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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Also, bitte, keine ausschweifenden Erklärungen, wie das deine üble Gewohnheit ist.«
    Sie lachte.
    »Es könnte schlimmer sein. Wir haben uns auf dem Camping Seegarten einquartiert. In einem VW-Bus. Nino will hier bleiben. Im Bus natürlich, auch wenn der keinen Rückwärtsgang hat und keine Heizung und …«
    Sie verstummte und horchte.
    »Ja, selbstverständlich, die Berner Kantonspolizei hat sich schon immer auf das Wesentliche zu beschränken gewusst. Unsere Devise lautete immer schon vorwärts und nicht rückwärts …, was? Ich verstehe dich nicht!«
    Sie hielt das linke Ohr zu und wandte sich ab. Nino rückte neugierig näher.
    »Nein! Ja, sicher. Ich fahre hin. Danke.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Es ist noch früh. Heute gegen Mittag bin ich dort. Sag’s ihr.«
    »Und?«, fragte Nino.
    Nore Brand warf sich auf den Rücksitz.
    »Jetzt geht’s aber los! Merian, der Anwalt von Klara Ehrsam, wurde vergiftet. Die Stadtpolizei Basel hat sich mit Bastian in Verbindung gesetzt. Elvira, seine Schwester, wollte, dass man uns unverzüglich informiert. Sie erwartet mich noch heute.«
    »Merian? Den habe ich nie gesehen.«
    »Er war …«, sie zögerte, »doch, er war eigentlich sehr nett. Er war ganz sicher ein guter Freund. Nino, wir müssen auf der Stelle weg von hier.«
    Nino sank enttäuscht in sich zusammen. »So schade.«
    »Ja. Aber es hat sich gelohnt.«
    Sie warf einen Blick zum See zurück, wo sich das Wasser kräuselte unter dem harten und kalten Wind.
    »Keine Angst, wir sind bald wieder zurück.«
    Sie legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter.
    »Mein Gefühl sagt mir, dass wir jetzt den einen oder andern Umweg vor uns haben.«
    »Du mit deinen komischen Gefühlen!«
    »Aber wir kommen zurück.«
    Nino atmete auf. »Schwörst du das?«
    Nore Brand legte die rechte Hand auf ihr Herz. »Großes Indianerehrenwort. Aber los jetzt, ich muss heute noch bei Elvira Merian sein. Möglicherweise ist sie selbst in Gefahr und weiß nichts davon.«
    »Können die Basler Polizisten das nicht selber …?«
    »Nino«, wies sie ihn zurecht, »sie will mit uns sprechen. Mit uns. Und sie hat bestimmt einen Grund dafür.«
    Nino Zoppa schaute sie beunruhigt an.
    »Wusste der Hoteldirektor von diesem Geheimplan?«
    »Ziemlich sicher.«
    »Merian hat’s dir erzählt, also wusste der auch davon.«
    Nino Zoppa schlug sich die Hand vor die Stirn. »Und der ist tot! Beide sind tot!«
    Er schaute sie entsetzt an.
    »Wer noch?«
    »Der Professor. Plodowski heißt er.«
    »Und wer ist dieser Plodowski?«
    »Du erinnerst dich doch an den Fossilienforscher! Plodowski. Der Freund der roten Klara.«
    Er dachte nach und schüttelte dann den Kopf. »Meine Festplatte hat ein Leck. Keine Datei im Ordner Plodowski. Sorry. Und wer weiß noch davon?«
    »Ich.«
    Nino fuhr zusammen. »Also los, fahren wir! Ich habe schon bezahlt.«
    Als Nino Zoppa den Motor startete, öffnete die neugierige Nachbarin die Tür.
    »Tschüss, du Schneeschnepfe!«, rief er. »Jetzt kannst du dich nach anderen komischen Vögeln umsehen.« Er winkte ihr durch das geschlossene Fenster zu. »Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als du deinen Kranich geübt hast! Die war drauf und dran, einen Psychiater zu alarmieren.«
     
    Fritz Künzi nahm seinen Bus erleichtert in Empfang.
    »Wie war’s? Alles gut gegangen? Gut geschlafen?«
    »Selig«, antwortete Nino.
    »Und der Rückwärtsgang?«
    »Wir brauchen doch keinen Rückwärtsgang. Wir gehen nur vorwärts«, erwiderte Nino, ohne dabei das Gesicht zu verziehen.
     
    Zurück in Bern, eilte Nore Brand auf direktem Weg in die Kunsthandlung Petermann.
    Die antike Glocke läutete Sturm. Das Geschäft war leer. Schlechte Zeiten für die Kunst.
    Da saß sie.
    »Was kann ich für Sie …«, begann Maria Volta. Gelangweilt hob sie den Kopf. Überrascht sprang sie auf. »Nore! Du?«
    Nore Brand grüßte. »Bist du allein?«
    Maria Volta schaute sich um. »Sieht fast so aus, oder?«
    Maria Volta war eindeutig verschnupft. Nore Brand brauchte sich nicht zu wundern; sie hatte ihr Versprechen nicht gehalten; sie hatte sich nie gemeldet, nachdem Maria Volta sich in der Sache Simmer umgehorcht hatte. Im Gegenzug sorgte Maria Volta nun für etwas Eiszeit in ihrer langjährigen freundschaftlichen Beziehung.
    »Die wirklich interessierten, entschuldige, ich meine interessanten Kunden kommen meist nicht einfach so hereinspaziert, mitten an einem Novembermorgen.« Marias Stimme klirrte vor Kälte.
    Nore Brand gelobte

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