Stolz der Kriegerin
Schwester könnte fliehen wollen …«
Klinal ließ den Rest ungesagt, doch Laisa spürte, wie sehr es ihn schmerzte, die Schwester auf diese Weise zu verlieren. Zwar versuchte er, seine Trauer über den Verlust anderen Leuten gegenüber zu verbergen, und behandelte Elanah wohl gerade deswegen recht harsch, aber das hatte diese sich selbst zuzuschreiben. Mit ihrer Hysterie strapazierte Elanah ihre gesamte Umgebung.
Laisa verzog angewidert das Gesicht, als sie daran dachte, dass sie das Gejammer des Mädchens wohl noch etliche Wochen würde ertragen müssen. Wenn ihr wenigstens Elandhor eine Hilfe gewesen wäre, doch der Prinz schürte die Angst seiner Zwillingsschwester mit düsteren Prophezeiungen.
»Kannst du nicht anstelle deines Bruders mitkommen?«, fragte sie Klinal.
»Ich würde es ja gerne tun, doch es ist der Wille des Königs, dass sein Lieblingssohn ihn abholen soll«, erklärte Klinal mit einem bitteren Lachen. »Wie könnte ich es wagen, mich seinem Willen zu widersetzen! Meine Begleitung würde mich wahrscheinlich auf mein Pferd binden und erst in Urdil wieder aus dem Sattel lassen.«
Er tat Laisa leid. Als Sohn aus Eldrins erster Ehe, die ohne jede Zuneigung aus politischen Gründen geschlossen worden war, hatte er gegen die Zwillinge, die dem König in zweiter Ehe geboren worden waren, einen schweren Stand. Nach der Rückkehr des Vaters würde es nicht leichter für ihn werden, zumal es Eldrin von Urdil nicht gelungen war, für seinen jüngeren Sohn jenseits des Großen Stromes ein Königreich zu erobern. Vielleicht blühte ihm sogar der Dolchstoß eines Meuchelmörders, damit für Elandhor der Weg auf Urdils Thron frei wurde.
»Ich wünsche dir Glück, Klinal. Gib gut auf dich acht!«
»Ich werde es tun!« Klinal lachte erneut, und diesmal klang es um einiges fröhlicher.
☀ ☀ ☀
Das Warten auf die Prähme und die Schiffe, die diese ziehen sollten, gab Laisa die Gelegenheit, sich in der großen Hafenstadt Thilions umzusehen und sich wieder etwas mehr um ihre Gefährten zu kümmern. Bei Borlon war dies nicht so wichtig. Der Bor’een genoss es, durch die Gassen zu streifen und in den Tavernen den einen oder anderen Becher Wein zu leeren. Ysobel hingegen gingen die Grünlinge immer mehr auf den Geist, und Rongi sah aus, als wolle er sich am liebsten in die Fluten des Stromes stürzen und hinüberschwimmen.
»Hier ist alles so schrecklich grün«, murrte er, während er eine der letzten für ihn gedachten Mahlzeiten aus Khatons Vorratsglasfalle herausholte. »Gebratenes Hähnchen habe ich auch keines mehr, und die leckeren Würstchen sind ebenfalls alle. Da drinnen steckt jetzt nur noch Borlons Schweinefleisch und anderes Zeug, das ihm schmeckt. Aber der isst doch meistens bei den Grünlingen mit.«
»Du hättest nicht so verfressen sein dürfen«, schalt Ysobel.
Rongi maß sie mit einem vernichtenden Blick. »Ich brauche Kraft, um die grüne Brühe zu überstehen, in der ich mich bewegen muss.«
Die Tivenga lachte ihn aus. »Jetzt tu nicht so, als müsstest du bereits bei einem besonders tiefen Atemzug sterben. Mir ist es in Tanfun weitaus schlechter ergangen, denn dort musste ich essen, was es im Land gab. Ich sage dir, mein Rachen hat noch wochenlang danach gebrannt!«
Bevor die beiden sich gegenseitig mit den Beschwernissen, die eine Reise durch ein Gegenfarbenland mit sich brachte, übertrumpfen konnten, schritt Laisa ein. »Es war und ist für euch beide sehr schwer. Aus diesem Grund freue ich mich, dass ihr bei mir geblieben seid, und werde alles tun, damit es euch nicht zum Schaden gerät.«
»Heißt das, du kaufst mir drüben einen so großen Fisch wie damals in Maraandlion?«, fragte Rongi mit gespitzten Ohren.
»Das tue ich!«, versprach Laisa und sah dann Ysobel an. »Du erhältst den besten Marangree -Wein, den ich für Geld bekommen kann.«
»Aber bitte nur, wenn Borlon nicht dabei ist. Der ist imstande und trinkt ihn mir weg!« Ysobels Lachen zeigte, dass ihre Worte nicht ernst gemeint waren.
Nun umarmte sie Laisa und dann auch Rongi. »Ich bin so froh, euch getroffen zu haben. Ohne euch wäre ich nur eine Streunerin ohne Familie und Heimat.«
»Ich bin auch froh, bei Laisa zu sein«, bekannte Rongi. »Sie sorgt wie meine Mama für mich.«
»Wo ist eigentlich deine Mutter?«, fragte Laisa.
Der Katling zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich auch gar keine mehr. Meine Leute haben mich versteinert im Wald gefunden, nachdem der Sturm einen
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