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Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McCarty
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nicht erwartet hatte, war der hohle, brennende Schmerz in seiner Brust. Wenn es nicht so weh täte, könnte er ihre geteilte Loyalität vielleicht sogar verstehen. Doch das tat es. Er konnte das nicht länger.
    Langsam ließ er die Hand sinken. Vielleicht hatte er auf etwas gehofft, das unmöglich war.
    Mit zusammengebissenen Zähnen stählte er sich gegen die Wahrheit und wandte sich zum Gehen.
    »Warte! Wohin gehst du?«
    Mit einem langen, abschätzenden Blick sah er sie an. »Deine Clansmänner suchen.«
    »Was wird mit ihnen geschehen?«
    Er hörte die Angst in ihrer Stimme, doch er hatte keine Lust, ihr Versprechen zu geben, von denen er nicht sicher war, ob er sie halten konnte. »Ich weiß es nicht.« Die Zukunft ihres Bruders war ebenso unsicher wie ihrer beider Zukunft.
     
    Jamie war bereits zwei Tage fort, und immer noch hatte sie keine Nachricht von Niall. Caitrina hatte kaum geschlafen, seit er aufgebrochen war. Immer wieder spielte sie in ihrem Kopf die Szene in ihrem Schlafzimmer durch und wusste, dass sie einen Fehler begangen hatte. Sie hatte sich ihm so verzweifelt anvertrauen wollen, doch das Versprechen ihrem Bruder gegenüber hatte ihre Instinkte erstickt.
    Sie hätte auf ihr Herz vertrauen sollen.
    Die Wahrheit stand schon seit einiger Zeit vor ihr, doch sie hatte zu viel Angst gehabt, sie zu sehen: Sie liebte ihn. Liebte seine Stärke, seine ruhige Autorität, seine Ehre, das gelegentliche flüchtige Aufblitzen des sorglosen Lächelns, das er nur ihr zeigte, die zärtliche Art, wie er sie in den Armen hielt und sie liebte … und diese nicht ganz so zärtlichen Augenblicke, wenn er wild vor Leidenschaft für sie war. Sie liebte die Art, wie er sie dazu herausforderte, mehr als nur die Oberfläche zu sehen. Die Art, wie er sie so akzeptierte, wie sie war.
    Sie hatte geglaubt, dass ihr Herz fort sei, begraben im Sand mit einem Fetzen Plaid. Doch es hatte sich nur hinter einem
Schleier der Angst versteckt. Angst davor, dass lieben verlieren bedeutete. Es schien ihr, als habe sie sich ihr ganzes Leben lang versteckt. Zuerst davor, was um sie herum vorging, und dann vor ihrem eigenen Herzen. Doch von Anfang an hatte er nie davor zurückgeschreckt, ihr die Wahrheit zu sagen  – egal, wie bitter oder unangenehm sie war. Seine Unerschütterlichkeit, sein Verständnis, die unauslöschliche Stärke gaben ihr den Mut, die Augen zu öffnen, und halfen ihr, die Wunden der Vergangenheit heilen zu lassen.
    Sie wünschte nur, sie hätte es früher erkannt. Sie musste ihm sagen, was sie fühlte. Musste ihm sagen, wie sehr sie ihn liebte, bevor er die Wahrheit herausfand. Hatte er ihr geglaubt, dass sie nicht wusste, wo Niall war, oder wusste er, dass sie log?
    Früh am Morgen des dritten Tages hörte sie das Geräusch, auf das sie gewartet hatte. Ein Ruf erschallte. Reiter näherten sich.
    Sie sah aus dem Fenster, doch in dem dichten, grauen Nebel konnte sie nichts erkennen. Das Wetter hatte sich verschlechtert, um zu ihrer Ahnung drohenden Unheils zu passen.
    Mit wild pochendem Herzen und zittrigen Händen versuchte sie, ihr arisaidh um sich zu schlingen, doch dann gab sie auf, warf es sich einfach um die Schultern und rannte die Treppe in den Saal hinunter.
    Die Männer betraten gerade den Saal, als sie hereinkam.
    Angeführt wurden sie von einem großen, breitschultrigen Mann in voller Kampfrüstung. Er ging auf sie zu, doch sie wusste, wer er war und eilte zu ihm. »Jamie, es tut mir so …«
    Die Entschuldigung blieb ihr in der Kehle stecken, als er den stählernen Helm vom Kopf zog.
    Alles Blut wich ihr aus dem Gesicht. Es war nicht Jamie.
    Es war sein Bruder.

20
    C olin Campbell of Auchinbreck, der Mann, der für den Angriff auf Ascog und den Tod ihres Vaters und ihres Bruders verantwortlich war, stand so dreist, wie man nur sein konnte, keine fünf Fuß von ihr entfernt im Saal.
    Abscheu brannte ihr in der Kehle, doch schnell wurde er von flammendem Hass erstickt. Sie erinnerte sich so deutlich an das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte: in ihrem Zimmer während des Angriffs, wie er Brian verletzt und sie seinen Männern überlassen hatte, um sie zu vergewaltigen. Er trug immer noch den kalten, rücksichtslosen Ausdruck zur Schau wie an jenem schrecklichen Tag.
    Bei seinem Anblick vermischten sich widerstreitende Gefühle in ihrer Brust: reiner Hass gemischt mit dem Wissen, dass er der Bruder des Mannes war, den sie liebte. Nun, da sie wusste, wer er war, fiel ihr die Ähnlichkeit mit Jamie nur

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