Stolperherz
Mädchen mit den Sommersprossen. Das Mädchen, das Chucks zum Sommerkleid trägt und sich nicht um einen Stilbruch schert, das sich die Haare in einem Ton färbt, der jedes gesunde Auge zum Pflegefall werden lässt …«
»Pflegefall? Bitte?«
»… Du bist das Mädchen mit dem Stolperherz. Das Mädchen, das man liebt.«
Ich spürte einen riesigen Kloß im Hals und konnte auf einmal nicht mehr schlucken.
»Das ich liebe«, fügte Greg hinzu.
»Was ist mit der Wette?«, sagte ich, als ich den Kloß hinuntergewürgt hatte.
»Meine Güte, ich sage dir gerade, dass ich dich liebe, und du fragst nach der dämlichen Kinderwette?«
»Ganz genau«, antwortete ich.
Greg seufzte tief. »Gut. Es war lächerlich.«
»Erbärmlich«, korrigierte ich.
»Meinetwegen lächerlich und erbärmlich, ja«, stimmte Greg zu. »So eine dämliche Jungs-Sache. Cool sein wollen, in der Gruppe den Macker spielen, du weißt schon.«
»Den erbärmlichen Pseudo-Macker, der es jämmerlich nötig hat, lächerliche Kinderwetten abzuschließen?«, fasste ich zusammen.
»Richtig.«
»Hm.«
»Ich kannte dich damals noch nicht. Ich hab einfach eingeschlagen, ohne groß darüber nachzudenken. Und schneller als ich gucken konnte, war ich in dich verliebt. Auch, wenn ich es mir anfangs vielleicht nicht eingestehen wollte. Die Wette habe ich dann total vergessen.«
»Hm.«
»Außerdem hast du mich auch angelogen«, fügte er hinzu und zeigte auf mein Herz. »Damit.«
»Stimmt«, nickte ich.
Greg sah mich hoffnungsvoll an. »Also sind wir quitt?«
»Wie war das noch mal mit dem erbärmlichen Pseudo-Macker?«
Wir mussten beide lächeln und Greg zog mich an sich.
»Jetzt küss mich endlich, mein Stolperherz«, sagte er, und ich fand nun wirklich keinen Grund mehr, der offiziell dagegen sprach.
»Yippiyayyay!!!«, grölte es aus dem Busch in unserem Vorgarten. Ein lautes Rufen und Klatschen folgte.
»Yihaaww!«
»Juhuuh!«
»Endlich!«
Ich sah über Gregs Schulter und erkannte sechs Köpfe, die aus dem Gebüsch hervorlugten.
»Leute! Ihr seid mir doch nicht etwa hinterher…?« Greg schien ebenso überrascht zu sein wie ich.
»Die waren doch nicht etwa die ganze Zeit …«, sagte ich geschockt.
»Wir wollten uns auch entschuldigen«, sagte Tobi, der als Erster hervortrat. »Allen voran ich. Die bescheuerte Idee mit der Wette war von mir.«
»Oh Mann«, stöhnte Greg. »Freunde! Schlimmer als die Pest!«
Ich ignorierte Gregs Kommentar. »Entschuldigung angenommen«, erwiderte ich lachend, denn das Bild, wie sich Flocke hinter ihm erfolglos versuchte, aus dem Gebüsch zu befreien, war zu komisch.
»Ja, ich mich auch«, sagte Lex. »Ich wusste davon, habe aber nichts gesagt. Das ist mindestens genauso mies.«
»Kein Ding«, winkte ich ab. »Und was ist mit dir?«, fragte ich Richtung Flocke.
»Na ja«, antwortete er nachdenklich, während er sich mit einigen Blättern in den Haaren vor mir aufbaute und sein Hawaii-Hemd zurechtzupfte, »so gesehen können wir ja nun kein Liebespaar mehr werden, wenn ich das richtig sehe, also zumindest erst mal nicht …«
»Hmmmhm!«, räusperte Greg sich deutlich.
»… was natürlich sehr schade ist, aber überwindbar. Also, wenn ich so recht überlege, könnte ich mich der allgemeinen Entschuldigungsflut hier anschließen. Ich entschuldige ich mich schon mal im Voraus. Falls ich mal wieder mit dem ein oder anderen Spruch danebenliege.«
Wir mussten alle laut lachen und Kira und Michelle drückten mir jede einen Kuss auf die Wange. Ich sah, dass Tobi Michelles Hand hielt, und Schleicher die von Kira, und ich spürte, wie glücklich mich das machte. Lex war der Einzige, der nicht mit uns um die Wette strahlte, aber auch er wirkte zufrieden, erleichtert.
»Freunde?«, fragte er.
»Freunde!«, antwortete ich und drückte nun ihm einen Kuss auf die Wange.
Every day is so wonderful
Then suddenly, it’s hard to breathe
Now and then, I get insecure
From all the pain,
Feel so ashamed
I am beautiful no matter what they say
Words can’t bring me down
I am beautiful in every single way
Yes, words can’t bring me down, ooh no
You are beautiful no matter what they say
Words can’t bring you down, oh no
You are beautiful in every single way
Yes, words can’t bring you down, oh no
(Christina Aguilera, Beautiful)
EPILOG
Seit der Nacht vor der Tür waren knapp drei Wochen vergangen und mein Gang nach Canossa – der Vortrag im Deutschunterricht über Mut – stand kurz bevor.
Als ich
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