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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Allerdings würde sie noch einiges erproben müssen, wenn sie die Gewalt über ihn hatte.
    Da ihr Wirt sich nun in einem Dämmerzustand befand, sammelte Tirah all ihre Kräfte und breitete sich blitzschnell in seinem Körper aus. Innerhalb von Sekundenbruchteilen beherrschte sie Augen, Geruchssinn und den rechten Arm mit der Hand, die ihr Schwert festhielt. Dabei fühlte sie, wie ihr von dem mit magischer Energie geladenen Edelstein im Knauf neue Kräfte zuflossen. Diesen Vorteil galt es zu nutzen, und sie begann, den Geist des jungen Mannes langsam aus allen wichtigen Gliedmaßen und Organen seines Körpers zu verdrängen. Schon bald beherrschte sie das rechte Bein, aber auch seinen Mund und stieß einen lauten, triumphierenden Schrei aus. Gleich hatte sie es geschafft.
    ☀ ☀ ☀
    Rogon erwachte mit dem Gefühl, als sei ihm sein Körper auf einmal fremd geworden. Bestürzt wollte er die Augen öffnen, doch es gelang ihm nicht.
    Er spürte sie nicht einmal. Um ihn herum gab es keinen Funken Licht, sondern nur tiefste Finsternis. Mit anderen Sinnen aber nahm er ein Violett um sich wahr, das ihn aggressiv vor sich hertrieb und wehrlos zu machen versuchte.
    Nun fielen ihm die Schauergeschichten ein, die Sung über die Ödlande erzählt hatte. Hier sollten Geister von Toten hausen, die niemals den Weg zu den Seelendomen ihrer Götter gefunden hatten. War er etwa an einen solchen geraten?
    Als Rogon den ersten Schrecken abgeschüttelt hatte und sich sammelte, entdeckte er den anderen Geist. Dieser war gerade dabei, die Herrschaft über seinen Körper zu übernehmen und ihn selbst in einen kleinen Winkel zu verbannen. Nicht mit mir, dachte Rogon intensiv und hörte gleichzeitig einen jubelnden Schrei, den seine von dem anderen beherrschte Kehle ausstieß.
    Mit eiserner Energie kämpfte er die Panik nieder, die in ihm aufsteigen wollte, und rief sich alles in Erinnerung, was ihm die Veteranen seines Vaters über geistige Angriffe beigebracht hatten. Doch das Wissen der Priesterinnen erwies sich nun als wertvoller. Mit Hilfe ihrer Lehren gelang es ihm, seinen Geist zu konzentrieren und mit dem Gegenangriff zu beginnen.
    Sein Gegner war stark und alles andere als bereit, die Herrschaft über den Körper, die er bereits errungen glaubte, wieder herzugeben. Um die bedrückende Dunkelheit zu beseitigen, versuchte Rogon als Erstes, seinen Gesichtssinn wiederzugewinnen. Daher drückte er so stark gegen den anderen Geist, dass er glaubte, die Augen würden ihm aus den Höhlen springen. Er spürte stechende Schmerzen und begriff instinktiv, dass sein Feind diese mit ihm teilte.
    »Kerlchen, das bezahlst du mir!« Rogon hörte die eigene Stimme und wusste nicht, ob er selbst oder der andere diese Worte ausgestoßen hatte. Mit einer Finte gelang es ihm, sein Gehör alleine zu beherrschen, und stieß sofort in seinen linken Arm vor, weil ihm das leichter fiel als beim rechten.
    Bevor der andere sich versah, versetzte Rogon sich selbst eine schallende Ohrfeige. Ein empörter Aufschrei kam aus seinem Mund, und sein Gegner setzte erneut zum Angriff auf die Augen an. Rogon sah es voraus und blockte sich so ab, wie er es Seranahs Lehren zufolge bei seinen Übungsstunden hätte tun sollen. Damals war es ihm nur selten gelungen, diesmal aber brach sich die Attacke seines Gegners an seinem geistigen Schutzwall.
    Nun bekam er die Verblüffung seines Gegners mit. Mit so viel Gegenwehr hatte der fremde Geist wohl nicht gerechnet. Doch das, dachte Rogon, war erst der Beginn. Jetzt würde er seinen Körper zurückerobern und sich dann seines unerwünschten Untermieters entledigen.
    ☀ ☀ ☀
    Für Tirah war es eine herbe Überraschung, als ihr fast schon überwunden geglaubter Wirt sich auf einmal vehement zur Wehr setzte. Bevor sie reagieren konnte, verlor sie die Herrschaft über die Augen und den linken Arm. Doch selbst dann, als sie sich gegen den Angriff stemmte, wurde sie Stück für Stück zurückgetrieben. Das Gehör wurde wieder von seinem eigentlichen Besitzer übernommen, ebenso das linke Bein, und es sah nicht so aus, als würde er es dabei belassen.
    Schlag zurück, du dummes Huhn!, rief sie sich zur Ordnung und setzte all die Kenntnisse ein, die sie sich in weit über tausend Jahren angeeignet hatte. Doch es war vergebens. Ihr Gegner war mit seinem Körper vertraut und damit ihr gegenüber im Vorteil. Dazu verfügte er über jene Zähigkeit, die ihm seine Abstammung von den Kharimdh verlieh, und andere, ihr unbekannte Talente,

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