Stollengefuester

leuchten! Hier, bitte!«
    Es blitzte auf.
    »Was ist denn das für ein Klimbim?«, fragte Hene Hari.
    »Klimbim?« Nora lachte. »Keine Ahnung. Wir wissen nicht, was wir suchen. Aber vielleicht ist es genau das.«
    »Ihr wisst nicht, wonach ihr sucht?«, entfuhr es Hene Hari.
    »Nein. Wir wissen nur, dass wir suchen müssen.«
    Sie nahm einen Stein aus der kleinen Schachtel.
    Nino Zoppa hatte sich neugierig herangeschoben.
    »Mona hat auch solches Zeug. Klunker. Müsste aber ein bisschen poliert werden, oder?«
    »Staatsklunker in diesem Fall«, sagte Nore Brand.
    »Russische Staatsklunker?«, fragte Nino Zoppa.
    »Russisch? Das gehört also kaum in diese Gegend«, kommentierte Hene.
    Nore Brand erwiderte nichts.
    »Halte jetzt bitte mal die Taschenlampe ruhig!«
    Sie drückte das Kästchen in Henes Hand, zog ihr Notizbüchlein hervor und begann, die Zeichen und Zahlen hineinzuschreiben.
    »Nore, spinnst du? Wir sind im 21. Jahrhundert!«, zischte Nino ihr zu. Er hielt sein Handy über die offene Kiste und fotografierte.
    »Ja, warum nicht. Das kann mal nützlich sein. Mach bitte ein Bild von diesem Stein.«
    Sie hielt einen funkelnden, roten Stein in der Hand.
    »Bitte, recht freundlich«, sagte Nino zum Stein und drückte ab. »Ich verstehe nichts von Edelsteinen, aber ich vermute, dass wir so etwas nie mehr sehen werden. Zumindest nicht in einer solchen Rattenhöhle.«
    »Klimbim«, wiederholte Hene Hari ungerührt, »solches Zeug hat noch keinem das Leben gerettet oder von einer Krankheit geheilt. Dieses Zeug ist ungesund!«
    Nino Zoppa griff nach einer Schachtel. »Du hast wirklich keine Ahnung, was das für Steine sind?«
    »Nein, keine Ahnung. Nur dass irgendeiner keinen Aufwand scheut und sie hier versteckt, das muss uns interessieren.«
    Nino Zoppa schien enttäuscht. »So ein Theater für ein paar verstaubte Steine!«
    Nore Brand steckte ihr Notizbüchlein weg und schob unbemerkt den größten Edelstein in ihre Hosentasche.
    »Hene, ich glaube, das genügt.«
    »Und was ist mit den anderen Kisten, die auch …«
    »Wir brauchten einen Hinweis. Einen. Den haben wir. Im Moment jedenfalls. Du musst dieses Klimbim-Kistchen so schließen, dass niemand etwas davon merkt. Ist das möglich?«
    »Nichts leichter als das! Das geht schneller als das Öffnen.«
    Er verschloss das Schatzkästchen sorgfältig und legte es zurück in die Kiste.
    »Abwenden!«, befahl er dann.
    »Der Kerl will verhindern, dass wir uns weiterbilden«, murmelte Nino Zoppa.
    Plötzlich spürte Nore Brand, wie Nino zusammenzuckte.
    »Da! Was war das?«, zischte er.
    Die drei erstarrten.
    Sie hörten Motorengebrumm.
    »Mist!«, murmelte Hene. »So ein verfluchter Mist! Warte, ich brauche noch drei Sekunden Licht!«
    Hene Hari zog die Luft ein.
    Dann ein Klicken.
    »So. Das war’s. Und jetzt Taschenlampen aus! Sofort.«
    Das Motorengebrumm wurde lauter. Plötzlich war es still.
    Hene horchte.
    »Shit, das ist nicht gut. Wir haben Besuch«, zischte er. »Los, haltet euch an meiner Jacke fest! Oder am Gürtel.«
    Er zog die beiden in eine Ecke.
    »Weiter! Ganz nach hinten! Und jetzt runter mit euch!«
    Hene Hari schob die beiden in eine Nische und warf mit einer raschen Bewegung eine Decke über sie.
    »Hene«, protestierte Nino mit unterdrückter Stimme, »das stinkt ja grauenhaft! Nimm diese Decke weg! Ich ersticke!«
    Nore Brand spürte die schwere, schimmelige Pferdedecke über sich.
    Nino schnaubte hinter ihr wie ein verschreckter Drache.
    »Nore, so hilf mir doch! Ich habe eine Schimmelallergie! In zwei Sekunden bin ich tot!«
    »Wenn du nicht sofort auf dein Maul hockst, bist du noch schneller tot!«, zischte Hene Hari. »Und jetzt Ruhe, verdammt noch mal!«
    Nore Brand hörte ihr Blut in den Adern rauschen, darüber trommelte ihr Herz. Wie war es bei diesem inneren Lärm möglich zu hören, ob sich jemand am Tor der Felskaverne zu schaffen machte?
    Nino Zoppa kauerte hinter ihr am Boden. Er bewegte sich nicht mehr. Sie erschrak. War er etwa …? Sie griff nach ihm, tastete nach seinem Gesicht und atmete auf. Nino Zoppa klemmte sich mit aller Macht die Nase zu. Er lebte also noch.
    Sie tätschelte beruhigend seine Wange. Hene Hari hatte sich schützend vor sie beide hingeworfen. Er lag da wie ein schwarzer Lumpensack.
    Sie drehte ihren Kopf Richtung Ausgang und versuchte, durch das tosende Rauschen ihres Blutes etwas zu hören.
    Da! Ein Quietschen, ein schleifendes Geräusch.
    Das Tor ging auf.
    Hene Hari hatte doch hinter sich