Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
den Weg zur Burg, immer noch beunruhigt darüber, wie sehr Caitrina sich verändert hatte.
Teufel, er hatte niemals gewollt, dass sie so tief sank; er hatte nur gewünscht, sie würde einsehen, dass die Welt komplizierter war, als sie glaubte. Er hatte nicht gewollt, dass sie so litt oder solche Brutalität mit ansehen musste.
Wenn er nicht so verdammt wütend über ihre Zurückweisung gewesen wäre, hätte er sie vielleicht beschützen können. Doch wegen seines verletzten Stolzes hatte er seine Absichten für sich behalten. Wenn er seinem Cousin oder seinem Bruder Colin davon erzählt hätte, dass er vorhatte, sie zu heiraten, dann wäre ihre Familie vielleicht verschont geblieben. Sie wäre vielleicht verschont geblieben.
Er würde ihr niemals die Familie zurückgeben können, die sie verloren hatte, doch er würde alles dafür tun, um es wiedergutzumachen.
Während er sich der Burg näherte, sah er zum Turm hoch und erinnerte sich an ihre Abschiedsworte. Ein weniger entschlossener Mann hätte möglicherweise getan, worum sie bat. Doch Jamie konnte nicht einfach fortgehen und sie in Ruhe lassen. Caitrina Lamont ging ihm unter die Haut wie noch keine andere Frau zuvor. Sogar, nachdem sie durch die
Hölle gegangen war, war sie immer noch feurig, leidenschaftlich, eigensinnig und stolz. Was er einst als verwöhnten Zug abgetan hatte, spiegelte eine Charakterstärke wider, die viel tiefer ging. Sie war anders als jede andere Frau, die er jemals gekannt hatte.
Sie gehörte ihm, und er würde sie nicht – konnte sie nicht – gehen lassen.
Caitrinas Herz hämmerte immer noch wie wild, als sie das dunkle, steinerne Treppenhaus des alten Turms betrat und die Wendeltreppe zu der kleinen Kammer emporstieg, die für sie im Dachgeschoss hergerichtet worden war.
Es war nicht viel mehr als ein Dienstbotenzimmer, doch für sie war es perfekt. Die niedrige, steile Decke des kleinen Raumes gab ihr ein Gefühl der Sicherheit. Und weil die Kammer sich direkt unter dem Dach des Turms befand, zu hoch, um von außen hinaufzuklettern, besaß sie ein großes Fenster, von dem sie hinaus auf den Clyde blicken konnte. Ihr Onkel hatte ihr ein größeres Zimmer weiter unten angeboten, das sie sich mit ihren zwei jungen Cousinen geteilt hätte, doch Caitrina zog die Einsamkeit und Ruhe vor – die Mädchen waren zwar liebenswert, aber erst zwölf und vierzehn und neigten zu fröhlichem Geplapper. Wie Brian. Die Erinnerung war zu schmerzhaft.
Mit wenigen Schritten durchquerte sie den schmalen Gang vor ihrer Kammer, zog die Tür auf und schlug sie schnell wieder hinter sich zu, als könnte er ihr möglicherweise folgen. Doch eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf sagte ihr warnend, wenn Jamie Campbell sie wollte, dann würde eine einfache Holztür ihn nicht aufhalten. Ein Zittern durchlief sie. Nichts würde ihn aufhalten.
Sie lehnte sich an die Tür, versuchte, wieder zu Atem zu kommen und wartete darauf, dass das heftige Heben und Senken ihrer Brust sich verlangsamte.
Caitrina hatte geglaubt, sie hätte das, was zwischen ihnen geschehen war, und die irrationale Anziehung, die sie für Jamie verspürte, hinter sich gelassen. Seine Beteiligung – oder die seines Clans – an dem Angriff auf ihre Familie hatte eine unüberwindliche Mauer zwischen ihnen errichtet. Oder zumindest sollte es so sein, doch er hatte diese Mauer mit Worten, die sie alles, was sie wusste, in Frage stellen ließ, wieder eingerissen.
Sie begehrte ihn noch immer. Sosehr sie es auch leugnen wollte, ihre leidenschaftliche Reaktion auf seinen Kuss belehrte sie eines Besseren. Sie schämte sich für ihre Schwäche. Er sollte eigentlich der letzte Mann sein, zu dem sie sich hingezogen fühlte. Wenn es doch einfach nur körperliche Anziehung wäre, doch sie fürchtete, dass es komplizierter war. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, wenn er in der Nähe war.
Nach allem, was er ihr gesagt hatte, waren ihre Gefühle in Aufruhr, doch zwei Dinge schienen wahr zu sein: Er hatte sie aus dem brennenden Gebäude getragen – sie erinnerte sich an das Gefühl von Sicherheit, als er sie in den Armen gehalten hatte –, und ihr Vater hatte den MacGregors Unterschlupf gewährt.
Sie wusste, dass ihr Vater – wie so viele in den Highlands – Mitleid mit ihrer Notlage gehabt hatte, doch Caitrina konnte immer noch nicht glauben, dass er ein solches Risiko eingegangen war. Wenn sie allerdings bedachte, was für ein ehrenhafter und stolzer Chief ihr Vater gewesen
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