Stolz der Kriegerin
seht doch, wie schwer es ihr fällt, überhaupt hier zu sein«, mischte sich Elandhor ein.
»Sei ruhig!«, herrschte Laisa ihn an. »Mit dir muss ich auch noch reden. In euren beiden Köpfen ist etwas, das dort nichts verloren hat. Ich muss herausfinden, was es ist, und es beseitigen.«
Der junge Mann zuckte erschrocken zusammen. »Ihr glaubt, jemand hätte uns beeinflusst?«
»Genau das meine ich!«, erklärte Laisa mit Nachdruck. »Es handelt sich um dieselbe Magie, die bereits König Reodhil von Thilion vergiftet hatte. Jetzt will ich sehen, was sie bei euch bewirken soll. Wenn ihr beide sterbt und euer Bruder Klinal ebenfalls, erbt König Tenealras von Tenelian euer Land – und der ist mit den Kerlen im Bund, die den Südkrieg und damit auch die Gefangenschaft eures Vaters zu verantworten haben.«
Laisa folgerte ihre Schlüsse etwas willkürlich aus dem spärlichen Wissen, das sie bislang gesammelt hatte. Doch ihr ging es nicht um die absolute Wahrheit, sondern darum, die Prinzessin und ihren Bruder dazu zu bringen, sich ihr rückhaltlos anzuvertrauen.
Dies gelang ihr auch, denn Elandhor machte unwillkürlich das Zeichen gegen böse Zauber und langte sich dann an den Kopf. »Hier ist etwas, das spüre ich! Allerdings kann ich es nicht fassen. Ich weiß nur, dass es nicht gut ist und mich zu etwas zwingen will, was nicht sein darf.«
»Deshalb stelle ich deiner Schwester ja auch diese Fragen, um herauszufinden, welcher Art diese Beeinflussung ist. Wenn ich ihren Kopf berühren könnte …« Laisa hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, da rückte Elanah bereits auf sie zu.
»Tut es! Bitte! Ich habe Angst. Was auch immer in meinem Kopf ist, will mich zu etwas Schrecklichem zwingen, das die Freiheit meines Vaters für immer verhindern wird.«
Nun war Laisa alles andere als eine ausgebildete Magierin. Allerdings hatte sie von Khaton trotz seines Schimpfens einiges abgeschaut und besaß ein natürliches Talent, magische Farben zu erkennen und deren Strukturen zu verfolgen. Trotzdem brauchte sie, nachdem sie beide Hände gegen Elanahs Schläfen gepresst hatte, eine ganze Weile, um das Fremde in deren Gedanken deutlich auszumachen.
Als sie daran rührte, schrie Elanah auf. »Ich muss Arendhar töten!«
»Gerade das darfst du nicht!«, wies Laisa sie zurecht und wechselte dann einen kurzen Blick mit Elandhor.
»Du siehst, jemand hat versucht, sich deiner Schwester zu bedienen, um den Hass der beiden Stromseiten gegeneinander noch einmal so richtig anzuheizen. Wenn deine Schwester den König von T’wool tötet, würde der ganze Osten annehmen, dies wäre von Anfang an der Plan gewesen, und auf Rache sinnen.«
»Arendhar muss sterben!«, brach es aus Elandhor heraus, und er zog sein Schwert. Bevor er jedoch etwas tun konnte, war Borlon bei ihm und nahm es ihm ab. Dann packte der hünenhafte Bor’een den mit einem Mal verwirrt wirkenden Prinzen und hielt ihn fest.
Laisa kümmerte sich indessen wieder um Elanah. Da sie nun wusste, zu welchen Taten die Beeinflussung das Mädchen treiben wollte, war es leichter für sie, dieser nachzuspüren und sie vorsichtig aufzulösen. Sie durfte nur nicht zu viel bei einer Sitzung erreichen wollen, weil die Gefahr bestand, dass Elanah durch den Schock den Verstand verlor.
Als sie aufhörte, schluchzte Elanah in ihren Armen wie ein kleines Kind. »Wie böse muss dieser Magier sein, dass er mich zu einem Mord zwingen will? Ich bin doch gekommen, um meinen Vater zu retten, und hätte ihn stattdessen in Schande und endlose Gefangenschaft gestürzt!«
»Zum Glück hast du ja mich. Ich werde dich von dem schlechten Einfluss befreien«, antwortete Laisa und bat Borlon, ihr ein unter Erhaltungszauber stehendes Stück Hirschrücken aus seiner Vorratsglasfalle zu geben.
»Zauber auflösen macht hungrig!«, kommentierte sie und sah Elandhor grinsend an.
»Wenn ich satt bin, mache ich bei dir weiter. Unterdessen sollte Elanah ein wenig über das Land erfahren, das ihre neue Heimat werden soll. Bislang wollte sie nichts davon wissen. Doch jetzt erscheint es mir wichtig, dass sie eine Ahnung hat, wie sie sich in T’wool verhalten muss. Machst du das, Ysobel?«
»Das Hofzeremoniell kenne ich auch nicht«, wandte Ysobel ein, »denn ich habe meine Kunst in T’wool bislang nur auf Jahrmärkten gezeigt. Aber ich kann berichten, wie es im Land aussieht und wie die Menschen dort sind. Die einfachen Leute sind nicht anders als anderswo, aber stolz darauf, T’wooler zu sein. Bei den
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