte, bevor er antwortete.
    »In den Berg hinein. In einen langen Stollen. Soll aber nicht sehr sicher sein. Ich kenne keinen, der sich ganz hinein wagt.«
    Nino Zoppa schauderte. »In den Berg hinein?«
    »Warst du schon mal oben bei der Festung?«, fragte Nore Brand weiter.
    »Nein, das ist mir zu steil. Ich bin nicht schwindelfrei. Aber ein Kollege von mir war öfter da.«
    »Kommt man da hinein?«
    Hene Hari schüttelte verwundert den Kopf.
    »Du hast wohl noch nicht genug erlebt heute? Aber nein, da geht keiner einfach so hinein wie wir eben in diese Kaverne. Das dort oben ist ein Hochsicherheitstrakt, eine Armee von IT-Technikern hat das Sicherheitssystem ausgetüftelt. Das ist nichts für mich. Wenn ich meine Bastelwerkzeuge nicht einsetzen kann, dann bin ich nichts wert, tut mir leid. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich gehöre zu den Besten im Auf- und Zubasteln von Schlössern. Aber das dort oben, das ist so sicher, wie noch nie etwas sicher war auf dieser Welt. Da hat man für Millionen getüftelt, gebunkert und verbaut. Absolute Sicherheit gibt’s nur dort oben.«
    »Und wofür?«, fragte Nino neugierig.
    »Für Goldbarren und so Zeug, geheime Sachen natürlich«, erklärte Hene Hari mit düsterer Miene. »Was immer dort drin ist, ich hoffe, es ist das investierte Geld wert.«
    Dann saßen sie eine Weile schweigend da.
    »Seid ihr beide wirklich bei der Polizei?«, fragte Hene unvermittelt.
    »Ja«, sagte Nore Brand.
    Er lachte kurz auf.
    Nore Brand spürte wie auf einen Schlag die Kälte, die im Hangar hockte. Sie wollte auf den Camping. Den kleinen Ofen einschalten und sich in eine Decke hüllen und schlafen.
    Doch Hene und Nino saßen da und starrten auf ihre Bierflaschen. Als ob sie auf etwas warten würden.
    Nach einer Weile erhob sich Hene Hari. »So, das wär’s gewesen. Mehr kann ich für euch nicht tun. Ich hoffe, Tante Elsi ist zufrieden mit mir. Wenn ihr mich braucht, dann wisst ihr, wo ich meistens bin. Es müsste nicht gerade morgen sein«, lächelte er.
    »Hene ist ein guter Typ, aber warum haben wir ihn eigentlich nicht verhaftet?«, fragte Nino Zoppa, als sie zum Camping zurückfuhren.
    »Verhaftet?«, fragte Nore zurück.
    »Der verschweigt uns, wer da plötzlich aufgetaucht ist in der Kaverne, und er kann verdächtig gut Schlösser öffnen. Ich hatte das Gefühl, dass er eine tolle Karriere als Panzerknacker hinter sich hat.«
    »Sicher hat er das. Aber er hat für uns gearbeitet. Ohne ihn hätten wir nichts verrichtet.«
    »Im Grunde müssten wir uns selbst verhaften«, setzte sie mit einem Lachen hinzu.
    »Das wäre doch mal etwas Neues.«
    Er überlegte eine Weile.
    »Ist das für dich normal, mit zwielichtigen Kerlen zu arbeiten?«
    »Normal? Was heißt da normal? Wenn sie nett sind und mir helfen, damit ich bei der Arbeit vorwärtskomme … Ich hoffe, er ist nur ein kleiner Fisch. Vor allem hoffe ich, dass er uns hilft, den ganz großen zu fangen. Das ist der Zweck, der die Mittel heiligt.«
    »Manchmal kommst du mir schon ein bisschen italienisch vor«, erwiderte er.
    Sie lachte in sich hinein.
    Er versank wieder in Schweigen.
    »Nore«, begann Nino Zoppa nach einer Weile zögernd.
    »Was ist?«
    Er räusperte sich. »In der Kaverne hat es doch so komisch gerochen. Hast du ganz sicher nichts gemerkt davon?«
    »Es hat dauernd ziemlich heftig gerochen, finde ich.«
    Das alte, schimmlige Lederzeug, Öl, Schmiermittel, rostendes Eisen, abgestandenes Wasser, Schimmel an den feuchten Mauern. Und der

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