Stolz der Kriegerin
mein Zwillingsbruder«, erklärte Elanah. »Wir stehen uns sehr nahe, und es würde mich freuen, wenn er auch später nach T’wool reisen dürfte, um mich zu besuchen.«
»Das wird sich machen lassen«, antwortete Arendhar und streckte Elandhor die Hand hin. Dieser ergriff sie und musterte anschließend die Panzerreiter, die den König begleiteten und auf der Straße angehalten hatten.
»Ihr seid nicht nur ein stattlicher Mann, wie meine Schwester sagt, sondern Ihr habt auch stattliche Krieger. Bessere Ritter und Pferde findet man auch in Urdil und Thilion nicht.«
»Der Junge besitzt eine geschmeidige Zunge. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut«, flüsterte Tharon Laisa zu.
Dann sah er an sich herab und meinte: »Ich werde wieder meine eigentliche Gestalt annehmen und mich zum Gefolge des Königs gesellen. Jetzt, da wir auf Arendhar gestoßen sind, werden wir unsere Ruhe vor solchen Leuten wie den Fürsten von Maischalh und Vanaraan haben. Auch unser Freund Frong wird nach dem gescheiterten Überfall einige Zeit brauchen, um neue Pläne zu schmieden.«
»Wenn er sie noch nicht geschmiedet hat«, wandte Laisa ein.
Tharon winkte verächtlich ab. »Solche Artefakte, wie sie bei dem Überfall verwendet wurden, gibt es nicht viele in den Dämmerlanden. Ihr Verlust wird Frong wahrscheinlich mehr schmerzen als der gescheiterte Entführungsversuch. Falls er doch noch etwas vorhat, werden wir es merken und vereiteln!«
Damit war das Thema für Tharon erledigt, und er zog sich ein Stück hinter die Felsen zurück, um sich ungesehen zurückverwandeln zu können.
Laisa gesellte sich zu Rogon, der das Ganze aus ein paar Schritten Entfernung verfolgte. »Was hältst du von dem Ganzen?«
»Das erste Zusammentreffen Arendhars mit dem Mädchen aus dem Westen verlief friedlicher als erwartet«, antwortete Rogon.
»Ich meine nicht die beiden, sondern unsere Feinde. Glaubst du auch, dass sie ihre Wunden lecken und uns in Ruhe lassen werden?«
Laisas Fauchen brachte Rogon zum Lachen. »Es würde mich wundern, wenn sie schon aufgegeben hätten. Allerdings haben sie den Vorteil der Heimlichkeit. Daher werden wir Augen und Ohren offen halten müssen.«
»Und unsere magischen Sinne!« Noch während sie es sagte, lauschte Laisa und schnupperte. Weder ihre Nase noch ihre Ohren noch ihr magisches Gespür trugen ihr etwas zu, das ihren Sinn für Gefahr weckte. Dennoch war sie genauso sicher wie Rogon, dass ihr unheimlicher Feind ihnen irgendwo in dieser Ödnis auflauerte.
☀ ☀ ☀
Die Straße durch Steinland war in den Großen Kriegen angelegt worden, damit die Heere der Götter darauf hatten ziehen können. Es gab nur wenige Serpentinen, dafür aber Tunnel von beeindruckender Länge sowie Brücken aus diamanthartem Stein, die sich kühn über schier endlose Abgründe spannten. Laisa begriff, weshalb die Menschen diesen Weg mieden. Zu vieles musste ihnen wie Zauberwerk erscheinen, und die Angst, Brücken, Tunnel und Steige könnten sich als Trugbilder erweisen und sie in eine der abgrundtiefen Schluchten stürzen lassen, war selbst Arendhars erfahrenen Panzerreitern anzusehen.
Seit zwei Tagen ging es bergauf, und doch war es nicht einmal die höchste Stelle von Steinland, die sie durchqueren mussten. Die befand sich etliche Dutzend Meilen weiter im Süden, wo senkrecht aufragende Felswände den Himmel zu stützen schienen.
Nur selten wagte einer der T’wooler oder ihrer grünen Gäste, in diese Richtung zu blicken. Aber auf Laisa und auf Rogon wirkten die leicht violett schimmernden Felsmauern wie ein Magnet. Sogar Tirah ließ es sich nicht nehmen, den Anblick durch Rogons Augen zu genießen.
»Dies ist ein heiliger Ort meines Volkes, aber auch verbotenes Land. In den Götterkriegen war dieses Gebiet heftig umkämpft, und man sagt, dass dort heute noch Zauber existieren, die für Menschen tödlich sind«, erklärte sie Rogon.
Der junge Mann kniff die Augen zusammen und versuchte, mit seinen erwachenden magischen Sinnen zu sehen. Mit einem Mal brummte er ungehalten. »Dort ist etwas Schwarzes, gar nicht so weit von uns entfernt. Es fühlt sich eklig an!«
Laisa hatte ihn gehört und fasste nach seiner Schulter, um das, was er wahrnahm, durch ihn zu sehen. Kaum hatte sie es getan, stieß sie ein schrilles Fauchen aus und alarmierte Tharon.
Der Evari gab viel auf die unverfälschten Sinne der Katzenfrau und des jungen Wardan. »Was habt ihr entdeckt?«
»Es ist schwarz, aber so grässlich, dass es mich schüttelt«,
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