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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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er das letzte Mal auf diese Weise gereist war. Die Menschen waren Fremden gegenüber weniger aufgeschlossen und schwiegen oft verbissen, wenn er Fragen stellte. Ein, zwei Mal musste er sogar beeinflussende Magie anwenden, um Informationen zu erlangen. Doch mehr als die Tatsache, dass die Menschen Arendhars Plan, eine Prinzessin aus dem Westen zu heiraten, von ganzem Herzen ablehnten und Elanah auf ihrem Weg jede Menge Piraten und Meuchelmörder an den Hals wünschten, bekam er auf diese Weise nicht heraus. Ein Mann behauptete gar, König Arendhar würde von Dämonen aus dem Westen beherrscht und sei dabei, sein Reich dem Todfeind von jenseits des Stromes auszuliefern.
    Tharons Sorge wuchs mit jeder Meile, die er zurücklegte. Ein paar Mal überquerte er den Dreifarbenfluss, um festzustellen, wie man außerhalb von T’wool über das Ganze dachte. Schnell aber merkte er, dass er in Vhoreghan nicht willkommen war, obwohl frühere Generationen ihn gerne singen gehört hatten. Selbst in Ligaij fand er nicht die Aufnahme, die er erwartet hatte. Man mochte T’wool nicht und damit auch keine Anhänger Giringars. Zwar lauschten die Leute seinem Gesang, und er erhielt auch ein paar Münzen dafür, doch blieben die Beutel zu, wenn er Lieder über T’wools Ruhm und T’wools Siege anstimmte. Stattdessen klatschten die Zuhörer, wenn er von Tirah sang, der unsterblichen Kriegerin aus Mar, deren Schwert die eigene Seite während des Südkrieges so sehr vermisst hatte.
    Doch gerade Tirah war es, die Tharon insgeheim Sorgen bereitete. Er hatte vor einigen Wochen eine leichte, magische Erschütterung gespürt, die auf die Kriegerin hindeutete, aber nicht in Erfahrung bringen können, was es damit auf sich hatte. War sie erwacht, um im Auftrag Sirrins die Heere der violetten Reiche anzuführen?
    Selten zuvor hatte Tharon es mehr bedauert, dass es kaum eine Zusammenarbeit mit den beiden Magierinnen gab, die Linirias und Ilyna als Evaris eingesetzt hatten. Gemeinsam wäre es ihnen vielleicht sogar gelungen, den Angriff der grünen Reiche zurückzuschlagen, der die Einbruchslande geschaffen und damit eine schwärende Wunde in das Fleisch der Völker auf der roten Seite des Stromes geschlagen hatte.
    Offensichtlich hatten die Eroberungen der Grünen das Vertrauen der Menschen in die Evaris zerstört. Etliche Leute bezeichneten ihn, Sirrin und Yahyeh als unfähige Wichte, die sich durch den grünen Hexer Rhondh hatten übertölpeln lassen, und niemand widersprach ihnen. Das war schlimm, denn bisher hatte sein Wort bei den schwarzen Ländern und Sirrins bei den violetten als Gesetz gegolten. Nur Yahyehs Ansehen in den blauen Ländern war nie besonders hoch gewesen, und dies schrieb Tharon den Umtrieben jenes geheimnisvollen Frong zu. Der Kerl schien sich jedoch in Luft aufgelöst zu haben, denn es gelang dem Evari nicht, irgendeinen Hinweis auf ihn zu finden.
    Nach einigen Tagen war Tharon so weit, seine Suche abbrechen zu wollen. Während er vor einem Becher einheimischen Rotweins saß und darüber nachdachte, wie er sich entscheiden sollte, spürte er ein paar Dutzend Meilen jenseits des Dreifarbenflusses in Ligaij einen leichten blauen Magieausbruch.
    Sofort konzentrierte er sich auf diese Strömung. Zunächst konnte er nicht erkennen, was es damit auf sich hatte, ertappte sich dann aber dabei, wie er unwillkürlich den Refrain eines alten, violetten Kriegsliedes summte. Noch während er verärgert abbrach, begriff er, dass dieses Lied den Zauber darstellte. Ein Blauer setzte in einem violetten Land seine Stimme ein, um die Leute dort für den Krieg zu begeistern. Das konnte nur ein Magier in den Diensten dieses Frong sein. Wollte dieser den Krieg gegen T’wool auf diese Weise entfachen, nachdem die Entführung der Prinzessin Zhirilah nicht gelungen war?
    Mehr denn je haderte Tharon mit Arendhars Entscheidung, Elanah von Urdil heiraten zu wollen. Damit hatte der König von T’wool sich angreifbar gemacht.
    »Ich muss den Kerl, der da gesungen hat, in die Hände bekommen«, sagte er sich, zahlte seinen Wein und machte sich auf den Weg. Schon bald aber verlor sich die dünne Magiewolke und damit auch jeder Anhaltspunkt, wo der Magier, der sie erzeugt hatte, sich aufhielt. Wenn der Mann sich nach Norden wandte, würde er ihn niemals erwischen. Oder war es gar dessen Absicht, ihn vom Strom oder von T’wool wegzulocken?
    Tharon sah sich einer Reihe von Rätseln gegenüber, von denen er keines zu lösen vermochte. Unsicher, was er tun

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