Stolz der Kriegerin
behielte.«
»Aber …«, brachte Rakkarr hervor.
»Deine Krieger sind durch einen Zauber verborgen. Sobald wir sie brauchen, kommen sie wieder zum Vorschein. Doch nun setze dich an die Spitze deiner persönlichen Leibwache und reite los. Für jeden Betrachter muss es so aussehen, als wolltest du Arendhar folgen, um dich ihm anzuschließen. Ach ja! Ich brauche ein Pferd, um mit euch reiten zu können. Doch es wird mich niemand bei euch sehen.« Kaum hatte Gynndhul dies gesagt, löste er sich scheinbar in Luft auf. Seine Stimme hallte jedoch befehlsgewohnt über das Feld und brachte Rakkarr dazu, seine Anweisungen umgehend zu befolgen.
☀ ☀ ☀
Diese Reise unterschied sich stark von der ersten, die Laisa auf der roten Seite des Großen Stromes unternommen hatte. Damals war sie mit kleinem Gefolge durchs Land gezogen und zudem als blaue Dame getarnt gewesen. Nun ritt sie inmitten einer Schar t’woolischer Panzerreiter, die sie und die Urdiler wie ein Schutzschild umgaben und einen Kontakt mit den Einheimischen fast unmöglich machten. Übernachtet wurde zumeist in Zelten, deren schwarze Farbe nur von einigen roten Symbolen durchbrochen wurde, und das Essen wurde aus unterwegs gekauften Lebensmitteln im Lager gekocht.
Laisa merkte bald, dass der Priester Mekull das Mahl, aber auch die Getränke, die dazu gereicht wurden, mit einem Prüfstein maß, ob sich Gift darin befand. Anscheinend hatten die T’wooler Angst, jemand könnte versuchen, Prinzessin Elanah auf diese Weise aus dem Weg zu räumen. Kandidaten dafür gab es genug, besonders bei den blauen Flüchtlingen, welche die Grünen hassten wie die Pest. Auch existierten genügend Leute, die gerne eine andere Königin auf T’wools Thron gesehen hätten, und dann war da noch der geheimnisvolle Frong. Von ihm – oder besser gesagt seinen Handlangern – hatte Laisa noch nichts bemerkt, seit sie die Ostseite des Großen Stromes betreten hatte, und gerade das machte sie nervös.
Aber es gab auch so genügend Probleme, um die sie sich kümmern musste. Eines davon war die Beeinflussungsmagie, die sie bei Elanah und deren Zwillingsbruder entdeckt hatte. Um diese wirksam bekämpfen zu können, musste sie die beiden berühren. Dies war nicht einfach, da es weder dem Brauch der Urdiler noch dem Zeremoniell entsprach.
An diesem Tag beschloss Laisa, sich durch nichts aufhalten zu lassen. Sie setzte sich beim Abendessen neben die Prinzessin und funkelte sie unternehmungslustig an.
»Ich muss mit dir sprechen!«
»Es besteht kein Anlass, es Euch zu verweigern«, antwortete das Mädchen mit einem gezwungenen Lächeln.
»Diesmal dreht es sich nicht um die Güte des Essens oder der Unterkunft«, antwortete Laisa mit einem leisen Fauchen, denn die Hähnchenschenkel, die man ihnen aufgetischt hatte, waren für ihren Geschmack zu stark gewürzt gewesen.
Sie wusste jedoch, dass es vor allem daran lag, dass es sich um einheimische, also schwarze Lebensmittel handelte, die sie aß, um zu beweisen, dass es ihr nichts ausmachte. Es biss trotzdem im Gaumen, und sie sehnte sich nach einem schönen, großen Fisch aus dem Strom, wenn er nur eine andere Farbe hatte als schwarz. Im Gegensatz zu ihr ging es Borlon schlechter, denn er war auf den Inhalt ihrer Vorratsglasfalle und jene Lebensmittel angewiesen, die die Grünen mitgebracht hatten.
Laisa würgte diesen Gedankengang ab und musterte Elanah nachdenklich. »Ich würde gerne wissen, wie du dir deine Zukunft denkst?«
»Meine Zukunft?« Da Elanah ihr Gesicht nicht mehr mit grüner Schminke behandelte, war deutlich zu sehen, wie sie erbleichte.
»Ja, deine Zukunft!«, bohrte Laisa nach. »Du bist jetzt achtzehn Jahre alt und hast noch gut hundert Jahre vor dir. Was gedenkst du, in dieser Zeit zu tun?«
»Ich? Nun, ich …« Elanah wusste nicht, was sie sagen sollte. In ihren Gedanken gab es nur Zeit bis zu dem Augenblick, in dem sie Arendhar gegenüberstehen und einen Dolch in der Hand halten würde. Danach kam nichts mehr. Dabei wollte sie gar nicht morden – und sterben eigentlich auch nicht. Doch Arendhars Wachen würden sie nach dessen Tod mit Sicherheit in Stücke schlagen.
»Du musst dir doch Gedanken über diese lange Zeit gemacht haben!« Laisa bemerkte an ihrer Reaktion, dass sie auf der richtigen Spur war. Das Mädchen wirkte verwirrt, weil seine eigenen Gedanken und Wünsche im Widerspruch zu dem standen, was die Beeinflussung ihm befehlen wollte.
»Was soll das? Warum quält Ihr meine Schwester? Ihr
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