Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
gewesen. Sie hatte ihn verletzt. Indem ich ihm nicht mein Vertrauen schenkte, habe ich ihn glauben lassen, dass ich nichts für ihn empfinde. Wie konnte sie es ihm nur erklären?
Schweigend wartete er auf ihre Antwort. »Ja, dein Bruder hat mir gesagt, aus welchem Grund er hier ist.«
Die Erwähnung seines Bruders schien etwas in seinem Gewissen auszulösen. »Es tut mir leid, dass du allein hier warst, als Colin ankam. Ich bin sicher, es war schwer für dich.«
Sie reckte das Kinn und hielt seinem Blick stand. »Das war es.«
»Er erwähnte, dass du ihm gedroht hast, ihn hinauswerfen
zu lassen.« Ihre Wangen brannten, da sie nicht sicher war, wie Jamie darauf reagieren würde. Colin mochte zwar der Teufel in Person sein, aber er war auch Jamies Bruder. »Das habe ich«, gab sie zu.
»Das hätte ich gerne gesehen.«
Einen Augenblick lang glaubte sie, den Hauch eines Lächelns zu entdecken, doch dann wurde sein Blick wieder hart. »Du weißt, was das bedeutet, nicht wahr? Wenn deine Clansmänner für den Angriff auf meinen Bruder verantwortlich sein sollten, dann haben sie nicht nur den Waffenstillstand gebrochen, sondern man wird sie auch des Mordes anklagen. Mein Bruder will Blut sehen, und ihr Handeln hat uns alle in Gefahr gebracht.«
»Was meinst du damit?«
»Als wir heirateten, übernahm ich die Bürgschaft für die Lamonts. Ich bin für ihr Verhalten verantwortlich, und mein Bruder will, dass ich dafür bezahle. Colin war rasend vor Wut, dass Argyll mir Ascog übergab, denn er dachte, dass es rechtmäßig ihm zustünde.«
Alles Blut wich ihr aus dem Gesicht. Nialls unüberlegtes Handeln hatte Ascog in Gefahr gebracht. Ihr Traum, den Lamonts ihr Land wieder zurückzugeben, rann ihr durch die Finger. Und was würde aus Niall und Brian und den anderen werden? Ihr Blick schoss zu ihrem Ehemann. »Du musst etwas dagegen unternehmen!«
»Es ist ein bisschen spät, mich jetzt um Hilfe zu bitten, Caitrina.«
Ihr blieb fast das Herz stehen, als sie den Tadel in seiner Stimme hörte. Spät . Wollte er damit sagen, dass es zu spät für sie war? »Es tut mir leid«, sagte sie. »Du musst mir glauben, dass ich nie wollte, dass das passiert.«
Seine Augen durchbohrten sie anklagend. »Ist das, was mein Bruder sagt, wahr? War dein Bruder Niall bei den Männern?«
Hast du mich angelogen? Sie hörte die unausgesprochene Frage. Mit brennenden Augen hielt sie seinem Blick entschlossen stand und nickte.
Er stieß einen so üblen Fluch aus, dass sie zusammenzuckte – der uncharakteristische Verlust seiner Beherrschung bewies, wie maßlos wütend er war. »Seit wann?«, verlangte er zu wissen.
»Noch nicht lange. Ich fand erst heraus, dass sie noch lebten, als du nach Dunoon gerufen wurdest.«
»Sie?«
Sie lächelte leicht. Sogar diese Umstände konnten die Freude darüber, dass ihre Brüder noch lebten, nicht dämpfen. »Außer Niall hat auch Brian überlebt.«
Sie erzählte, wie sie entkommen waren und was sich nach der Schlacht ereignet hatte – wie sie nach Irland geflohen waren und erst wieder zurückkamen, als sie die Nachricht erreichte, dass der MacGregor sich ergeben hatte. Den Teil, dass sie zusammen mit den MacGregors gekämpft hatten, ließ sie aus, doch als sie ihm von Brians kürzlicher Verletzung erzählte, war ihm zweifellos klar, wie er sie sich zugezogen hatte.
Die ganze Zeit, während sie sprach, musterte er aufmerksam ihr Gesicht. »Ich freue mich für dich, Mädchen.« Sie hörte an seiner Stimme, dass es die Wahrheit war. »Ich weiß, wie viel sie dir bedeuten. Du musst überglücklich gewesen sein.«
Sie blinzelte die aufsteigenden Tränen fort. »Das war ich. Das bin ich noch. Ich kann es immer noch kaum glauben.«
»Wenn du mir die Wahrheit gesagt hättest, wäre ich vielleicht in der Lage gewesen, sie davor zu schützen, dass ihnen etwas zustößt.«
»Ich wollte es dir erzählen, aber ich musste Niall versprechen, nichts zu verraten.«
»Davon bin ich überzeugt, aber du hättest dich niemals
darauf einlassen sollen. Du musstest doch wissen, dass du dadurch gezwungen sein würdest, so etwas Wichtiges vor mir zu verheimlichen.«
»So einfach ist das nicht. Niall schwor, dass er fortgehen würde, wenn ich mich nicht darauf einlassen sollte – und Brian war so krank, dass ich fürchtete, es würde ihn umbringen. Er sagte, dass du sie in den Kerker werfen würdest.«
»Und hast du ihm geglaubt?« Seine Stimme war trügerisch ruhig.
»Nein.«
Mit kühlem, abschätzendem Blick
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