Stolz und Verfuehrung
zu glauben, ohne überhaupt einen Fetzen Stoff am Leib.
Dann registrierte sie die Wärme, die sie rundum einhüllte -und den Körper, der sie ausstrahlte.
Es waren nicht die Laken, die sie auf ihrer plötzlich empfindsam gewordenen Haut spürte.
Das Bewusstsein traf sie wie der Schlag, die Erinnerungen überfluteten sie. Als es neben ihr unterdrückt stöhnte, schlug sie die Augen auf, um die Schlussfolgerung ihrer Sinneseindrücke bestätigt zu sehen.
Diese Erinnerungen waren kein Traum.
Em lag auf dem Rücken, während Jonas sich mit dem Gesicht nach unten an ihre Seite schmiegte. Sie starrte auf den starken, muskulösen, behaarten Arm, der quer über ihren Brüsten lag, und ließ den Blick dann starr über die große, kräftige Gestalt schweifen, die sich unter ihrer Decke abzeichnete, sich neben ihr ausdehnte, während ein nackter muskulöser Schenkel sich mit ihrem verschlungen hatte.
Hatte sie tatsächlich ...?
Ja, hatte sie. Sie hatte Jonas Tallent in ihr Bett eingeladen, in ihren Körper. Er war ihr aus eigenem Antrieb in das Zimmer gefolgt, hatte, soweit sie sich erinnern konnte, wegen irgendeiner Sache einen Streit vom Zaun gebrochen. Allerdings wusste sie nicht mehr, worum es bei dem Streit gegangen war. Besaß überhaupt nur eine schwache Erinnerung an alles, was geschehen war, bevor sie sich kopfüber ins Abenteuer gestürzt hatte.
Doch was dann gefolgt war, war ihr nur zu deutlich im Gedächtnis haften geblieben, all die Erkundungen, alles, was sie gelernt hatte. All die unglaublichen Empfindungen hatte sie noch im Kopf, all die bemerkenswerten Einzelheiten ...
Verwirrende Einzelheiten.
Blinzelnd stellte Em fest, dass unzählige Minuten verronnen waren, während sie sich in Gedanken darüber verloren hatte, was eigentlich passiert war und warum es passiert war.
Nur zu verständlich. Aber ... was jetzt?
Nachdem sie ihn einmal eingeladen hatte - wie brachte sie ihn dazu, wieder zu verschwinden?
Em hatte keine Ahnung, was die Regeln des Anstands geboten. Aber sie nahm an, dass sie ihn irgendwie hinausbegleiten sollte. Ganz sicher durfte er sich bei Tagesanbruch nicht mehr in ihrem Zimmer aufhalten.
Wie spät war es? Auf der Kommode an der Wand neben dem Bett stand eine kleine Uhr; sie schaute hinüber, konnte die Zeiger aber nicht recht erkennen ...
»Es ist kurz nach Mitternacht.«
Leise waren die Worte an ihrem Ohr vorbeigepoltert, hatten ihr einen Schrecken eingejagt. Ihre Nerven und ihre Haut zum Prickeln gebracht. Sie drehte sich zu ihm.
Jonas hatte den Kopf auf dem Kissen so geneigt, dass er sie beobachten konnte. Er lag nahe bei ihr; es fiel genug Mondlicht auf ihr Bett, dass Em seine Gesichtszüge sehen konnte, aber seine Augen schimmerten so undurchdringlich wie ein tiefer See. Sie konnte nichts an ihnen ablesen.
Aber sie konnte seine Lippen sehen, bemerkte, dass sie sich zu einer Kurve verzogen, die wie ein überaus selbstgerechtes Lächeln wirkte. Eines, das an ein blasiertes Grinsen grenzte.
Em wollte die Stirn runzeln, hatte es fest vor, als Jonas den Arm und die Hand bewegte, die langen Finger, und an einer Seite ihrer Brust entlangstrich. Wieder erschrak sie, nur diesmal auf ganz andere Weise, eher wie bei einer Erinnerung, die freudige Erwartungen weckte. Ihr Blick ruhte auf seinem Gesicht. Seine Hand und die forschenden Finger nahmen ihre Aufmerksamkeit ganz und gar gefangen, als er sie streichelte, tastete, zärtlich liebkoste ... Beinahe wäre sie zusammengezuckt, so glücklich stimmte sie die Erinnerung an die nächtliche Lust, und sie scherte sich einen Teufel um ihr schlechtes Gewissen wegen der Erregung, die wieder in ihr aufkeimte.
Em leckte sich über die Lippen. Bemerkte, dass sein Blick auf ihren Mund fiel. Widerstrebend fragte sie ihn: »Solltest du nicht ... gehen?«
Jonas’ Blick schweifte hinauf zu ihren Augen, hielt sie ein paar Sekunden lang fest, bevor er die Lippen noch bestimmter nach oben zog. Er schüttelte den Kopf und blickte zu seiner Hand, die ihre Brust unter der Decke forderte und unaufhörlich liebkoste. »Ich bin genau dort, wo ich sein möchte.«
Und er hatte nicht vor, das Gasthaus zu verlassen. Jedenfalls nicht vor Morgengrauen, wenn die Rücksicht auf ihren guten Ruf ihn hinaustreiben würde. Jonas konnte sich nicht erinnern, wann er sich jemals so zufrieden, so glücklich gefühlt hatte.
Emily Beauregard gehörte ihm. Unwiderruflich und ohne jeden Zweifel.
Er lag nackt in ihrem Bett, und sie lag bei ihm, ebenfalls nackt. Trotz
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