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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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von entsetzlichen Tischsitten, doch als Laisa antworten wollte, dass Rongi und sie eben keine Menschen, sondern Katzenmenschen seien, wurde ihr Blick von mehreren Männern angezogen, die raschen Schrittes näher kamen.
    Einen von ihnen glaubte sie zu kennen, erinnerte sich aber erst an ihn, als er mit ausgestreckter Hand auf sie zeigte und hasserfüllt brüllte: »Das ist ein Ungeheuer aus dem Osten. Tötet es!«
    »Graf Kolnir von den sieben Hügeln. Welch eine Überraschung!« Laisa sprang auf und hielt ihren Bogen in der Hand, bevor die Begleiter des Grafen auch nur auf zehn Schritte an sie herangekommen waren.
    »Halt! Dem Ersten, der noch einen Schritt näher kommt, sitzt mein Pfeil im Leib! Zwei weitere erwische ich ebenfalls mit dem Bogen, und für den Rest reicht mein Schwert.«
    So entschlossen hatten Laisas Begleiter ihre Anführerin noch nie erlebt. Doch auch sie ärgerten sich über den aufgeblasenen Grafen, auf den sie vor einigen Monaten in der westlichen Station der Maraand-Fähre getroffen waren.
    Borlon hob seine Doppelaxt und schwang sie durch die Luft, dass es surrte. »Wer wagt es, einen Bor’een anzugreifen?«
    Da die Bärenmenschen zu den Völkern des Westens zählten, zögerten die sechs urdilischen Krieger trotz Kolnirs Aufforderung, die Fremdlinge niederzumachen. Obwohl sie selbst nicht gerade Zwerge waren, überragte Borlon sie noch einmal um fast einen Kopf, und er schwang die riesige Axt mit einer Leichtigkeit, als hielte er ein kleines Beil in der Hand.
    »Wir sollten vielleicht fragen, Herr, was diese Fremden hier wollen?«, schlug einer der Krieger vor.
    Graf Kolnir platzte fast vor Wut. Er hatte damals, nachdem er mit Laisa aneinandergeraten war, gedemütigt abziehen müssen und wollte sich nun dafür rächen. Doch seine Männer verweigerten ihm nicht nur die Gefolgschaft, sondern traten noch ein paar Schritte zurück und ließen einen älteren Mann in bodenlanger, grüner Kutte durch. Dessen Gesicht war zur Hälfte grün gefärbt, ebenso wie die Haare, die unter seiner kugelförmigen Kopfbedeckung hervorkamen. In seiner Hand trug er einen grauen, in Silber gefassten Stein, den er nun auf Laisa richtete.
    Der Stein färbte sich sofort weiß. Für einen Augenblick wirkte der Mann, den Laisa wegen seiner Tracht und den Abzeichen auf seiner Brust für den hiesigen Oberpriester hielt, verwirrt, richtete dann den Stein auf sich selbst und nickte, als dieser eine mattgrüne Farbe annahm.
    Danach überprüfte er Kolnir und schnaubte verächtlich, als der Stein kaum merkbar grün schimmerte. Als er Borlon den Stein entgegenreckte, färbte dieser sich weiß. Der Stein zeigte auch Ysobels Violett, Rongis Blau und dann wieder Laisas weißmagische Farbe.
    Mit einer Miene, die verriet, wie sehr er es genoss, Graf Kolnir widersprechen zu können, wandte der Stadtpriester sich an den Grafen.
    »Der Bote hat die Wahrheit gesprochen. Die Dame ist ein Geschöpf Meandirs, und – wie ihre Plakette besagt – tatsächlich die Vertreterin des Evari Khaton.«
    »Khaton hat uns überhaupt nichts zu sagen!«, brauste Kolnir auf.
    »Dann handelt wider seinen Willen, und Ihr werdet sehen, was Ihr davon habt!«
    Ohne den Grafen eines weiteren Blickes zu würdigen, trat der Priester auf Laisa zu und senkte das Haupt. »Ehrenwerte Dame, ich hoffe, Ihr nehmt uns den Empfang hier in Urdillion nicht übel. Graf Kolnir war lange Zeit Sklave in T’wool und hat dabei zu viele schwarze Sitten angenommen.«
    »Ich war Kriegsgefangener, kein Sklave!«, bellte der Edelmann, doch der Priester ließ sich nicht beirren.
    »Zum anderen, edle Dame, sind wir es nicht gewohnt, Wesen, die so aussehen wie Ihr, als Angehörige einer unserer eigenen Farben zu sehen.«
    »Es sei dir verziehen!«, antwortete Laisa mit großmütiger Geste.
    Mittlerweile amüsierte sie sich über Graf Kolnir, der so aussah, als wüsste er nicht, ob er vor Wut platzen oder an seinem Ärger ersticken sollte. Lachend forderte sie den Wirt auf, Wein für die Herren und ihre Begleiter zu bringen. Während der Mann gehorchte, setzte der Priester sich zu ihr, und die Krieger nahmen am Nebentisch Platz.
    Kolnir musterte die Szene voller Abscheu, wagte aber nicht, ein weiteres Wort gegen Laisa zu sagen. Anders als er schien der Priester die Situation zu genießen. Zudem erwies er sich als äußerst wissbegierig, denn er fragte Laisa nach den Geschehnissen im Nachbarland Gamindhon aus, an denen sie Gerüchten zufolge einen gewissen Anteil gehabt haben

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