Stolz der Kriegerin
würde, wenn sie Widerstand leisteten.
Arendhar tat das Gerede mit einer heftigen Handbewegung ab. »Rakkarr glaubt, schlau zu sein, doch ich sterbe lieber, als ihm die Krone freiwillig zu überlassen. Täte ich das, würde ich ihm einen Hauch von Legitimität verleihen. Erringt er sie jedoch im Kampf, wird er für immer als Rebell und Königsmörder gelten und muss befürchten, dass andere sich seine Taten zum Vorbild nehmen.«
Mit grimmiger Miene klopfte der König an den Griff seines Schwertes und sah dann Rogon an. »Du solltest uns verlassen! Es ist nicht dein Kampf, und einem Barden werden die Feinde nichts tun.«
»Seid Euch da nicht so sicher! Rakkarr und seine Mitverschworenen können keine Zeugen brauchen. Es wird ihnen schon schwerfallen, ihre eigenen Männer im Zaum zu halten. Ein Barde, der davon singen könnte, wie sie Verrat begangen und den gekrönten König von T’wool in eine Falle gelockt haben, ist gewiss nicht nach ihrem Sinn.«
Mit einer freundschaftlichen Geste legte Arendhar seine Rechte auf Rogons Schulter. »Dann tut es mir leid, dass du an meiner Seite sterben wirst.«
»Noch sind wir nicht tot!«, meldete sich Tirah. »Unser Feind mag seines Sieges sicher sein, doch nicht die Zahl der Männer gibt den Ausschlag, sondern der Geist, der sie erfüllt. Du könntest mithelfen, den Kampfesmut unserer Leute zu steigern, denn deine Stimme besitzt die Macht dazu. Wenn sich die drüben bei deinem Gesang in die Hose machen, wäre dies auch nicht verkehrt.«
»Ich will noch die Rückkehr der Unterhändler abwarten«, antwortete Rogon ihr, da sich Hillkenardh, Kedellen und Mekull gerade von den anderen verabschiedeten und zum Lager zurückritten. Ihre Mienen wirkten trübe, und als sie Arendhar das Ergebnis verkündeten, wussten sie nichts Gutes zu berichten.
Hillkenardh hob in schierer Verzweiflung die Hände. »Eure Majestät, wir haben getan, was wir konnten. Doch angesichts der Lage war es unmöglich, mehr zu erreichen. Euer Vetter Rakkarr fordert die Krone T’wools für sich, und die edelsten Fürsten des Reiches stehen auf seiner Seite. Angesichts dieser Tatsache ist er nicht zum Einlenken bereit, sondern fordert Eure sofortige Kapitulation. Doch will er sich als gnädiger Sieger zeigen und garantiert Euer Leben.«
»Außerdem ist er bereit, dafür zu sorgen, dass die grüne Prinzessin zur Maraand-Fähre gebracht wird und heimkehren kann«, setzte Kedellen rasch hinzu, um Arendhars Sorge in diesem Punkt ebenfalls zu zerstreuen.
Der König drehte sich mit zuckenden Mundwinkeln zu Rogon um. »Was sagst du dazu?«
»Ich würde Rakkarr keine Nasenspitze weit trauen!«, antwortete Rogon gelassen.
Kedellen winkte ärgerlich ab. »Der Kerl ist ein Barde und kein Edelmann, zudem ist er ein Wardan und versteht nichts von der Ehre, die einen T’wooler auszeichnet.«
»Rakkarr ist kein T’wooler, sondern ein Flüchtling aus T’walun«, antwortete Rogon mit einem spöttischen Lächeln.
»Er ist Herrn Arendhars Vetter«, brauste der Baron auf.
»Ilyna schütze mich vor solchen Verwandten!«, spottete Rogon weiter.
Kedellens Hand wanderte schon zum Schwert, doch da erinnerte er sich, mit welcher Vehemenz der junge Mann gegen die Velghaner gekämpft hatte, und so ließ er den Griff los, als wäre dieser glühend heiß geworden.
Hillkenardh aber packte Rogon bei der Schulter und zog ihn herum. »Für deinen Hohn wirst du mir bezahlen, Wardan!«
»Gerne!«, antwortete Rogon.
Da griff Arendhar ein. »Später, meine Herren! Jetzt gilt es erst einmal zu überlegen, wie wir uns in dieser Lage verhalten sollen.«
»Wie anders als durch Kapitulation«, wandte Kedellen ein. Arendhars zorniger Blick ließ ihn erbleichen, und er bereute nun, zurückgekommen zu sein, obwohl er sich lieber Rakkarr angeschlossen hätte.
Rogon beachtete die T’wooler nicht mehr, sondern nahm seine Laute, schlug die ersten Töne an und begann zu singen. Die Söldner seines Vaters hatten ihm etliche Lieder beigebracht, darunter auch welche, die er nun leicht veränderte, damit sie den eigenen Männern Mut machten und den Feinden Angst einjagten.
☀ ☀ ☀
Etwas mehr als eine Meile von den Kriegern des Königs entfernt hatten die Wardan Lager bezogen. Während Alatna eifrig auf Rakkarr und die t’woolischen Lehensgrafen einsprach, stand Ondrath von Mondras ein Stück weiter bei seinen Männern. Die Lust, für diese überheblichen Tawaler zu kämpfen, war ihm schon lange abhandengekommen, und er ärgerte sich über
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