Stolz der Kriegerin
etliche Unwägbarkeiten für ihn, zumal das kleine Biest einiges an ihm zu rächen hatte. Kurz dachte er an die Eltern des Katzenmädchens, die sich trotz der Farbfeindschaft gegen ihn verbündet und ihm ungewöhnlich hartnäckigen Widerstand entgegengesetzt hatten. Zur Strafe hatte er sie im Sterben versteinert und so weit bei Bewusstsein gelassen, dass sie den Todesschmerz bis in alle Ewigkeit spüren würden.
»Wenn sie es ist, werde ich das Biest fangen und wieder zu Füßen ihrer Eltern versteinern. Und diesmal werde ich die Galerie der Statuen so sichern, dass auch ein Gott sie nicht betreten kann!«, schwor Erulim sich und schritt rascher aus.
Nach einer Weile betrat er einen kleinen Wald und wollte sich aus alter Gewohnheit magisch versetzen. Doch mitten in der Bewegung hielt er inne. Wenn er zu viel Magie anwandte, konnte Nelaisans und Berrandhors Tochter die Schwaden auffangen und würde gewarnt sein. Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als ins nächste Dorf zu gehen, von einem Bauern ein Pferd zu kaufen und nach Norden zu reiten, bis er auf den Brautzug traf.
☀ ☀ ☀
Die Verletzungen der sechs Gefangenen waren versorgt, sie selbst mit festen Stricken gefesselt, und nun wartete Laisa darauf, dass der Erste von ihnen aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. Dies dauerte jedoch, und so kaute sie sich vor Nervosität beinahe die Schwanzspitze ab.
Rongi nahm die Sache gelassener. Er hatte sich aus der Glasfalle mit den Vorräten einen großen, marinierten Fisch geholt und verzehrte diesen mit schnurrenden Lauten. Seine Tischmanieren waren allerdings nicht besser geworden, und so schalt Ysobel ihn, dass er durch sein Benehmen die Menschen des Westens in dem Glauben bestärke, die Bewohner jenseits des Großen Stromes seien alles Barbaren. Erfolg hatte die Tivenga mit ihrem Appell jedoch nicht. Rongi schmatzte grinsend weiter und bot schließlich den Rest, den er nicht mehr essen konnte, Laisa an.
»Magst du?«
Nach einem kurzen Blick auf den halben Fisch schnappte Laisa sich diesen und schlang ihn so hastig hinunter, als befürchte sie, nicht rasch genug fertig zu werden, bevor der erste Gefangene erwachte.
Doch der Tag brach an, und noch immer lagen die Gefangenen wie erstarrt. Schließlich schlug Graf Klerdhil vor, die Kerle auf einen Wagen zu laden und weiterzufahren.
Laisa fauchte leise. »Ich möchte sie verhören, sobald sie wach sind!«
»Das könnt Ihr doch auch unterwegs tun«, wandte der Thilier ein.
Das stimmte zwar, doch Laisa hatte wenig Lust, in einem engen, stickigen Wagen zu hocken, wenn sie genauso gut auf Vakka reiten und die frische Luft atmen konnte. Schließlich versprach Borlon, auf die Männer aufzupassen. Auf den Kompromiss konnte Laisa sich einlassen, denn der Anblick des hünenhaften Bor’een würde den Gefangenen mit Sicherheit durch Mark und Bein gehen.
Sie verließ das Zelt und gab den Befehl, das Lager abzuschlagen. Als kurz darauf die Prinzessin an ihr vorbeiging, roch sie deren Angst. Elanah schien nicht darüber hinwegzukommen, dass Menschen der eigenen Farbe ihr den Tod wünschten. Auch Klinal und Elandhor wirkten noch verbissener als sonst, und zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch stritten sie sich nicht. Obwohl Graf Klerdhil ihnen vorschlug, sie sollten im Wagen ihrer Schwester mitfahren, stiegen sie auf ihre Pferde und nahmen ihre Plätze an der Spitze und am Ende des Zuges ein.
Klinal verhielt dabei sein Pferd kurz neben Laisa und reichte ihr ein gesiegeltes Schreiben. »Sollte meinem Bruder und mir etwas zustoßen, so übergebt diesen Brief Khaton, damit er ihn dem grünen Synod in Edessin Dareh zukommen lässt.«
»Was steht in dem Brief?«, fragte Laisa neugierig.
»Nicht mehr, als dass Elandhor und ich auf Befehl unseres Vetters Tenealras , des Priesterkönigs von Tenelian, umgebracht worden sind, weil dieser unser Reich erben wollte. Diese Anklage muss der grüne Tempel verfolgen, und mir ist es lieber, ein entfernter Verwandter erbt den Thron von Urdil, als dass der Tenelianer auch mein Volk seiner rigiden Herrschaft unterwerfen kann.«
»Ich werde es tun«, versprach Laisa und sah dem Prinzen nach, bis dieser vor dem Zug sein Pferd zügelte und das Signal zum Aufbruch gab. Mut konnte sie Klinal und seinem Bruder nicht absprechen. Doch ob die beiden auch klug handelten, war eine andere Frage. Sie nahm jedoch an, dass an diesem Tag keine Gefahr drohte. Der Feind im Hintergrund musste erst verdauen, dass sechs seiner Leute auf eine für ihn unheimliche
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