Stolz der Kriegerin
doch.«
Verwundert drehte der Barde sich um und sah Rogon auf sich zukommen. »Du willst dich wohl so richtig an meinem Elend weiden«, entfuhr es ihm.
Der Gedanke, den etwas kleineren und mit zwei Musikinstrumenten und anderen Sachen beladenen Mann anzugreifen, um seinen verlorenen Besitz zurückzuholen, gab er jedoch rasch wieder auf. Rogon a’Gree trug zwei Schwerter bei sich, und er sah ganz so aus, als würde er mit diesen umgehen können.
Trotz der harschen Antwort erschien auf Rogons Gesicht ein Lächeln. »Ich habe mir gedacht, du könntest diese Sachen brauchen«, sagte er und warf dem Barden dessen Kleider hin.
Der Mann starrte darauf und schüttelte dann verwirrt den Kopf. »Du willst sie mir geben?«
»Mir passen sie nicht so recht, und violett war eigentlich nie meine Farbe«, antwortete Rogon grinsend.
»Entweder bist du verrückt oder ein ganz edler Mensch«, entfuhr es dem Barden.
»Ich tippe auf Ersteres«, ließ Tirah sich vernehmen. Es entzog sich ihrem Verständnis, dass Rogon für einen Mann, der ihn geschmäht und zum Sangeszweikampf gezwungen hatte, auch noch Mitleid aufbrachte.
Rogon ließ sich jedoch nicht beirren, sondern übergab dem Tivenga alles, was dieser an ihn verloren hatte, einschließlich der Harfe. »Die brauche ich auch nicht, da mir jener freundliche Mensch die Laute geschenkt hat. Die spiele ich lieber als die Harfe.«
»Sei mir nicht böse, aber irgendwie gehst du zu sorglos mit unserer Beute um«, tadelte Tirah ihn. »Die Harfe ist wertvoll genug, um von ihrem Erlös einige Wochen leben zu können. Denke daran, wie schmal unser Beutel geworden ist!«
»Deshalb werde ich trotzdem keinen Mann im Elend stecken lassen«, entgegnete Rogon gelassen und reichte dem Barden zuletzt auch noch dessen Geldbeutel.
Der Tivenga schien es nicht richtig begreifen zu können. »Warum tust du das?«, fragte er.
»Weil es mir so gefällt! Außerdem hast du nicht viel Geld. Es lohnt sich für mich daher nicht, die paar Münzen zu behalten.«
»Aber du hast doch noch nicht einmal hineingeschaut«, rief Tirah empört.
Um Rogons Lippen erschien ein amüsierter Ausdruck. »Eine der wenigen Fähigkeiten, die mir selbst Seranah nicht absprechen konnte, ist die, abschätzen zu können, wie viel Geld in einem Beutel oder einem Kästchen liegt. Ich bin darin sogar noch besser als meine Schwester Rhynn.«
Da Rogon laut gesprochen hatte, platzte der Barde heraus. »Mit wem redest du?«
»Nur ein Selbstgespräch«, sagte Rogon lachend und wies dann auf ein kleines Wäldchen. »Ich glaube, dort können wir übernachten. Ich habe eine Kleinigkeit zu essen dabei. Wenn du mithalten willst, soll es mir recht sein.«
»Du bist verrückt!«, zischte Tirah, während der Barde sichtlich aufatmete.
»Ich hätte nichts dagegen, denn ich habe heute Morgen nur ein Stück Brot und eine Schale Wasser zu mir genommen.«
»Bei Wasser wird es zwar bleiben müssen, aber ich glaube, in meinem Beutel steckt mehr als nur Brot!«
Nach diesen Worten suchte Rogon einen Platz, der ihm als Nachtlager gefiel, und begann, Holz für ein Lagerfeuer zu sammeln. Jade sprang von seiner Schulter und machte sich auf die Jagd nach einer Maus, um ihren eigenen Hunger zu stillen.
Als das Feuer brannte, teilten Rogon und der Barde sich das Essen und unterhielten sich dabei. Der Tivenga erwies sich als angenehmer Gesprächspartner, auch wenn Tirah Rogon zuflüsterte, mit der Wahrheit würden es die Mitglieder dieses Volkes nicht so genau nehmen. Dennoch erfuhr Rogon einiges über die Lage im Süden und über den Fluch von Rhyallun, mit dem Tenelins Evari Rhondh jenen undurchdringlichen grünen Wall geschaffen hatte, der die Einbruchslande von den benachbarten Reichen trennte.
»Es heißt, alle drei Evaris des Ostens hätten versucht, diesen Fluch zu brechen, es aber nicht geschafft«, setzte der Barde hinzu.
Tirah ließ in Rogons Kopf ein zorniges Schnauben entstehen. »Sirrin wartet wahrscheinlich damit, bis ich mich wieder an die Spitze der violetten Heere stellen kann. Sonst hätte sie diesen Zauber mit Sicherheit bereits beseitigt!«
»Was weißt du über Sirrin?«, wollte Rogon von dem Barden wissen.
»Im Grunde nicht viel. Man hat die Evari seither nur selten gesehen. Es heißt, sie sorge sich, die Hexer des Westens könnten versuchen, den grünen Wall nach Osten und Norden vorzuschieben, um ihren Einflussbereich auszudehnen. Dafür müssten sie nicht einmal die Schwerter ziehen, denn die Geister der Toten, die von
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