Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Nachdem sie den obersten Absatz erreicht hatte, überquerte sie den Korridor zu ihrer Kammer, hielt einen Augenblick lang inne, um wieder zu Atem zu kommen, und murmelte ein Stoßgebet, dass er noch nicht lange genug hier war, um den Turm durchsucht zu haben.
Ihre Schritte wurden unsicher, als sie durch die Tür trat. Eine Welle der Emotionen spülte über sie hinweg, als sie die vertraute, große, muskulöse Gestalt erblickte. Obwohl sie seine Fragen fürchtete, konnte sie nicht abstreiten, wie erleichtert sie war, ihn sicher und wohlbehalten wiederzusehen. Die Gefährlichkeit seiner Aufgabe ging ihr nie völlig aus dem Sinn. Ebenso wenig wie der ungezügelte Hass auf die Campbells, der ihn zu einer ständigen – und begehrten – Zielscheibe machte.
»Du bist zurück!«, rief sie erleichtert aus.
Er drehte sich um und nahm mit einem einzigen Blick jeden Zoll ihrer schmutzigen Erscheinung auf, einschließlich der frischen Schlammspritzer am Saum. Ihr Pulsschlag schoss in die Höhe, als sie seinen Argwohn bemerkte.
Obwohl er erschöpft aussah und sein gutaussehendes Gesicht vom Regen und der Kälte gezeichnet war, hatte er nie atemberaubender ausgesehen. Sie hatte ihn schrecklich vermisst. Und doch war etwas anders …
Der Bart. Ein dunkler, stoppeliger Schatten umrahmte sein hartes, kantiges Kinn. Sie vermutete, dass er sich nicht mehr rasiert hatte, seit er aufgebrochen war. Auch wenn sie nicht gerade begeistert von Bärten war, ließ sich die primitive Anziehungskraft bei Jamie nicht bestreiten. Der Bart verlieh ihm etwas Gefährliches, das zu seinem erbarmungslosen Ruf passte. Wenn er damals vor all diesen Monaten so ausgesehen hätte, dann hätte sie nicht so sehr darauf vertraut, dass er ein Ehrenmann war.
Bei der Erinnerung an ihre erste Begegnung erfasste sie eine Welle der Wehmut. Dieser Tag schien ein ganzes Leben her zu sein.
Sie trat einen Schritt auf ihn zu, aber sein abweisender, schroffer Tonfall ließ sie innehalten. »Wo bist du gewesen?«
Sie setzte ein breites Willkommenslächeln auf. »In der Küche. Ich habe die Vorbereitungen für deine Ankunft überwacht.« Die Leichtigkeit, mit der ihr die Lüge über die Lippen kam, versetzte ihr einen schuldbewussten Stich. Im Stillen verfluchte sie Niall dafür, dass er sie in diese Lage gebracht hatte, und ging auf ihn zu. Sie hasste es, ihn anlügen zu müssen. »Ich dachte, du und deine Männer seid vielleicht hungrig.«
Er ließ sich nicht so leicht abspeisen. Prüfend glitt sein Blick über ihr Gesicht. »Deine Wangen sind gerötet.«
Ihr Lächeln wurde steif. »Das Feuer in der Küche war heiß.«
»Du bist außer Atem.«
Sie lachte arglos und schlang ihm die Arme um den Hals, da sie wusste, dass sie etwas tun musste, um sein Verhör zu beenden. »Ich bin gerade vier Treppenabsätze hochgerannt.« Bevor er noch weiterfragen konnte, klimperte sie spielerisch mit den Wimpern und schmiegte sich an ihn. »Ist das also deine Art, mich zu begrüßen? Willst du mich den ganzen Tag lang ausfragen, oder wirst du mich anständig willkommen heißen?«
Sie hob ihm die Lippen entgegen, und er ignorierte ihre nicht gerade subtile Bitte nicht. Das Herz zog sich ihr zusammen, als sie die zärtliche Sehnsucht in seinem Blick sah, mit dem er ihr Gesicht streifte, bevor sein Mund heiß und hungrig von ihr Besitz ergriff. Die Entbehrung einer Woche forderte Erfüllung.
Sie seufzte an seinen Lippen auf. Gott, wie sehr sie ihn vermisst hatte! Der würzige, männliche Geschmack berauschte ihre Sinne wie ein mächtiger Liebestrank. Sie öffnete sich ihm und nahm ihn tief in ihren Mund auf. Seine Zunge umkreiste sie, streichelte sie tiefer und tiefer mit langsamen, wohligen Stößen, die jede Faser ihres Körpers zu durchdringen schienen.
Hitze durchströmte sie, heiß und schwer wie flüssige Lava. Sie sank ihm entgegen. Ihre Brüste pressten sich an seinen Brustkorb, und sie war sich quälend deutlich der harten Erregung bewusst, die sich an ihren Bauch drängte. Es war schon zu lange her, dass sie ihn in sich gespürt, dass er sie ausgefüllt hatte.
Ihn abzulenken war nebensächlich geworden im Vergleich zum Stillen der Feuersbrunst, die zwischen ihnen aufloderte, kaum dass sich ihre Lippen berührten. Mit jedem Stoß seiner Zunge wurde das bebende Verlangen, das ihren Körper durchströmte, intensiver.
Es war Wahnsinn. Er brauchte nichts weiter zu tun, als sie
zu küssen, und schon sehnte sie sich nach Erfüllung. Wie vertraut er ihr geworden war …
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