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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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abgeschlossen!
    Schritte kamen näher, blieben wieder stehen, entfernten sich.
    Der Schein einer Taschenlampe glitt über die Kisten. Die Schritte kamen wieder näher.
    Sie hörte ein Murmeln. Eine Männerstimme. Der Unbekannte schien in die Dunkelheit zu horchen. Das scharfe Licht der Taschenlampe zuckte in ihre Richtung.
    Ein leises Schaben und Scharren. Dann wieder Stille.
    Nore Brand spürte einen kalten Luftzug hinter sich.
    Es hörte sich an, als ob sich jemand an den Kisten zu schaffen machte. Pferdedecken wurden hin und her geschoben.
    Nach einer Ewigkeit entfernten sich die Schritte wieder.
    Hene Hari rührte sich nicht. Er lag wie tot.
    Das Tor ging zu und sie waren wieder allein in der Kaverne.
    Die drei lagen noch eine Weile regungslos und horchten hinaus. Sie warteten und warteten. Ewigkeiten vergingen.
    Dann schluckte die Nacht das Geräusch des Motors.
    Nore Brand spürte wieder diesen kalten Luftzug am Boden. Ihr war, als ob sie aus der Ferne, tief aus dem Berg, ein Dröhnen hörte. Dann war es wieder still.
    »Verdammt, ich kann mich nicht mehr bewegen«, ächzte Nino Zoppa plötzlich.
    »Immerhin lebst du noch«, flüsterte Nore Brand.
    Ihr Körper schmerzte. Warum musste sie im Dreck liegen, im wahrsten Sinn des Wortes, im nasskalten Mäusedreck?
    Hene kam schwer atmend auf die Knie. »Verdammt, das war knapp!«
    »Das war wie in einem lausig schlechten Film«, sagte Nore Brand.
    »In einem lausigen Film hätte der Kerl uns entdeckt und über den Haufen geschossen«, erwiderte Nino Zoppa.
    »Aber du wärst knapp vorher an einer Schimmelallergie gestorben.«
    »So miese Filme gibt’s gar nicht mehr«, widersprach Nino, »wie damals, als du jung warst.«
    Hene Hari lachte erleichtert. »Was heißt hier mies? Ich mag solche Filme. Leider fehlte die Musik in der Tonspur. Töne, die einem so schön durch Mark und Bein gehen und dabei die Nackenhärchen aufstellen.«
    »Mir ist das hier auch ohne Musik durch Mark und Bein gegangen«, murmelte Nino Zoppa. »Ich glaube, ich bin eben mindestens zehn Jahre älter geworden.«
    »Das kann ja nicht schaden. Dank dem Schicksal dafür«, lachte Hene Hari gutmütig und klopfte Nino im Schein der Taschenlampe den Dreck vom Rücken.
    Er tat das wie die Schwinger nach dem letzten Lupf, wenn sie sich aus dem Sägemehl aufgerappelt hatten.
    »Weißt du, wer das war?«
    »Nein, bin leider keine Katze. Ich sehe in der Dunkelheit schlecht.«
    »Hast du eine Vermutung, wer es gewesen sein könnte?«
    Hene dachte nach.
    »Ich möchte jetzt gerade niemanden in den Dreck ziehen, wo ich doch selber grad drin lag.« Er lachte. Dieser Witz schien ihm zu gefallen.
    Schlaumeier, dachte Nore Brand. Du weißt genau, wer das war. Oder zumindest hast du eine Vermutung.
    Hene klopfte sich den Staub von Jacke und Hosen. »Ich glaube, dieser Schreck hat mich einige Schritte näher an mein Grab gebracht. Das habe ich euch beiden zu verdanken.«
    »Eher deiner Tante Elsi.«
    »Das ist nicht das erste Süppchen, das sie mir eingebrockt hat, zum Teufel noch mal! Ich will mal schauen, ob die Luft wirklich rein ist.«
    Hene Hari tappte im Dunkeln zum Tor und verließ die Kaverne auf leisen Sohlen.
    Nino Zoppa schüttelte sich. »Nore, das war knapp! Was glaubst du, was hätte dieser Kerl mit uns gemacht?«
    »Ich will das gar nicht wissen.«
    »Ins Gras gebissen hätten wir, ins fette, grüne Gras von Matten«, kicherte er nervös. »Wenn ich das Mona erzähle, lässt sie mich nie mehr aus dem Haus. Überhaupt will sie, dass ich eine Umschulung mache. Sie will, dass ich Busfahrer werde, mit geregelten Arbeitszeiten und einem guten Lohn. Sie will Kinder.« Mit einer raschen Handbewegung verscheuchte er den Gedanken. »Ich bin fast sicher, dass Hene weiß, wer das war«, sagte er rasch, wie um von sich abzulenken.
    »Vielleicht, und er hat offenbar einen guten Grund, das für sich zu behalten.«
    »Aber er ist fast gestorben vor Angst.«
    »Ja, und genau das gibt mir zu denken.«
    Nino Zoppa schnupperte plötzlich. »Nore, riechst du das auch?«
    »Was denn?«
    Er schnupperte noch mal.
    »Dieser Kerl, der uns eben besucht hat, der gebraucht ein absolut ekliges Rasierwasser.«
    Nore schnupperte auch. »Ich rieche nichts.«
    »Ich schon! Pfui Teufel! Komm hinaus, an die frische Luft.«
     
    Eine halbe Stunde später saßen sie in einer Ecke des Hangars, den Hene Hari zu einer Art Kantine umgebaut hatte.
    Er hatte drei Hocker zusammengeschoben und sie saßen da mit einem Bier in der Hand.
    Hene

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