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Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McCarty
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bereits gesagt, Argylls ›Nachsicht‹ hatte Grenzen.

18
    E ine Woche später ritt Jamie durch das Tor von Rothesay Castle, erschöpft und enttäuscht. Er hatte das bergige Gebiet nördlich von Loch Lomond durchkämmt, doch ohne Erfolg. Wenn einer oder mehrere der Söhne des Lamont noch lebten, dann hatten sie sich zu weit in die tückischen Berge zurückgezogen, als dass Jamie sie jetzt noch finden konnte. Da der Winter kurz bevorstand, würde er bis zum Frühjahr warten und es dann erneut versuchen müssen. Vorausgesetzt, er jagte keinen Geist. Es bestand immer noch die Möglichkeit, dass die Gerüchte unbegründet waren.
    Während der gesamten Reise zurück zur Isle of Bute hatte er hin und her überlegt, was er Caitrina sagen sollte. Sollte er warten, bis er Beweise hatte – oder sollte er ihr sagen, was er gehört hatte, selbst wenn es sich später herausstellte, dass es nur Gerüchte waren? Konnte er es wagen, ihre Hoffnung mit so wenig zu schüren? Sie war immer noch so verletzlich und fing gerade erst an, sich mit dem Tod ihrer Familie abzufinden. Würde eine weitere Enttäuschung sie wieder in den dunklen Abgrund der Trauer stürzen?
    Teufel, er wusste immer noch nicht, was er tun sollte – eine ungewöhnliche Situation für einen Mann, der sonst so stolz auf seine Entschlossenheit war. Vielleicht würde ihm die Antwort kommen, sobald er sie sah. Er freute sich außerdem nicht gerade darauf, ihr vom Tod des MacGregor zu berichten, einmal angenommen, dass die Nachricht nicht schon vor ihm angekommen war. Nach einer Woche der Trennung erschien ihm die Nähe, die sie miteinander geteilt hatten, bevor er aufgebrochen war, zart und zerbrechlich.
    Halb erwartend, sie zu sehen, ließ er den Blick über den barmkin schweifen. Je näher er Rothesay gekommen war, desto unruhiger war er geworden. Er vermisste sie mehr, als er für möglich gehalten hatte.
    Doch es war keine Spur von ihr zu sehen. Jamie runzelte die Stirn. Er hatte gehofft, dass sie ihn ebenfalls vermisste, doch offensichtlich wartete sie nicht sehnsüchtig auf seine Heimkehr.
    Er sprang vom Pferd und warf einem wartenden Stallburschen die Zügel zu, während seine Männer sich hinter ihm aufreihten. »Wo ist die Lady?«
    Der Junge schüttelte den Kopf, wobei er seinem Blick auswich. »I-ich w-weiß nicht, Mylaird.«
    Die Furcht des Jungen versetzte ihm einen Stich. Jamie mochte es nicht gerade, Kindern Angst einzujagen. Wie es schien, hatte die Hochzeit seinen furchteinflößenden Ruf nicht gemildert. Er zügelte seine Ungeduld und fragte ruhig: »Hat der Bote meine Ankunft nicht angekündigt?«
    »D-d-doch, Mylaird. Vor ungefähr einer Stunde.«
    Da er sah, wie der Junge darauf brannte zu verschwinden, schickte Jamie ihn fort und wies seine Wachmänner an, sich um die Pferde zu kümmern und sich dann etwas zu essen und zu trinken zu genehmigen. Es war schon eine Weile her, dass sie eine anständige Mahlzeit bekommen hatten. Er beabsichtigte, dasselbe zu tun, nachdem er mit Will gesprochen hatte, dem Wachmann, dem er während seiner Abwesenheit die Verantwortung übertragen hatte – doch zuerst wollte er seine Frau finden.
    Zielstrebig betrat er den Turm, schritt durch den verlassenen Saal und eilte die Treppen hoch in ihr Zimmer. Er öffnete die Tür und sah sich um, doch keine Spur von ihr. Ein Schauer der Beunruhigung durchlief ihn.
    Wo zum Teufel war sie?
     
    Caitrina rannte so schnell die Treppe hoch, dass ihre Lungen beinahe zu bersten schienen. Sie wischte sich den Schweißfilm von der Stirn und rang mit harten, unregelmäßigen Atemzügen nach Luft. Nachdem Mor in der Höhle erschienen war und ihr von Jamies drohender Ankunft berichtet hatte, war sie den ganzen Weg zur Burg zurückgelaufen, ohne anzuhalten. Seine plötzliche Rückkehr traf sie völlig unvorbereitet. Er war schon so lange fort, dass Caitrina angefangen hatte, sich zu fragen, ob er jemals zurückkommen würde. Und zu ihrem Pech hatte er sich entschlossen, gerade dann zurückzukommen, als sie ihre Brüder in der Höhle besuchte.
    Brian zeigte leichte Anzeichen einer Besserung, doch Caitrina wünschte sich immer noch dringend, ihn nach Rothesay zu bringen. Niall allerdings blieb stur. Egal wie sehr sie auch argumentierte, sie konnte ihn nicht davon überzeugen, dass Jamie sie nicht in den Kerker werfen lassen, oder noch schlimmer, sie Argyll ausliefern würde.
    Ihre Pantoffeln hallten auf dem kalten, grauen Kalkstein wider, während sie die schmale Treppe hinaufeilte.

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